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Zwischenergebnisse des Projektes start2park geben Aufschluss über Suchdauer und -radius/weiterhin Freiwillige willkommen, die kostenlose Forschungsdaten-App nutzen
Wie groß ist das Problem des Parksuchverkehrs, gerade in Großstädten, wirklich? Ein durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) gefördertes Forschungsprojekt analysiert die Parkplatzsuche und entwickelt Lösungsansätze. Am Research Lab for Urban Transport (ReLUT) der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) wird dies im Projekt „start2park – Parksuche erfassen, verstehen und prognostizieren“ erforscht. Über die start2park-App wird erstmals die Parkplatzsuche von Autofahrer/-innen detailliert aufgezeichnet. „Selbst in Frankfurt am Main, dauert es kürzer als gedacht, einen Parkplatz zu finden. Allerdings wird in Frankfurt überdurchschnittlich lange und in einem überdurchschnittlich großen Radius um das Ziel gesucht“, teilt Projektleiter Prof. Dr. Tobias Hagen, Professor an der Frankfurt UAS und Teil des ReLUT-Direktoriums, mit. „Unsere Zwischenergebnisse zeigen, dass die Suchdauern in Innenstadtlagen von Metropolen deutlich sind, während die Parkplatzsuche im ländlichen Gebiet nahezu irrelevant ist. Es kommt aber dennoch auch in Großstädten wie Frankfurt am Main selten zu sehr langem Suchen.“ Eines zeigen die ersten Ergebnisse aber deutlich: Fahrzeuge stellen während der Parkplatzsuche ein Verkehrshindernis dar, da deren Durchschnittsgeschwindigkeit nur zwei km/h beträgt. Hagen und sein Team sind auch gespannt, ob sich die Werte im Projektzeitraum ohne die zahlreichen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie nun in eine andere oder genau dieselbe Richtung entwickeln werden.
Hagen selbst überraschen die Zwischenergebnisse angesichts der gesellschaftlich und politisch geführten Diskussion rund um das Thema Parken. Zudem hatten vorab durchgeführte Befragungen gezeigt, dass gerade Anwohner/-innen in Innenstadtlagen am Wohnort am häufigsten im öffentlichen Straßenraum parken und davon fast 60 Prozent das Finden eines Parkplatzes als (sehr) schwierig empfinden. „Die subjektive Wahrnehmung scheint hier also eine Rolle zu spielen: findet man nicht sofort einen Parkplatz, ist einem das unangenehm und die Suche kommt einem länger vor, als sie tatsächlich dauert. Wird Parkplatzsuchzeit objektiv gemessen, stellt man fest, dass diese gar nicht so lange ist. Tatsächlich kommt es in Innenstadtlagen regelmäßig, aber eben nicht immer, zu längeren Parksuchzeiten. Solche unangenehmen Ereignisse merkt man sich viel eher als Ereignisse, die unauffällig verlaufen, also wenn man sehr schnell einen Parkplatz findet“, ordnet Hagen ein. Bei Fahrten innerhalb der oder in die City, die nicht nach Hause führen, scheinen vermehrt Parkhäuser genutzt zu werden, um die lange Parkplatzsuche zu umgehen. „In Großstädten mit tatsächlichem oder vermutetem Parkplatzproblem werden entweder direkt oder nach einer gewissen Suchzeit kostenpflichtige Parkplätze aufgesucht“, erklärt Hagen, dessen App jeden Parkvorgang in „kostenfrei“, „kostenpflichtig“ und „nicht regelkonform“ unterteilt.
Gemessene Werte für Frankfurt am Main
In Frankfurt am Main wird länger und in einem größeren Radius um das Ziel gesucht als dies im bundesdeutschen Schnitt der Fall ist. Eine höhere Anzahl der Fahrten beinhaltet überhaupt einen Parksuchvorgang. Anschließende Fußwege sind in Zeit und Luftlinie sehr ähnlich wie in anderen Regionen.
In Frankfurt wurde in der zentralen Innenstadt, sowie sekundär in einigen Stadtteilzentren eine hohe Parksuchdauer gemessen. In den Stadträndern ist die Parksuchdauer geringer und näher am bundesweiten Schnitt. Im Mittel der aufgezeichneten Fahrten ist Parkplatzsuche aber auch in Frankfurt kein massives Problem, außer bei einer begrenzten Anzahl Betroffener bzw. Fahrten. Wenn Nutzende der start2park-App in Frankfurt eine Autofahrt beginnen, müssen sie im Durchschnitt damit rechnen, 02:07 Minuten für die Parkplatzsuche und 01:12 Minuten für die anschließende Fußwegdauer zum finalen Ziel zu brauchen. Wenn die Nutzenden bereits wissen, dass sie mit einer Parkplatzsuche rechnen müssen, dann beträgt die Parkplatzsuchdauer im Durchschnitt 02:18 Minuten und die Fußwegdauer 01:16 Minuten. Die entsprechenden durchschnittlichen Wege sind 382 Meter für die Parksuchstrecke und 107 Meter für den anschließenden Fußweg.
Diese Durchschnittswerte werden stark von eher wenigen, sehr langen Parkplatzsuchen beeinflusst. Daher ist es sinnvoll, den Median (50% Quantil) zu betrachten, der die Dauer einer mittleren Parkplatzsuche abbildet, wobei jeweils die Hälfte der Suchdauern kürzer bzw. länger ist. Unter Fahrten mit Parkplatzsuche beträgt die mittlere (Median-)Suchdauer 1:23 Minuten. 88 Prozent der Parksuchvorgänge dauern länger als eine halbe Minute, aber nur 34 Prozent länger als 2:00 Minuten. Länger als 3:00 Minuten dauern 20 Prozent und länger als 5:00 Minuten nur zehn Prozent der Parkplatzsuchen. Die Fahrer/-innen beginnen die Parkplatzsuche im Mittel (Median) in 114 Meter Luftlinienentfernung zum finalen Ziel ihrer Reise. Bei den 92 Prozent der Fahrten, die wirklich mit einer Parkplatzsuche verbunden sind, sind es 123 Meter Luftlinie. Die tatsächlich gefundenen Parkplätze sind näher am finalen Ziel: Die Luftlinie zwischen dem Parkplatz und dem finalen Ziel beträgt im Mittel (Median) ca. 75 Meter. Allerdings sind 5 Prozent der Luftlinien länger als 275 Meter. Die tatsächliche zurückgelegte Fußwegstrecke zwischen dem geparkten Fahrzeug und finalem Ziel beträgt im Mittel (Median) 62 Meter.
Unterschiede nach fahrt- und fahrerbezogenen Merkmalen
„Die Werte unterscheiden sich stark nach fahrt- und fahrerbezogenen Merkmalen“, betont Hagen. Uhrzeit, Fahrzeugtyp sowie Alter der Personen haben großen Einfluss. Insbesondere der Feierabendverkehr in Wohnquartieren der Innenstadt geht einher mit langer Parksuchzeit. Tendenziell muss man für größere Fahrzeuge länger nach einem „passenden Parkplatz“ suchen. „Ältere Menschen versuchen offenbar von vorneherein sowohl die Parkplatzsuche als auch einen längeren Fußweg zu meiden. Wir vermuten, dass sie sich Ziele aussuchen, die mit weniger Suche und Wegen verbunden sind – zum Beispiel ein Einkaufszentrum anstatt einem Geschäft in einer innerstädtischen Einkaufsstraße. Ältere nutzen auch bevorzugt kostenpflichtige Parkplätze oder steigen bewusst auf den ÖPNV um“, so Hagen.
Parkplatzsuche ist ein Verkehrshindernis
Während der Parkplatzsuche beträgt die Durchschnittsgeschwindigkeit von Fahrzeugen nur 2 km/h. Ein parkplatzsuchendes Fahrzeug ist also tatsächlich immer ein Problem, abgesehen von den subjektiven „Schmerzen“ der Fahrenden: Es stellt ein Verkehrshindernis dar und könnte gemäß vorliegender Studien auch mit erhöhtem Unfallrisiko einhergehen. Parkplatzsuche muss also so kurz wie irgend möglich gehalten werden oder besser ganz vermieden werden, um den fließenden Verkehr nicht zu behindern und somit die Umweltbelastung nicht zusätzlich zu erhöhen. Je mehr Pkw genutzt werden, umso mehr suchen einen Parkplatz. Wer ÖPNV oder das Fahrrad nutzt, produziert keinen Suchverkehr. Die gleichzeitige Existenz kostenloser und kostenpflichtiger Parkplätze verlängert laut Hagen die Parkplatzsuche, da dadurch oftmals erst ein kostenloser Parkplatz gesucht wird und erst bei Misserfolg der kostenpflichtige Parkplatz angenommen wird.
„Wir wollen anhand der bereits erhobenen und noch zu erhebenden Daten aufzeigen, ob Parksuchverkehr ein über- oder unterschätztes Phänomen ist und wie Kommunen durch Parkraummanagement und Verkehrsplanung den Parksuchverkehr reduzieren können“, so Hagen. Ziel ist es zudem, dass Navi-Apps zukünftig auch die Parksuchzeit vorhersagen können, um so einen realistischeren Vergleichswert gegenüber anderen Mobilitätsangeboten zu haben. Denn oftmals gibt die prognostizierte Wegzeit der favorisierten Navigationsapp den Ausschlag dafür, welches Verkehrsmittel eine Person wählt.
Kostenlose Forschungsdaten-App: alle können Projekt als Testfahrer/-in unterstützen
Über die kostenlose Forschungsdaten-App start2park, welche seit Anfang September 2021 in den App-Stores verfügbar ist und bereits mehr als anderthalbtausend Mal heruntergeladen wurde, wird Parksuchverkehr an vielen unterschiedliche Standorten und zu vielen unterschiedlichen Zeitpunkten getrackt und Einflussfaktoren, beispielsweise der Fahrtzweck, ermittelt. Die App ist auch in englischer Sprache verfügbar, um Daten aus ganz Europa erfassen zu können, da Parksuchverkehr kein ausschließlich deutsches Problem ist. Nach wie vor ist es möglich, das Projekt als Testfahrer/-in zu unterstützen und somit einen Beitrag für eine klimafreundliche Mobilität zu leisten sowie einen Einblick in die eigene Parkplatzsuchzeit zu bekommen. Mitmachen kann jede/-r Autofahrer/-in, egal an welchem Ort in Europa sie/er unterwegs ist. Für 15 vollständig aufgezeichnete Fahrten, kann der/die Testfahrer/-in einen Einkaufsgutschein im Wert von 25 Euro erhalten. Die exakten Teilnahmebedingungen finden sich in der App, die wie folgt zu erreichen ist: https://start2park-app.fluxguide.com/fluxguide/appstore.
Projektbeteiligte
Das Forschungsprojekt wird im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND mit rund 1,5 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert. Mit der Frankfurt UAS kooperieren in diesem Forschungsprojekt zwei Partner aus der Wirtschaft, die Fluxguide Ausstellungssysteme GmbH und die Bliq GmbH. Das Projekt läuft bis Juni 2023.
Über das Förderprogramm mFUND des BMDV:
Im Rahmen des Förderprogramms mFUND unterstützt das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) seit 2016 Forschungs- und Entwicklungsprojekte rund um datenbasierte digitale Innovationen für die Mobilität der Zukunft. Die Projektförderung wird ergänzt durch eine aktive fachliche Vernetzung zwischen Akteuren aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Forschung und die Bereitstellung von offenen Daten in der Mobilithek (http://www.mobilithek.info/). Weitere Informationen unter http://www.mfund.de/.
Zum Research Lab for Urban Transport (ReLUT)
Im Research Lab for Urban Transport (ReLUT) der Frankfurt University of Applied Sciences forscht ein interdisziplinäres Team aus Wissenschaft und Praxis zu aktuellen und zukünftigen Herausforderungen des Verkehrs im städtischen Raum. Beispielsweise werden hier Forschungsprojekte zur letzten Meile des Wirtschaftsverkehrs, zum Personenverkehr sowie große Datenanalysen durchgeführt.
Weitere Informationen zum Research Lab for Urban Transport (ReLUT) unter: http://www.frankfurt-university.de/relut; mehr zum Forschungsprojekt start2park unter: http://www.start2park.com/.
Studien: Inci, E., Ommeren, J. V., & Kobus, M. (2017). The external cruising costs of parking. Journal of Economic Geography, 17(6), 1301-1323./Sana, B., Riadh, H., & Rafaa, M. (2014, May). Intelligent parking management system by multi-agent approach: the case of urban area of Tunis. In 2014 International Conference on Advanced Logistics and Transport (ICALT) (pp. 65-71). IEEE/
Lee, J., Agdas, D., & Baker, D. (2017). Cruising for parking: New empirical evidence and influential factors on cruising time. Journal of Transport and Land use, 10(1), 931-943.
Frankfurt University of Applied Sciences, Research Lab for Urban Transport (ReLUT), Prof. Dr. Tobias Hagen, Telefon: +49 69 1533-3896, E-Mail: thagen@fb3.fra-uas.de
Gemessene mittlere Parkplatzsuchdauer in Frankfurt/Main.
Research Lab for Urban Transport (ReLUT) der Frankfurt University of Applied Sciences ©Basiskarte: OpenStreetMap Contributors
Criteria of this press release:
Journalists, all interested persons
Environment / ecology, Information technology, Traffic / transport
transregional, national
Research projects, Research results
German
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