idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Ablation sichert Überlebensvorteile bei terminaler Herzschwäche
Herzspezialisten aus dem Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, haben jetzt erstmals weltweit in einer monozentrischen, offenen Studie nachgewiesen, dass Patientinnen und Patienten, die unter schwerster Herzschwäche (Herzinsuffizienz) in Verbindung mit symptomatischem Vorhofflimmern leiden, von einer Katheterablation in Kombination mit einer leitliniengerechten medikamentösen Therapie stärker profitieren als von einer alleinigen medikamentösen Therapie. Die wissenschaftliche Publikation des aus Elektrophysiologen, Herzchirurgen und Kardiologen bestehenden Autorengremiums unter der Federführung der Professoren Philipp Sommer und Christian Sohns, Klinikdirektor und stellv. Klinikdirektor der Elektrophysiologie/Rhythmologie am HDZ NRW, ist im August 2023 im renommierten New England Journal of Medicine1 erschienen und wurde jüngst auf der Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie unter dem Namen „CASTLE-HTx“ vorgestellt.
Im Stadium der terminalen Herzinsuffizienz sind Betroffene in der Regel so sehr geschwächt, dass die Pumpfunktion des Herzens gerade noch ausreicht, um den Körper am Leben zu erhalten. Behandlungsoptionen sind eine medikamentöse Therapie, die Implantation einer künstlichen Herzunterstützung sowie die Herztransplantation. Dabei ist es besonders wichtig, die Herz-Kreislauffunktion während mitunter langer Wartezeiten auf ein Spenderorgan so stabil wie möglich zu halten, damit sich Patienten nach einer Transplantation optimal erholen.
Dank modernster Herzkatheterverfahren und schonender Ablationsmethoden können auch Patienten mit Herzschwäche im Endstadium von einer Herzkatheterintervention profitieren. Die aktuelle Studienlage weist insbesondere bei Vorhofflimmern auf eine verbesserte Lebensqualität hin. In der von Prof. Sohns und Prof. Sommer initiierten Studie wurde jetzt erstmals wissenschaftlich untersucht, welchen Stellenwert dieser Eingriff für Patienten hat, die sich aufgrund ihrer Herzschwäche zur Beurteilung der Indikation für eine mögliche Herztransplantation im HDZ NRW in Bad Oeynhausen vorstellen.
Insgesamt nahmen 194 Patienten an der Studie teil, die jeweils zur Hälfte einer Ablationsgruppe und einer medikamentös-therapeutischen Gruppe zugeordnet wurde. Nach einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 18 Monaten weisen die Ergebnisse bei Patienten mit erfolgter Katheterablation auf ein geringeres Sterblichkeitsrisiko und eine sowohl längere Überlebenszeit bis zur Implantation eines künstlichen Herzunterstützungssystems als auch bis zur Herztransplantation hin. Auf diesen Erkenntnissen aufbauend wollen die Wissenschaftler weitere Studien anschließen.
„Im HDZ NRW als großem, auf das Thema Herzinsuffizienz spezialisierten Zentrum steht uns umfassendes Datenmaterial zur Verfügung, das es nun gilt, in Richtung auf genau diese elektrophysiologischen und interdisziplinären Forschungsbereiche weiter auszubauen“, betont Klinikdirektor Prof. Dr. Philipp Sommer. „Insbesondere interessiert uns, welche individuellen Erkrankungsformen den größten Benefit von der Ablation haben.“ Prof. Dr. Christian Sohns ergänzt: „Wir freuen uns besonders auch, dass die Studie bei den internationalen Fachgesellschaften auf großes Interesse stößt. Aus unserer Sicht gibt sie Anlass dazu, die bisherigen Leitlinien zu überdenken.“
-----
Als Spezialklinik zur Behandlung von Herz-, Kreislauf- und Diabeteserkrankungen zählt das Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, mit 36.000 Patientinnen und Patienten pro Jahr zu den größten und modernsten Zentren seiner Art in Europa. Das interdisziplinäre Herzinsuffizienzzentrum des HDZ NRW ist ausgewiesen als überregionales, über die Fachgesellschaften zertifiziertes Zentrum (HFU). Hier werden jährlich 6.500 Patientinnen und Patienten mit einer Pumpschwäche des Herzens stationär behandelt.
Die Klinik für Elektrophysiologie/Rhythmologie des HDZ NRW ist spezialisiert auf die Behandlung von Herzrhythmusstörungen mit einem Leistungsspektrum von rd. 1.700 Ablationen jährlich. In der Klinik werden elektrophysiologische Untersuchungen mittels modernster, strahlungsarmer Technologie zur Behandlung von Rhythmusstörungen durchgeführt.
Mit 104 Intensivpflegebetten (Krankenhausplan NRW) hält das Gesamtklinikum HDZ NRW eine der größten Intensivbettenkapazitäten für die Fachbereiche Thorax- und Kardiovaskularchirurgie sowie Allgemeine und Interventionelle Kardiologie und Angiologie bereit. Mit 96 Herztransplantationen in 2022 ist das HDZ NRW das bundesweit größte Herztransplantationszentrum. Weitere Schwerpunkte des Herzzentrums liegen in der Behandlung des gesamten Spektrums angeborener und erworbener Herzerkrankungen einschließlich der Therapie von Herzrhythmusstörungen sowie künstlicher Herzunterstützungssysteme und Kunstherzen.
Das HDZ NRW ist seit 1989 Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum. Die Professorenschaft des HDZ NRW ist zusätzlich seit 2023 Mitglied der Medizinischen Fakultät OWL der Universität Bielefeld. Die Einrichtung ist bekannt als größtes Herztransplantationszentrum in Deutschland.
Weitere Informationen:
Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen
Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leitung: Anna Reiss
Georgstr. 11
32545 Bad Oeynhausen
Tel. 05731 97-1955
Fax 05731 97-2028
E-Mail: info@hdz-nrw.de
Univ.-Prof. Dr. Philipp Sommer
Klinikdirektor Elektrophysiologie/Rhythmologie
Prof. Dr. Christian Sohns
Stellv. Klinikdirektor Elektrophysiologie/Rhythmologie
Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen
Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum
1 N Engl J Med 2023 Aug 27. doi: 10.1056/NEJMoa2306037 . Online ahead of print.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37634135/
Catheter Ablation in End-Stage Heart Failure with Atrial Fibrillation
Christian Sohns 1 , Henrik Fox 1 , Nassir F Marrouche 1 , Harry J G M Crijns 1 , Angelika Costard-Jaeckle 1 , Leonard Bergau 1 , Gerhard Hindricks 1 , Nikolaos Dagres 1 , Samuel Sossalla 1 , Rene Schramm 1 , Thomas Fink 1 , Mustapha El Hamriti 1 , Maximilian Moersdorf 1 , Vanessa Sciacca 1 , Frank Konietschke 1 , Volker Rudolph 1 , Jan Gummert 1 , Jan G P Tijssen 1 , Philipp Sommer 1 ; CASTLE HTx Investigators
Neue Forschungsergebnisse stellten Prof. Dr. Christian Sohns (l.) und Prof. Dr. Philipp Sommer jetzt ...
(Foto: Marcel Mompour).
HDZ NRW
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Research results, Transfer of Science or Research
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).