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Wissenschaft
Das Studium wird mitunter auf das Lernen und Lehren in Vorlesungen sowie Seminaren auf dem Campus reduziert. Doch auch das Selbststudium – das eigenständige Erarbeiten von Themen, die Vor- und Nachbereitung von Veranstaltungen sowie die Durchführung gemeinsamer Projekte, sei es in der Bibliothek oder zuhause – ist ein wesentlicher Bestandteil. Angesichts der rasanten Digitalisierungsprozesse reicht die Betrachtung physischer Lernräume längst nicht mehr aus, um dem modernen Universitätsalltag gerecht zu werden. Die Digitalisierung bringt neben vielen Möglichkeiten auch neue Herausforderungen abseits des Technischen mit sich. Diesen hat sich „ViBeS“ gestellt.
2021 gestartet und mit rund 1,1 Millionen Euro durch die „Stiftung Innovation in der Hochschullehre“ gefördert, endete das Projekt „Virtuell begleitetes Selbststudium im erweiterten Bildungsraum“ nun. Über die drei Jahre gab es innovative Umsetzungen in räumlichen, sozialen, methodischen, medialen und inhaltlichen Dimensionen.
„Es geht darum, den universitären Bildungsraum in einer Kultur der Digitalität neu zu denken“, erklärt Prof. Dr. Franco Rau. Das universitäre Lehren und Lernen beschränke sich nicht mehr nur auf physische Räumlichkeiten, sondern erstrecke sich auch auf digitale Räume und Welten, in denen das Lernen und der Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden weiter vorangetrieben werde, so der Professor für Mediendidaktik, welcher die Leitung von Prof. Dr. Kim-Patrick Sabla-Dimitrov übernommen hatte. Wie können Seminare mit digitalen Angeboten methodisch so bereichert werden, dass sie über das technische Funktionieren hinaus für alle Beteiligten als produktiv erlebt werden? Welche neuen Möglichkeiten eröffnen sich für Studierende, die die Zeit zwischen zwei Veranstaltungen auf dem Campus sinnvoll nutzen möchten, z. B. durch gemeinsame Projekte und Angebote zum Selbststudium? Was passiert, wenn das Online-Seminar direkt nach einer Präsenzvorlesung beginnt und Studierende sowie Dozierende keine Zeit für den Weg nach Hause haben, um daran teilzunehmen? Der Gedanke des Bildungsraums und die anschließenden Fragen lassen sich also nicht nur mit Raumgestaltung lösen. Es bedarf einer konsequenten Reflexion der Vorstellungen von universitärem Lehren und Lernen, um den Anforderungen einer digitalen und vernetzten Welt gerecht zu werden.
Ein Fokus wurde stark auf die Weiterbildung der Lehrenden gelegt und neue Methoden erprobt, um die eigenen Vorstellungen zu hinterfragen und wertvolle Ideen und Konzepte zu entwickeln. Dazu zählt beispielsweise der „didakTISCH“. „Der Stammtisch Hochschuldidaktik für Lehrende bietet die Möglichkeit, sich in einem ungezwungenen Rahmen über Konzepte, methodische Ansätze und Tools im Bereich Lehren und Lernen auszutauschen und neue Ideen zu entwickeln“, erklärt der wissenschaftliche Mitarbeiter Lars Gerber. Es wurde auch eine digitale Lehrenden-Community etabliert. „Mit dieser Plattform möchte das ViBeS-Projekt zur Vernetzung von Lehrenden und Mitarbeitenden aus lehrunterstützenden Einrichtungen beitragen und den Austausch im Bereich digitaler Lehre aktiv fördern“, so Gerber. Ebenso steht die entsprechende Fortbildungsreihe „Das Selbststudium begleiten“ auf dem Programm.
Zudem fand eine erhebliche Unterstützung der Studierenden statt. Workshops zu verschiedensten Themen wurden ins Leben gerufen, um den Studierenden bei ihrer Organisation und ihrem Lernprozess zu helfen. „Hierbei ging es um Themen wie Selbstmanagement, Zeitmanagement und Stressbewältigung“, erklärt der wissenschaftliche Mitarbeiter Dr. Attila Kornel-Markula. Virtuelle Tools, wie der Podcast „Podschnack“ und ein Video-Glossar, wurden erstellt, um das Lernen spannender und interaktiver zu gestalten. Ebenso die Videoreihe „Gesund studieren an der Uni Vechta“ wurde entwickelt sowie ein Online-Self-Assessments zur Erfassung, Reflexion und Verbesserung studentischer Selbstlernkompetenzen.
Ohne die Anpassung der physischen Räume funktioniert die Umsetzung allerdings auch nicht. So hat „ViBeS“ neue Formen von Räumlichkeiten geschaffen – beispielsweise Co-Learning-Spaces im R-Gebäude und im Medienkompetenzzentrum Vechta – und diese mit virtuellen und hybriden Lehrangeboten verknüpft und innovative Wege zur Verbesserung der sozialen Interaktion zwischen Studierenden und Lehrenden ausgearbeitet. Infolge der globalen Krisen – konkret der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges sowie der daraus resultierenden Energiekrise – hat das Projekt allerdings unerwartete Hürden erfahren. Insbesondere die starken Einschränkungen der räumlichen und sozialen Dimension haben die Mitwirkung von Studierenden sowie Lehrenden beeinflusst und die Ausrichtung an deren drängenden Bedarfen – insbesondere gesundheitsfördernde Maßnahmen sowie Kompetenzentwicklung im Selbststudium und für das Studieren – notwendig gemacht und mehr Zeit als erwartet gebraucht, fasst es Imke Kimpel, Leitung der Zentralen Studienberatung zusammen. „Es zeigte sich, dass die Studierenden nur zögerlich wieder zum gewohnten Selbststudium auf den Campus zurückkehrten und sich nur langsam für extracurriculare Angebote öffneten“, erläutert sie. Die Universität nehme diese Prozesse aber als Chance an, stetig neue, innovative und an die sich ändernden Situationen und Bedarfe angepasste Formate und Angebote zu entwickeln.Auch die Entwicklungen von KI markierten, so Prof. Rau, eine zentrale Herausforderung: „Es entstand erhöhter Anpassungsbedarf, um die Angebote für Lehrende und Studierende zur Gestaltung eines virtuell begleiteten Selbststudiums unter den Bedingungen von KI zu aktualisieren und so zeitgemäße, relevante Inhalte und Methoden auch perspektivisch sicherzustellen“.
„Ein zentrales Ergebnis ist die Erkenntnis, dass die verschiedenen Dimensionen – räumlich, sozial, methodisch, medial und inhaltlich – ganzheitlich betrachtet und integriert werden müssen“, so Gesamtprojektkoordinatorin Dr.in Stefanie Brunner, welche diese Funktion von Jana Lubasch übernommen hatte. „Diese Herangehensweise hat die Lehre an der Universität Vechta erheblich verbessert und bietet anderen Hochschulen wertvolle Einblicke.“ Die Ergebnisse von ViBeS sollen weiterhin in den Regelbetrieb der Universität Vechta überführt werden. „Das Projekt trägt dazu bei, eine innovative und vielfältige Lernkultur zu etablieren, die auf die Herausforderungen der digitalen Welt vorbereitet“, so Brunner. „Diese ganzheitliche Herangehensweise kann als Modell für andere Hochschulen dienen und die Qualität der Lehre verbessern.“ Rau: „Die wichtigsten Ergebnisse des ViBeS-Projekts zeigen, dass die Weiterentwicklung der Lehre mehr als nur digitale Werkzeuge erfordert. Neue Technologien wie Künstliche Intelligenz allein verändern die Lernkultur nicht. Vielmehr bedarf es einer umfassenden Auseinandersetzung mit methodischen und didaktischen Fragestellungen. Diese dienen als Grundlage für die Personalentwicklung der Lehrenden und schaffen geeignete Rahmenbedingungen, damit digitale Potenziale bei den Studierenden ankommen.“
https://www.uni-vechta.de/vibes
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars, Students
Media and communication sciences, Nutrition / healthcare / nursing, Social studies, Teaching / education
transregional, national
Research projects, Research results
German
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