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Wissenschaft
Linguistische Studie der Technischen Universität Chemnitz und des ScaDS.AI Dresden/Leipzig untersucht mehr als 500 englische Wörter für „betrunken“.
Die englische Sprache ist berühmt dafür, dass überraschend viele Wörter auf humorvolle Weise Betrunkenheit ausdrücken – sogenannte „drunkonyms“ (Trunkenheitswörter) wie „pissed“ oder „wasted“. Der britische Stand-up-Comedian Michael McIntyre argumentiert sogar höchst amüsant, dass im Prinzip alle englischen Wörter mit der Bedeutung „betrunken“ verwendet werden können, z. B. „carpark“ (Parkplatz) in „I was totally carparked“.
Die deutsche Sprachwissenschaftlerin Prof. Dr. Christina Sanchez-Stockhammer (Technische Universität Chemnitz) und der deutsche Sprachwissenschaftler Prof. Dr. Peter Uhrig (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg & ScaDS.AI Dresden/Leipzig) haben McIntyres scherzhafte Behauptung ernst genommen und in einer linguistischen Studie überprüft. „Wir wollten herausfinden, ob Alternativen zu ‚drunk‘ – also ‚betrunken‘ – in ähnlichen Kontexten wie das Wort selbst verwendet werden“, erklärt Sanchez-Stockhammer. Dann könnten neue Wörter die Bedeutung „betrunken“ automatisch aus dem Kontext übernehmen.
Die Studie wurde kürzlich im Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Kognitive Linguistik veröffentlicht. „Wir haben herausgefunden, dass ‚drunk‘ vor allem in den Kombinationen ‚too/so/very drunk‘ vorkommt, aber überraschenderweise nicht mit den von Michael McIntyre verwendeten Adverbien“, erklärt Uhrig. Im Gegensatz dazu kommen die auf „-ed“ endenden Drunkonyms, wie zum Beispiel „blasted“ und „loaded“, wie erwartet häufig mit verstärkendem „completely“ oder „totally“ vor.
Zwar wird die Kombination aus „to be“ + intensivierendem Adverb + Wort mit der Endung „-ed“ häufig verwendet, um sich auf Trunkenheit zu beziehen – jedoch nicht oft genug, um zu erklären, wie man neue Trunkenheitsbegriffe versteht. Sanchez-Stockhammer und Uhrig liefern darum eine zusätzliche Erklärung: Erwachsene haben in England wahrscheinlich so viele verschiedene Wörter für ‚betrunken‘ mit der Endung „-ed“ kennengelernt, dass sie Wörter mit unbekannter Bedeutung, die auf „-ed“ enden (z. B. „pyjamaed“), in vielen Fällen als „betrunken“ verstehen können. Allein der Anhang des Aufsatzes enthält eine Liste mit 546 englischen Wörtern, die ‚betrunken‘ bedeuten.
Wenngleich übermäßiger Alkoholkonsum negative Folgen haben kann, ermöglicht es die englische Sprache, mit einem reichen Schatz an humorvollen Ausdrücken über das Betrunkensein zu sprechen. Sanchez-Stockhammer stellt fest: „Die witzige Wirkung von Drunkonyms entsteht häufig durch Indirektheit.“ So sei McIntyres Beispiel „carparked“ genau deswegen lustig, weil es keine offensichtliche Beziehung zwischen der Basis „Parkplatz“ und der Bedeutung „betrunken“ gibt. Indirektheit zeige sich auch, wenn der sogenannte „Cockney rhyming slang“ bei der Bildung von Drunkonyms verwendet wird. „So steht etwa das Drunkonym ‚Brahms‘ für die inhaltlich verwandte Kombination ‚Brahms and Liszt‘, und diese wiederum für das sich darauf reimende ‚pissed‘ mit der Bedeutung ‚betrunken‘. Die Drunkonyms reihen sich folglich gut in sprachlich-humoristische englische Traditionen ein“, sagt Sanchez-Stockhammer.
Prof. Dr. Christina Sanchez-Stockhammer, Telefon +49 (0)371 531-32444, E-Mail christina.sanchez@phil.tu-chemnitz.de
Sanchez-Stockhammer, Christina & Peter Uhrig. 2023. “I’m gonna get totally and utterly X-ed.” Constructing drunkenness. Yearbook of the German Cognitive Linguistics Association 11(1). 121-150. https://doi.org/10.1515/gcla-2023-0007
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars, Students, Teachers and pupils
Cultural sciences, Language / literature
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
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