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06/14/2023 11:45

Adolf von Nassau: Kleiner König – große Wirkung?

Petra Giegerich Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

    Wissenschaftliche Tagung vom 29. Juni bis 1. Juli in Wiesbaden widmet sich dem Königtum Adolfs von Nassau aus Anlass seines 725. Todestages

    Adolf von Nassau, Ende des 13. Jahrhunderts für kurze Zeit römisch-deutscher König, wird nicht zu den großen Gestalten der deutschen Geschichte gezählt. Seit seinem Tod vor 725 Jahren ist das Urteil über sein Königtum sehr gemischt. Ihm werden Kriegstreiberei, Vertragsbruch und Wankelmütigkeit zugeschrieben, aber auch Tapferkeit, Sorge um das Reich und der gekonnte Einsatz der ihm zur Verfügung stehenden Mittel. Seit den Forschungen Peter Moraws in den 1980er Jahren wird Adolf von Nassau zu den „kleinen Königen“ gezählt. „Aber wir müssen uns die Frage stellen, ob diese Bezeichnung angemessen ist“, bemerkt Prof. Dr. Nina Gallion von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) dazu. „Adolf ist eine spannende Figur und in seiner kurzen, sechsjährigen Herrschaft hat sich viel Aufregendes und Interessantes ereignet.“ Nachdem sich die Forschung bisher nur wenig mit Adolf von Nassau befasst hat, wird sich eine wissenschaftliche Tagung in Wiesbaden vom 29. Juni bis 1. Juli 2023 dem früheren Herrscher widmen. Die Öffentlichkeit ist insbesondere zur Teilnahme an einem Abendvortrag am Freitag, 30. Juni vor Ort oder via Live-Stream eingeladen.

    Adolf von Nassau – Römisch-deutscher König von 1292 bis 1298

    Der zweite Sohn des Grafen Walram II. von Nassau wurde am 5. Mai 1292 zum König gewählt. Bereits diese Wahl war etwas ungewöhnlich, weil Adolf „nur“ ein Graf war und nicht wie meist üblich aus dem höheren Adel stammte. Am 24. Juni 1292 fand die Krönung in Aachen statt. Nur sechs Jahre nach seiner Wahl, am 23. Juni 1298, sollte er der erste König werden, der von den Kurfürsten für abgesetzt erklärt wurde. Der unmittelbar darauffolgende Krieg zwischen Adolf von Nassau und dem neuen König Albrecht von Habsburg endete mit dem Tod Adolfs auf dem Schlachtfeld bei Göllheim, 25 Kilometer westlich von Worms.

    So umstritten die Urteile über Adolfs Herrschaft bis heute sind, so scheint doch die Einstufung als „kleiner König“ mit defizitären Voraussetzungen und folglich beschränktem Handlungsvermögen fraglich. „Es greift zu kurz, die sogenannten kleinen Könige nur auf ihre nachhaltige Wirkmächtigkeit im Reich hin zu untersuchen“, sagt Nina Gallion. „Außerdem sollten wir hinterfragen, welche Ansichten über Adolf in den vergangenen Jahrhunderten entstanden sind und inwieweit sie unser heutiges Urteil noch prägen.“ Die Tagung in Wiesbaden will daher neue Wege zu einem „kleinen König“ erschließen und überprüfen, inwiefern diese Einordnung den Blick auf die herrschaftliche Praxis, die Erfolge und Misserfolge und die „Kunst des Möglichen“ verstellt – und der Königsherrschaft Adolfs am Ende des 13. Jahrhunderts gerecht wird.

    Das Programm beinhaltet unter anderem Vorträge zur Macht und Herrschaft spätmittelalterlicher Könige, zu der Familie und Hausmacht Adolfs von Nassau und folglich den Voraussetzungen seiner Regentschaft sowie zur Stellung als König und zu seinem Königtum. Dem Nachleben und der Rezeption des Königtums widmet sich ein weiterer Teil der Tagung, um Wandel und Kontinuitäten in der Deutung Adolfs aufzuzeigen.

    Kooperationsveranstaltung findet im Hessischen Landesarchiv statt

    Die Tagung wird von Prof. Dr. Nina Gallion und Dr. Heidrun Ochs, Wissenschaftlerinnen im Bereich Spätmittelalterliche Geschichte und Vergleichende Landesgeschichte am Historischen Seminar der JGU, geleitet. Die Veranstaltung erfolgt in Kooperation mit dem Hessischen Landesarchiv, Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, der Historischen Kommission für Nassau und dem Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung e.V. Sie wird vom Kulturamt der Landeshauptstadt Wiesbaden, von der Nassauischen Sparkasse und von der Leifheit-Stiftung gefördert. Tagungsort ist das Hessische Landesarchiv, Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Mosbacher Straße 55 in 65187 Wiesbaden. Interessenten können sich noch bis zum 15. Juni per E-Mail unter landesgeschichte-mittelalter@uni-mainz.de oder telefonisch unter 06131 39-24462 dazu anmelden. Das detaillierte Programm ist unter https://vergleichendelandesgeschichte.geschichte.uni-mainz.de/kleiner-koenig-gro... zu finden.

    Öffentliche Abendveranstaltung – Zugang in Präsenz und via Live-Stream möglich

    Außerdem laden die Organisatorinnen am Freitag, 30. Juni 2023, um 20:00 Uhr zu einem öffentlichen Abendvortrag in den Herzog-Friedrich-August-Saal der Wiesbadener Casino-Gesellschaft, Friedrichstraße 22, 65185 Wiesbaden, ein. Nach einem Grußwort von Kulturdezernent Axel Imholz wird Dr. Peter Quadflieg, Leiter des Stadtarchivs Wiesbaden und Vorsitzender der Historischen Kommission für Nassau, den Referenten des Abends vorstellen: Pierre Even, Rechtsanwalt, Komponist, Historiker und Direktor des Großherzoglich Luxemburgischen Hausarchivs, spricht über „Das Haus Nassau und sein Königtum“. Der Abendvortrag wird auch als Live-Stream angeboten. Anmeldungen hierfür sind bis 27. Juni an die Mailadresse landesgeschichte-mittelalter@uni-mainz.de oder telefonisch unter 06131 39-24462 möglich.

    Bildmaterial:
    https://download.uni-mainz.de/presse/07_historisches_seminar_spaetma_kleiner_koe...
    Adolf von Nassau, Ölbild o.D. (Kopie nach Arnold Montanus, 1662), im Besitz des Großherzoglichen Hauses Luxemburg-Nassau
    Foto/©: Pierre Even

    Weiterführende Links:
    https://vergleichendelandesgeschichte.geschichte.uni-mainz.de/kleiner-koenig-gro... - Informationen und Programm zur Tagung

    Lesen Sie mehr:
    https://presse.uni-mainz.de/totenverzeichnisse-aus-dem-mittelalter-als-wertvolle... – Pressemitteilung „Totenverzeichnisse aus dem Mittelalter als wertvolle Quellen für historische Forschung“ (19.11.2021)
    https://presse.uni-mainz.de/wie-funktionierten-westeuropaeische-verwaltungen-im-... – Pressemitteilung „Wie funktionierten westeuropäische Verwaltungen im Spätmittelalter?“ (23.01.2020)
    https://presse.uni-mainz.de/zweite-foerderphase-der-digitalen-edition-der-augsbu... – Pressemitteilung „Zweite Förderphase der digitalen Edition der Augsburger Baumeisterbücher bewilligt“ (30.08.2017)


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Nina Gallion
    Spätmittelalterliche Geschichte und Vergleichende Landesgeschichte
    Historisches Seminar
    Johannes Gutenberg-Universität Mainz
    55099 Mainz
    Tel.: +49 6131 39-21159
    E-Mail: nina.gallion@uni-mainz.de
    https://vergleichendelandesgeschichte.geschichte.uni-mainz.de/prof-dr-nina-galli...


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    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, Students, all interested persons
    History / archaeology
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
    German


     

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