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Wissenschaft
Denken wir in Sprache? Und falls ja, in welcher Sprache denken wir? Etwa in der, in der wir auch sprechen? Oder denken wir in einer eigenen Gedankensprache – einer sogenannten Sprache des Geistes? Diesen und weiteren Fragen nimmt sich jetzt ein Team aus Forscherinnen und Forschern unter Leitung der Philosophin Prof. Dr. phil. Nikola Kompa von der Universität Osnabrück an. Durch die Zusammenarbeit mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Wien und Cincinnati umspannt das Projekt die Fachbereiche der Philosophie, Neuropsychologie und Psycholinguistik.
Über einen Zeitraum von drei Jahren wird das Forschungsprojekt mit insgesamt knapp 760.000 Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) gefördert.
„Schon in der Antike wird der Sprache eine bedeutsame Rolle in unserem Denken zuerkannt. Strittig ist seit jeher jedoch, ob wir in einer natürlichen Sprache – eine Sprache, wie wir sie auch sprechen – oder in einer Sprache des Geistes denken. Durch Probleme der Sprachproduktion und des Sprachverstehens z.B. im Bereich der sprachbasierten KI erhält diese Debatte aktuell neue Relevanz, sie ist aber auch für die Psychotherapie oder im Bildungswesen wichtig“, erklärt Prof. Dr. Kompa.
Die Forscherinnen und Forscher gehen von einer Position in der Sprachtheorie aus, der zufolge Kinder Sprache in der sozialen Interaktion erwerben. Im Laufe der Entwicklung werde Sprache dann internalisiert und erfülle zunehmend kognitive Funktionen. „Wie Kinder und auch Erwachsene Lernen, Probleme lösen, Planen oder sich selbst beobachten – all das wird durch eine innere Sprache strukturiert und geleitet“, so Prof. Dr. Kompa. „Unser Forschungsansatz ist, dass diese äußere Sprache, die wir sprechen, unsere inne Sprache, in der wir denken, bedingt und damit unsere gesamte kognitive Architektur maßgeblich mitgestaltet.“
Das Team um Kompa will die tiefverwurzelte Annahme hinterfragen, dass Sprache nur ein Mittel sei, um Anderen Informationen mitzuteilen. Sprache sei, so Kompa, viel mehr – nämlich Grundbaustein vieler wichtiger Denkprozesse. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen aber nicht davon aus, dass alles Denken in einer Sprache geschehe. Vielmehr sei es ihr Forschungsanliegen, den Zusammenhang zwischen sprachlichem und nichtsprachlichem Denken besser zu verstehen.
„Ziel unseres Projekts ist es, zu erklären, welche kognitive Rolle diese innere Sprache, die einen sozialen Ursprung hat, spielen kann. Das verlangt von uns, ein Modell des inneren Dialogs zu entwickeln und darzulegen, welche kognitiven Prozesse der Sprachproduktion und dem Sprachverstehen überhaupt vorangehen“, erläutert Prof. Dr. Kompa. „Kurzum, unser Projekt verspricht, unser Verständnis des Zusammenhangs von Sprache und Denken maßgeblich zu vertiefen und dadurch einen wesentlichen Forschungsbeitrag für Philosophie, Kognitionswissenschaft, Psychologie, Sprachwissenschaft, aber auch für die evolutionäre Biologie oder die Bildungs- und Kulturwissenschaften zu leisten.“
Weitere Informationen für die Redaktionen:
Prof. Dr. phil. Nikola Kompa
Theoretische Philosophie, Universität Osnabrück
Tel.: +49 541 969-7109
E-Mail: nikola.kompa@uni-osnabrueck.de
Criteria of this press release:
Journalists
Information technology, Language / literature, Media and communication sciences, Philosophy / ethics, Psychology
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Research projects
German
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