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Neue Publikation von Politologen der Universität Jena zur Demokratieunterstützung im Osten
Jena (22.06.04) Wie fest ist die Demokratie in den Köpfen und Herzen der Thüringer verankert? Aus welchen Quellen speist sich die Unterstützung für das politische System im Freistaat? Welche Einstellungen Ostdeutsche und ganz speziell die Thüringer 15 Jahre nach der Vereinigung zur Demokratie, zu Parteien und Politikern haben, das analysieren Politikwissenschaftler der Universität Jena in einem neuen Buch. "Politische Kultur in Ostdeutschland" ist der Titel der Publikation von Dr. Michael Edinger und Dr. Andreas Hallermann, die soeben im Peter Lang Verlag erschienen ist. Die Untersuchung wertet fünf repräsentative Befragungen Thüringer Bürger in den Jahren 2000 bis 2003 aus.
"Die Unterstützung des demokratischen Systems durch die Bürger in den neuen Ländern ist weiterhin instabil", sagt Dr. Andreas Hallermann. "In Teilen der Bevölkerung hat sich eine politische Unzufriedenheit herausgebildet, die sich ebenso auf die Politiker wie auch auf politische Verfahren und auf die Leistungen des demokratischen Systems bezieht", erklärt Ko-Autor Dr. Michael Edinger. Diese Situation sei jedoch für junge Demokratien keineswegs untypisch.
Die Vermutung der Jenaer Politikwissenschaftler, dass diese Unzufriedenheit Ursache für rechtsextreme Positionen im Osten ist, hat sich jedoch nicht bestätigt. "Autoritäre Erziehung und die daraus resultierende Autoritätsgläubigkeit, aber auch Sympathien für die untergegangene DDR führen eher zu rechtsextremen Einstellungen als die Unzufriedenheit mit Politikern oder mit der wirtschaftlichen Lage", so Edinger. Damit erweise sich aber auch die Hoffnung, dass eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation zu einem Rückgang des Rechtsextremismus führt, als bloßes Wunschdenken.
Ein anderes Fazit der Autoren: Von einer Angleichung der politischen Kultur in Ostdeutschland an die westdeutsche kann 15 Jahre nach dem Mauerfall nicht gesprochen werden. "Die Thüringer Landtagswahlen am 13. Juni haben einmal mehr gezeigt, wie instabil neben der Systemunterstützung auch das Wahlverhalten in den neuen Ländern ist", sagt Hallermann. Möglicherweise sind dabei im Osten Entwicklungen offensichtlich, die im Westen erst vor kurzem eingesetzt haben. Auch in Sachen niedriger Wahlbeteiligung könnten sich die Thüringer als Trendsetter erweisen, vermuten die beiden Autoren von der Universität Jena.
Angaben zum Buch:
Michael Edinger/Andreas Hallermann: "Politische Kultur in Ostdeutschland. Die Unterstützung des politischen Systems am Beispiel Thüringens", Peter Lang Verlag (2004) Frankfurt/M., 209 S., 29,80 Euro, ISBN 3-631-52391-2.
Kontakt:
Dr. Michael Edinger
E-Mail: s6edmi@nds.rz.uni-jena.de
Dr. Andreas Hallermann
E-Mail: andreas.hallermann@uni-jena.de
Criteria of this press release:
History / archaeology, Law, Politics, Social studies
regional
Research results, Scientific Publications
German
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