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Wissenschaft
Psychologe Gerd Gigerenzer spricht bei Vortragsreihe
„Ungewissheit ist etwas, was wir erstmal nicht mögen“, stellt der bekannte Psychologe und Risikoforscher Professor Dr. Gerd Gigerenzer fest. Gigerenzer ist Direktor des Harding-Zentrums für Risikokompetenz an der Universität Potsdam und hat zuletzt das Buch „Klick. Wie wir in einer digitalen Welt die Kontrolle behalten und die richtigen Entscheidungen treffen“ veröffentlicht. Seine Forschung dreht sich neben anderem um die Frage, wie es bei begrenzter Zeit, wenig Information und einer ungewissen Zukunft möglich ist, rationale Entscheidungen zu treffen.
Den Umgang mit der Ungewissheit im digitalen Zeitalter thematisiert Gerd Gigerenzer am kommenden Montag, 30. Januar, um 18.30 Uhr in einem Vortrag der Reihe „Uncertainty-Talk“. Der Eintritt zu dem Vortrag im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld ist kostenlos.
„Google kennt uns besser als wir selbst“, sagt Gigerenzer. Algorithmen würden als allwissend vermarktet und auch die Regierungen von China bis zu Deutschland würden denjenigen Sicherheit versprechen, die sich nur mehr überwachen ließen. „Wie können wir lernen, vernünftig mit Ungewissheit umzugehen?“, so Gigerenzers Leitfrage.
„Das ist gerade angesichts von Krisenzeiten und einer rasanten Zunahme von komplexen Informationen ein aktuelles wie hochspannendes Thema“, findet auch Professor Dr. Andreas Zick, Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld. „Gerd Gigerenzer ist einer der renommiertesten Risikoforscher der heutigen Zeit, dem wir zuhören sollten“, sagt Zick. Die Geschichtswissenschaftlerin Professorin Dr. Silke Schwandt, ebenfalls von der Universität Bielefeld, ergänzt: „Gerd Gigerenzer erklärt mit seiner Forschung zum Beispiel, wie unsichere Zustände dazu führen, dass Bürger*innen sich von Autoritäten bevormunden lassen oder Fake News glauben. Und er zeigt, wie Menschen diese selbstverschuldete Unmündigkeit überwinden können.“
Andreas Zick und Silke Schwandt organisieren die Uncertainty-Talks zusammen mit dem Wirtschaftswissenschaftler Professor Dr. Herbert Dawid. Hervorgegangen ist die Vortragsreihe aus einer Forschungsinitiative an der Universität Bielefeld, die die drei Wissenschaftler*innen koordinieren. Der Zusammenschluss beschäftigt sich intensiv mit Unsicherheit. Lange Zeit ist Unsicherheit als allgegenwärtige Bedrohung betrachtet worden, die es zu kontrollieren und im Zaum zu halten galt. Die neue Initiative strebt hingegen danach, die Forschung zu Ungewissheiten und Unsicherheiten auf eine breitere Basis zu stellen und voranzubringen. Dafür stellt sie die vielfältigen Arten der Navigation von Unsicherheit in den Mittelpunkt. Die Uncertainty-Talks sollen durch verschiedene Blickwinkel auf diese Analyse einen Beitrag zum interdisziplinären Verständnis dieses Forschungsansatzes leisten.
Gerd Gigerenzer ist Gründer und Gesellschafter von Simply Rational – Das Institut für Entscheidung. Er war unter anderem Direktor des Forschungsbereichs „Adaptive Behavior and Cognition“ (ABC) am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung und am Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung, München, Professor an der University of Chicago und John M. Olin Distinguished Visiting Professor an der School of Law der Universität von Virginia. Er ist Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften (Leopoldina) sowie der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Sciences und der American Philosophical Society. Seine mehrfach ausgezeichneten Sachbücher „Das Einmaleins der Skepsis“, „Bauchentscheidungen: Die Intelligenz des Unbewussten“ und „Risiko: Wie man die richtigen Entscheidungen trifft“ wurden in 21 Sprachen übersetzt.
Der Vortrag von Gerd Gigerenzer war zunächst für den 21. November geplant. Weil der Vortrag an dem Tag nicht stattfinden konnte, ist er auf den am 30. Januar verschoben worden.
Vor dem Vortrag von Gerd Gigerenzer fanden bereits zwei „Uncertainty-Talks“ statt:
- Professor Dr. David Tuckett vom University College London, Großbritannien. Der Ökonom, Medizinsoziologe und Psychoanalytiker stellte seinen Vortrag unter den Titel „Conviction Narrative Theory: Understanding ambivalence as a way forward” (Erzähltheorie der Überzeugung: Das Verstehen von Ambivalenz als Schritt vorwärts).
- Professor Dr. Armin Nassehi von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Der Soziologe sprach über das Thema „Entscheidungen unter Unsicherheitsbedingungen. Ein Pleonasmus oder ein steigerbarer Sachverhalt?“.
Die Veranstaltung mit David Tuckett wurde aufgezeichnet, das Video ist online abrufbar: https://www.youtube.com/watch?v=Tyn-zeghfMA. Die Aufnahmen der Vorträge von Armin Nassehi und Gerd Gigerenzer werden ebenfalls veröffentlicht.
Das Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld ist eine unabhängige, thematisch ungebundene Forschungseinrichtung und steht Wissenschaftler*innen aller Länder und aller Disziplinen offen. Das ZiF befindet sich auf dem Südcampus der Universität Bielefeld, Adresse: Methoden 1, 33615 Bielefeld.
Anna Maria Neubert, Universität Bielefeld
Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie
Telefon: 0521 106-6512
E-Mail: unex@uni-bielefeld.de
https://www.uni-bielefeld.de/(de)/ZiF/OeV/2022/11-21-Uncertainty.html Website zur Vortragsreihe
https://www.uni-bielefeld.de/uni/presse-medien/publikationen/bi-research Forschungsmagazin BI.research mit Dossier „Navigation von Unsicherheit“
https://uni-bielefeld.canto.de/b/RM20U Bildmaterial zum Thema
Der bekannte Psychologe und Risikoforscher Prof. Dr. Gerd Gigerenzer ist zu Gast im Zentrum für inte ...
Foto: Arne Sattler
Criteria of this press release:
Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars, Students, Teachers and pupils, all interested persons
Economics / business administration, History / archaeology, Psychology, Social studies
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications
German
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