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Wissenschaft
Warum ist die Sterblichkeitsrate bei Neugeborenen sehr hoch, sinkt aber mit zunehmender Reife? Diese Frage beschäftigt Wissenschaftler schon lange. Nun haben Forscher des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie in Plön eine bemerkenswerte Hypothese weiterentwickelt: Altruismus könnte ein entscheidender Faktor sein.
Eltern möchten den Tod ihres Nachwuchses vermeiden. Doch wenn ein solcher Tod aufgrund einer Krankheit oder eines angeborenen Leidens unvermeidlich ist, greift die Logik der natürlichen Selektion. Wie der Evolutionsbiologe William D. Hamilton, ein Pionier der sozialen Evolutionstheorie, vermutete, könnte der Tod eines unvermeidlich sterbenden Nachkommen so früh wie möglich eintreten, um elterliche Ressourcen für andere Geschwister oder neuen Nachwuchs freizusetzen. Ein altruistischer Nachkomme würde dann seinen eigenen Tod so früh wie möglich einleiten, um seinen Eltern oder Geschwistern zu helfen.
Diese Hypothese wurde bisher nur verbal formuliert. Der nun in Evolution Letters der Oxford University Press veröffentlichte Artikel des Max-Planck-Instituts geht einen Schritt weiter und übersetzt Hamiltons Hypothese in formale mathematische Modelle. Diese Modelle bestätigen die Gültigkeit von Hamiltons Theorie und zeigen, wie das Alter der Nachkommen die Stärke beeinflusst, mit der die natürliche Selektion auf ein Gen einwirkt, das die Nachkommensterblichkeit erhöht.
„Unsere mathematischen Analysen und die Anwendung dieser Modelle auf demografische Daten zeigen durchweg, dass die Selektion hinsichtlich der Nachkommensterblichkeit als eine Form des Altruismus in früheren Jugendaltern stärker ist“, erklärt Stefano Giaimo, Postdoktorand in der Abteilung für Theoretische Biologie am MPI in Plön. Diese Erkenntnisse helfen, den Verlauf der sinkenden Sterblichkeit im Jugendstadium bei Arten wie Säugetieren zu erklären, bei denen elterliche Fürsorge eine wichtige Rolle spielt.
Die Studie bietet einen neuen Blickwinkel auf die Mechanismen der natürlichen Selektion und erweitert unser Verständnis der evolutionären Dynamik, die die Überlebensstrategien von Lebewesen prägt.
Dr. Stefano Giaimo
Abteilung für Theoretische Biologie
Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie
https://theobio.evolbio.mpg.de
https://doi.org/10.1093/evlett/qrae018
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars, Students
Biology, Mathematics
transregional, national
Transfer of Science or Research
German
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