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Wissenschaft
Studie zur Effektivität von antimikrobiellen Handschuhen I Studienüberblick: Obduktionen von großer Bedeutung für Corona-Forschung I Wenig Diversität bei Medizinstudierenden und Hamburger Ärzt:innen I Psychosoziale Faktoren bei Long COVID: Studienteilnehmende gesucht
UKE-Studie untersucht die Effektivität von antimikrobiellen Handschuhen
Die Effektivität von sogenannten selbstdesinfizierenden Handschuhen haben Forschende des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) für den Einsatz in medizinischen Einrichtungen untersucht. Im Fokus der Studie standen antimikrobielle Handschuhe, die unter Lichteinfluss Bakterien schnell bekämpfen sollen und zur Prävention von Infektionen beworben werden. Die Wissenschaftler:innen konnten feststellen, dass die selbstdesinfizierenden Handschuhe bei trockener Kontamination mit verschiedenen Bakterien in heller wie auch dunkler Umgebung eine sehr geringe antimikrobielle Aktivität aufweisen: Weniger als 90 Prozent der Bakterien war nach zehn Minuten abgetötet worden. Der Hersteller der untersuchten Handschuhe gab eine Reduktion von mehr als 99,9 Prozent innerhalb von fünf Minuten an.
„Die meisten Methoden zur Untersuchung von antibakteriellen Oberflächen spiegeln keine realistischen Situationen wider. Realitätsnahe Untersuchungen wie in unserer Studie sind gleichwohl extrem wichtig, um falsche Erwartungen korrigieren zu können“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Johannes Knobloch, Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene des UKE. „Das Versprechen selbstdesinfizierender Handschuhe könnte eine falsche Anwendung in der medizinischen Versorgung begünstigen und zu einem erhöhten Risiko für die Übertragung von Erregern führen.“ Ihre Studienergebnisse haben die Forschenden im Fachjournal Antimicrobial Resistance & Infection Control veröffentlicht.
Literatur: Klupp, Knobling, Franke et al. Activity of antimicrobial examination gloves under realistic conditions: challenge not fulfilled. Antimicrobial Resistance & Infection Control. 2023. DOI: doi.org/10.1186/s13756-023-01322-z
Kontakt für Rückfragen: Prof. Dr. Johannes Knobloch, Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene
UKE-Studienüberblick: Obduktionen von großer Bedeutung für Corona-Forschung
Wissenschaftler:innen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) haben in einer internationalen Überblicksstudie dargestellt, wie die Analyse von Autopsiedaten und -proben die Forschung zu COVID-19 vorangebracht und so zur Entwicklung von Therapiemöglichkeiten bei schweren klinischen Verläufen beigetragen hat. Ihre Ergebnisse haben die Forschenden im Fachjournal Nature Microbiology veröffentlicht. Im Zuge der Sichtung von insgesamt mehr als 70 Studien zum Thema konstatieren die Forscher:innen, dass die durch die Autopsieforschung gewonnenen Erkenntnisse zu COVID-19 zügig zu einem besseren Verständnis der Erkrankung beigetragen haben. Zahlreiche Veröffentlichungen konnten zeigen, dass es sich bei COVID-19 um eine Multisystemerkrankung handelt, die deutliche Unterschiede zu anderen Infektionskrankheiten wie der Grippe aufweist. So fanden bereits im Mai 2020 UKE-Forschende heraus, dass COVID-19 in ungewöhnlich vielen Krankheitsfällen zu Thrombosen sowie Lungenembolien führt. Diese Erkenntnis konnte zügig in den klinischen Alltag eingebracht werden, um die Behandlung von Menschen mit einem schweren Krankheitsverlauf zu verbessern. „Wir wissen grundsätzlich immer noch viel zu wenig über die Pathomechanismen vieler weit verbreiteter Krankheitserreger im menschlichen Körper. Die in der Corona-Pandemie aufgebaute Infrastruktur hat eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig daher Ergebnisse aus Obduktionen für den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn in der Infektionsforschung und die individuelle Versorgung von Patient:innen sind“, sagt Priv.-Doz. Dr. Susanne Krasemann, Studienleiterin vom Institut für Neuropathologie des UKE.
Obduktionen von an oder mit COVID-19 Verstorbenen werden seit Beginn der Pandemie am UKE zur Klärung der zugrundeliegenden Todesursache durchgeführt. 2022 bildete sich dazu das Nationale Obduktionsnetzwerk (NATON) als bundesweiter Zusammenschluss der Exzellenzzentren aus Pathologie, Rechtsmedizin und Neuropathologie zahlreicher deutscher Uniklinika, um die Autopsieforschung gemeinschaftlich weiter voranzutreiben. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt bis Mitte 2025 mit vier Millionen Euro im Rahmen des Netzwerks Universitätsmedizin (NUM). Bis heute wurden durch den nationalen Verbund mehr als 1600 Fälle systematisch obduziert – ein weltweit einmaliger Wert. Während der Fokus bisher auf der Analyse des zugrundeliegenden Krankheitsmechanismus von COVID-19 lag, stehen heute auch die Untersuchung von besonderen Sterbefallkohorten, wie besonders jungen Patient:innen, sowie die Analyse von impfassoziierten Sterbefällen auf der Agenda von NATON.
Literatur: Heinrich, Mertz, Glatzel et al. Using autopsies to dissect COVID-19 pathogenesis. Nature Microbiology. 2023. DOI: doi.org/10.1038/s41564-023-01488-7
Kontakt für Rückfragen: Priv.-Doz. Dr. Susanne Krasemann, Institut für Neuropathologie
Wenig Diversität bei Medizinstudierenden und Hamburger Ärzt:innen
Eine von Forschenden des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) durchgeführte Befragung hat ergeben, dass Hamburger Ärzt:innen sowie Studierende und Studienbewerber:innen in Deutschland überproportional oft aus sozioökonomisch besser gestellten Familien stammen und deutlich seltener einen Migrationshintergrund haben. Die Wissenschaftler:innen befragten per Online-Fragebogen zwischen Juni und August 2022 über 2.000 Studierende bzw. Studienbewerber:innen für Humanmedizin in Deutschland sowie etwa 1.500 Ärzt:innen aus Hamburg. Ihre Ergebnisse haben die Forschenden in den Fachjournalen Healthcare und Deutsches Ärzteblatt veröffentlicht.
Unter anderem finanzieren rund 80 Prozent der Studierenden ihr Studium über die Eltern, jede:r Fünfte hat ein Elternteil mit abgeschlossenem Medizinstudium. Die Eltern von knapp 60 Prozent der Ärzt:innen und 70 Prozent der Studierenden zählen sozioökonomisch zum obersten Fünftel der Bevölkerung. Die am wenigsten wohlhabenden drei Quintile, die 60 Prozent der Bevölkerung ausmachen, sind mit rund 18 Prozent bei den Ärzt:innen, etwa 10 Prozent bei den Studienbewerber:innen und rund neun Prozent bei den Studierenden vertreten. Darüber hinaus haben die Befragten im Schnitt seltener als die Durchschnittsbevölkerung einen Migrationshintergrund. So ist zum Beispiel der Anteil türkischstämmiger Studierender nur etwa ein Drittel so hoch wie in der gleichaltrigen Bevölkerung. Mittels einer Regressionsanalyse konnten die Forschenden zudem feststellen, dass bei gleicher Abiturnote Personen mit dem höchsten sozioökonomischen Status mehr als dreimal häufiger zum Medizinstudium zugelassen werden als Bewerber:innen aus dem niedrigsten Quintil. Die Wissenschaftler:innen sehen in diesem Zusammenhang ganzheitliche Unterstützungsangebote nach dem Prinzip der „Widening Participation“ als möglichen Lösungsansatz zur Erhöhung der Chancengleichheit und damit der Verbesserung der Gesundheitsversorgung.
Literatur: Groene, Huelmann, Hampe et al. German Physicians and Medical Students Do Not Represent the Population They Serve. Healthcare. 2023. DOI: doi.org/10.3390/healthcare11121662
Gröne, Emami, Huelmann et al. Mehr Vielfalt in der Ärzteschaft. Deutsches Ärzteblatt. 2023. www.aerzteblatt.de/archiv/234836/Medizinische-Versorgung-Mehr-Vielfalt-in-der-Aerzteschaft
Kontakt für Rückfragen: Prof. Dr. Wolfgang Hampe, Institut für Biochemie und Molekulare Zellbiologie
Psychosoziale Faktoren bei Long COVID – Teilnehmende für Studie gesucht
Eine Studie zum Einfluss psychosozialer Faktoren beim Long COVID-Syndrom wird aktuell von Forschenden des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) durchgeführt. Die Wissenschaftler:innen wollen die Wirksamkeit neuer nichtmedikamentöser Behandlungsansätze gegen Long COVID untersuchen, bei denen krankheitsbezogene Ängste und dysfunktionale Symptomerwartungen im Fokus stehen. Die Behandlung soll den Teilnehmenden dabei helfen, einen besseren Umgang mit ihrer Symptomatik zu finden. Außerdem sollen weitere psychosoziale Risikofaktoren identifiziert werden, die zur Chronifizierung von körperlichen Symptomen bei Long COVID beitragen.
Für die bundesweite Onlinestudie „SOMA.COV“ werden derzeit noch deutschlandweit Teilnehmende über 18 Jahre mit Long COVID-Symptomatik gesucht, die im Zuge der Untersuchung zufällig auf drei Gruppen verteilt werden. Bei zwei dieser Gruppen werden jeweils vier Onlinesitzungen durchgeführt, die sich auf den Umgang mit den Beschwerden und die Reduktion krankheitsbezogener Ängste und Symptomerwartungen konzentrieren. Die Teilnahme wird mit insgesamt 90 Euro vergütet. Die „SOMA.COV“-Studie ist Teil der DFG-geförderten Forschungsgruppe SOMACROSS.
Weitere Informationen zur Studie und Anmeldung: uhh.de/uke-soma-cov
Kontakt für Rückfragen: Dr. Petra Engelmann, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Criteria of this press release:
Journalists
Medicine
transregional, national
Research results, Transfer of Science or Research
German
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