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Bislang werden rheumatische Erkrankungen als chronische Erkrankungen angesehen, die die betroffenen Patient:innen oft lebenslang begleiten. Aktuelle Studien weisen darauf hin, dass eine gezielte Frühintervention bei Personen mit erhöhtem Risiko für die Entwicklung von Rheumatoider Arthritis (RA) das Auftreten von Symptomen und Schäden an Gelenken möglicherweise verhindern oder zumindest verzögern kann. Allerdings ist es derzeit noch nicht möglich, diese Risikopatient:innen für eine Behandlung vor Krankheitsausbruch zuverlässig zu identifizieren. Weitere Themen diskutieren Expert:innen bei der Kongress-Pressekonferenz am 31. August anlässlich des Deutschen Rheumatologiekongresses in Leipzig.
Mehrere internationale Studien befassten sich zuletzt mit der Frage, inwieweit Patient:innen mit einem hohen Risiko für eine rheumatoide Arthritis von einer vorbeugenden medikamentösen Behandlung profitieren. „Perspektivisch könnten diese Erkenntnisse die Behandlung von Menschen mit Rheuma grundlegend verändern, da Erkrankungssymptome schon vor Ausbruch verhindert werden können“, sagt Professor Dr. med. Andrea Rubbert-Roth, Leitende Ärztin und stellvertretende Leiterin der Klinik für Rheumatologie am Kantonsspital St. Gallen. Risikopersonen lassen sich jedoch derzeit noch nicht verlässlich identifizieren. „Wir kennen zwar die Auslöser – etwa das Rauchen oder Feinstaubbelastung und wissen auch, dass sie Rheuma fördernde Faktoren im Blut verursachen. Wenn Betroffene zum Zeitpunkt der Messung keine muskuloskelettalen Beschwerden aufweisen, bedeutet der Nachweis aber nicht zwangsläufig, dass diese Personen später eine rheumatoide Arthritis entwickeln wird“, erläutert die Expertin.
Eine niederländische Studie hat Methotrexat (MTX), ein etabliertes Medikament zur Behandlung von RA, als potenziellen präventiven Ansatz untersucht. Es wurde Proband:innen verabreicht, die bereits unter nichtentzündlichen Gelenkschmerzen litten. Während MTX das Auftreten klinischer RA-Symptome nicht vollständig verhinderte, legen die Studienergebnisse nahe, dass das Medikament den frühen Verlauf der Krankheit positiv beeinflussen kann.
Eine noch vielversprechendere Strategie setzt auf das Medikament Abatacept. Neue Studien zeigen, dass eine frühzeitige Behandlung mit Abatacept bei Personen, die muskuloskelettale Beschwerden aufweisen und entzündliche Veränderungen in bildgebenden Untersuchungen (MRT) zeigten, das Auftreten von RA-Symptomen reduzieren kann. Die in Deutschland durchgeführte ARIAA-Studie ergab, dass Abatacept signifikant seltener zur Entwicklung einer klinischen RA führte und die entzündlichen Veränderungen im MRT verringerte. Nach 18 Monaten, also 12 Monate nach Ende der Therapie, wurde eine RA nur bei 35 Prozent der Abatacept-Patienten, jedoch bei 57 Prozent der Placebo-Patienten beobachtet. Auch die MRT-Ergebnisse waren besser nach einer 6-monatigen Therapie mit Abatacept. „Gegenüber der Studie mit MTX waren hier Proband:innen eingeschlossen, die auf-grund mehrerer Faktoren ein deutlich erhöhtes Erkrankungsrisiko hatten, was dem Ergebnis große Aussagekraft verleiht“, resümiert Professor Rubberth-Roth. Abatacept blockiere die T-Zellen, die bei der frühen RA eine wesentliche Bedeutung haben. Beide Studien sind noch nicht als Vollpublikation erschienen.
Die APIPPRA-Studie, die in Großbritannien und den Niederlanden stattfand, bestätigte diese vielversprechenden Ergebnisse und unterstreicht die gute Verträglichkeit einer frühen Intervention bei Hochrisikopatienten. Die langfristige Wirksamkeit dieser Behandlungsansätze wird derzeit weiter erforscht.
„Die Möglichkeit, das Auftreten von Rheumatoider Arthritis zu beeinflussen, eröffnet den betroffenen Personen neue Perspektiven auf eine verbesserte Lebensqualität. Entscheidend wird aber sein, Risikopatient:innen zu erkennen und den richtigen Zeitpunkt für den Start einen präventiven Behandlung auszumachen. Denn jede medikamentöse Behandlung bringt auch Belastungen mit sich“, sagt Professor Dr. med. Christoph Baerwald, Kongresspräsident der DGRh und emeritierter Leiter der Abteilung Rheumatologie am Universitätsklinikum Leipzig.
Dieses Thema wurde auch bei der Vorab-Pressekonferenz anlässlich des Dt. Rheumatologiekongresses besprochen. Die Unterlagen und Aufzeichnung finden Sie hier: https://dgrh.de/Start/DGRh/Presse/Pressekonferenzen/Vorab-Pressekonferenz-2023.h...
Quellen:
Krijbolder DI, Verstappen M, van Dijk BT et al. Intervention with methotrexate in
patients with arthralgia at risk of rheumatoid arthritis to reduce the development of
persistent arthritis and its disease burden (TREAT EARLIER): a randomized, doubleblind,
placebo-controlled, proof-of-concept trial. Lancet 2022; 400: 283-294.
2. Rech J, Kleyer A, Ostergaard M et al. Abatacept significantly reduces subclinical
inflammation during treatment (6months), this persists after discontinuation 812
months), resulting in a delay in the clinical development of RA I patients at risk of Ra
(The ARIAA Study) Arthritis Rheumatol 2022; 74 (suppl 9).
3. Cope A, Jasenecova M, Vasconcelos J et al. Abatacept in individuals at risk of
developing rheumatoid arthritis: Results from the Arthritis Prevention in the pre-clinical
phase of RA with abatacept (APPIPRA) trial. Ann Rheum Dis 2023, doi
10.1136/annrheumdis-2023-eular.1751
Kontakt für Journalist:innen:
Janina Wetzstein, Katrin Hammer
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www.dgrh-kongress.de
Criteria of this press release:
Journalists
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Research results
German
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