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Wissenschaft
Der Kaiserschnitt ist eine der am häufigsten durchgeführten und zugleich eine der schmerzhaftesten Operationen. In einer Kooperation der Unikliniken Bonn und Jena wurde im Rahmen des Schmerzregisters QUIPS (Qualitätsverbesserung in der postoperativen Schmerztherapie) eine Studie durchgeführt, die die Schmerzbelastung nach Kaiserschnittgeburten anhand einer Befragung von Wöchnerinnen unter die Lupe nahm. Zu den zentralen Zielen der Studie gehörte neben der Identifikation von schmerzverstärkenden Risikofaktoren auch die Suche nach Ansatzpunkten für eine verbesserte Schmerztherapie.
In die Studie flossen die Angaben von knapp 12.000 Patientinnen aus 27 deutschen Geburtskliniken ein, die zwischen 2010 und 2020 per Kaiserschnitt geboren hatten. Die Wöchnerinnen wurden am Tag nach dem Kaiserschnitt zu ihrem Befinden befragt. Auf einer Skala von 0 bis 10 (0=kein, 10=stärkster Schmerz) berichteten sie im Median von einer Schmerzintensität von 7. Aufgrund ihrer Schmerzen fühlten sich die Mütter erheblich in ihrer Stimmung, Mobilität, Atmung und beim Schlafen beeinträchtigt. Es zeigte sich auch, dass die Versorgung mit Schmerzmitteln unzureichend war – so erhielten nur ca. 12% der Frauen sog. PCA-Pumpen, mit denen sich die Schmerzmittelgabe selbst steuern lässt.
Als Risikofaktoren für starke Schmerzen wurden schon vor dem Kaiserschnitt bestehende chronische Schmerzen identifiziert. Zu den Faktoren, die sich günstig auf das Schmerzerleben auswirkten, gehörten – neben den erwähnten Schmerzpumpen – auch Ablenkung, Entspannung, Mobilisation, Gespräche, und eine Schmerzerfassung auf Station.
Für Jorge Jiménez Cruz, Leiter der Studie am Universitätsklinikum Bonn, sind die hohen gemessenen Schmerzwerte nach Kaiserschnitten alarmierend: „Dieser Wert liegt erheblich über den Beschwerden, die nach vergleichbar großen Eingriffen wie Gebärmutter- oder Gallenblasenoperationen berichtet werden“. Und auch die Erstautorin der Studie, Norah Emrich, stellt fest: „Mehr als die Hälfte aller Patientinnen leidet nach diesem Eingriff unter starken Schmerzen. Das ist zu viel. Im Vergleich zu den Frauen, die nach ihrem Kaiserschnitt weniger starke Schmerzen hatten, gaben diese Frauen in der Befragung mehr als dreimal so häufig an, sie hätten sich mehr Schmerzmittel gewünscht als sie bekommen haben. Es sind also nicht, wie manchmal behauptet, die Frauen, die die Schmerztherapie ablehnen.“ Winfried Meißner vom Universitätsklinikums Jena, Koordinator des Schmerzregisters, betont die nötigen Konsequenzen der Ergebnisse: "Eine adäquate Schmerzbehandlung basierend auf medikamentösen und nicht-medikamentösen Therapien sollte integraler Bestandteil der Versorgung bei Kaiserschnitten sein und nun endlich mit höchster Priorität umgesetzt werden.“
Die Abteilung für Geburtshilfe und Pränatale Medizin des Universitätsklinikums Bonn ist ein überregionales Zentrum der Maximalversorgung und verzeichnete im Jahr 2022 insgesamt 2743 Geburten. Die Klinik ist für ihre führende Rolle im Bereich der pränatalen Diagnostik und Fetalchirurgie bekannt. Zu den Forschungsschwerpunkten zählen u.a. die Schmerzversorgung in der Geburtshilfe und Frauenheilkunde sowie die Versorgung von Schwangeren mit schweren und seltenen Grunderkrankungen.
Info QUIPS: www.quips-projekt.de
Dr. Jorge Jiménez Cruz
Zentrum für Geburtshilfe und Frauenheilkunde am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Abteilung für Geburtshilfe und Pränatale Medizin
E-Mail: jorge.jimenez_cruz@ukbonn.de
In einer Kooperation der Unikliniken Bonn und Jena wurde im Rahmen des Schmerzregisters QUIPS (Quali ...
Dr. Norah Emrich
Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Criteria of this press release:
Journalists
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Research projects, Research results
German
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