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09/14/2023 09:13

Neue Leitlinien zur verbesserten Behandlung der Herzinsuffizienz: Lebensqualität der Betroffenen kann gesteigert werden

Michael Böhm Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.

    Düsseldorf, 14. September 2023 – Die chronische Herzinsuffizienz ist die häufigste zu Krankenhausaufnahmen führende Gesundheitsstörung in Deutschland. Die letzte Leitlinie der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) wurde 2021 veröffentlicht. In der Zwischenzeit haben zahlreiche neue Studienergebnisse das Leitlinien-Komitee der ESC dazu veranlasst, eine aktualisierte Leitlinien-Empfehlung herauszugeben. Berücksichtigt wurden neuere Studien die bis März 2023 veröffentlicht wurden. Die neuen Leitlinien und deren wichtigste Empfehlungen (Klasse I), werden zu einer Änderung der medizinischen Praxis führen und die Versorgung von zahlreichen Patient:innen spürbar verbessern.

    Anpassungen der Empfehlungen zur Therapie

    Die Therapie mit SGLT2-Inhibitoren bei Herzinsuffizienz und höheren Ejektionsfraktionen [Herzinsuffizienz mit mild eingeschränkter Ejektionsfraktion (HFmrEF) und erhaltener Pumpfunktion (HFpEF)] haben nun eine Klasse IA-Empfehlung erhalten. Sie können also durch alle Stadien der Herzinsuffizienz hindurch verwendet werden. Neue Studien haben außerdem untermauert, dass bei Herzinsuffizienz die intravenöse Eisentherapie mit Ferricarboxymaltose und Ferriderisomaltose die Lebensqualität erhöht. Neben der bestehenden Klasse IC-Empfehlung zur Messung des Eisenspiegels bei allen Patienten auch ohne Anämie, sollte eine intravenöse Eisensubstitution zur Verbesserung der Lebensqualität und Belastbarkeit durchgeführt werden (Klasse IA). Bei zwei Studien mit grenzwertig signifikantem Ausgang (AFFIRM-HF und IRONMAN) erhielt diese Therapie zur Reduktion der Hospitalisierung wegen einer Herzinsuffizienz eine Klasse IIaA-Indikation.

    Anpassungen der Empfehlungen zur Prävention

    Bei Patientinnen und Patienten mit Diabetes oder bestehender Niereninsuffizienz verhindert die Gabe von SGLT2-Inhibitoren das Neuauftreten einer Herzinsuffizienz. Sie werden daher mit einer Klasse IA-Indikation zur Prävention der Herzinsuffizienz empfohlen. Ähnliche Ergebnisse basierend auf zwei großen Studien und einer großen Meta-Analyse zeigen sich für Finerenon, einen neuen nicht-steroidalen Mineralokortikoid-Antagonisten. Auch Finerenon hat bei ähnlicher Datenlage eine Klasse IA-Indikation erhalten.

    Aufwertung der intensivierten Therapie nach einem Krankenhausaufenthalt

    Bisher galt die Expertenmeinung (Klasse IC-Empfehlung), dass Patientinnen und Patienten nach einer Hospitalisierung wegen einer Verschlechterung der Herzinsuffizienz nach zwei bis drei Monaten vorstellig werden sollten. Die Empfehlung sah vor, die Therapie dann zu intensivieren und fehlende Therapiebausteine zu ergänzen. Dank der Ergebnisse einer randomisierten Strategiestudie (STRONG-HF) gibt es nun eine klare Evidenz zur Wirksamkeit dieser Maßnahme: Eine intensive Nachverfolgung mit der Aufforderung zur Therapieintensivierung und Dosiserhöhung von Herzinsuffizienz-Medikamenten führt zu einer signifikanten Abnahme der kardiovaskulären Sterblichkeit und Hospitalisierungsrate. Dementsprechend wurde diese Empfehlung der Therapieintensivierung im ambulanten Bereich und der Beginn im Krankenhaus in eine Klasse IB-Indikation aufgewertet.

    DGK fordert zur Umsetzung der aktualisierten Leitlinien-Empfehlungen auf

    Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (DGK) betont, dass bei Berücksichtigung dieser Leitlinien-Empfehlungen die größte Chance besteht, die Prognose und Hospitalisierungsrate von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz zu verbessern. Prof. Holger Thiele, Präsident der DGK, sagt: „Die neue Leitlinien-Empfehlung zeigt, wie wichtig es ist, Aktualisierungen vorzunehmen, um die Behandlungsrealität von Patientinnen und Patienten zu verbessern“. Mitautor und Pressesprecher der DGK Prof. Michael Böhm erläutert: „Durch Umsetzung der aktualisierten Leitlinien-Empfehlung in die Praxis kann die Therapie verbessert werden und zu einer Abnahme der Hospitalisierungsrate führen. Darüber hinaus kann auch das Neuauftreten einer Herzinsuffizienz durch die rechtzeitige Gabe bei Diabetikern und niereninsuffizienten Patientinnen und Patienten signifikant gesenkt werden. Diese Aktualisierung hat auch mit Hinblick auf die Prävention einen hohen Wert .“

    Die DGK betont, dass alle im Bereich der Herzinsuffizienz tätigen Kardiolog:innen, Internist:innen und Allgemeinmediziner:innen angehalten sind, die Leitlinie im Sinne des Wohlergehens ihrer Patient:innen umzusetzen. Der Entscheidungsprozess zur Aktualisierung der Leitlinie bestand aus einer Abstimmung unter allen Komitee-Mitgliedern mit erforderlicher Dreiviertelmehrheit. Somit haben die Empfehlungen bei dem international ausgewählten Leitlinien-Komitee eine breite Unterstützung und werden zu einer Änderung der medizinischen Praxis führen.

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    Prof. Holger Thiele, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. (DGK)
    Prof. Holger Thiele, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforsc ...

    ©HKM/Ronny Kretschmer

    Prof. Michael Böhm, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. (DGK)
    Prof. Michael Böhm, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislauff ...

    ©DGK/Martínez


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    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Medicine
    transregional, national
    Transfer of Science or Research
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