idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
08/19/2024 12:47

Was Emojis den Deutschen bedeuten 😊🤔🥰

Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Eine aufwändige Studie ermittelt erstmals, welche Gesichts-Emojis von Deutschen am häufigsten gebraucht werden und was jedes der Emojis aussagt.

    Ist es ein fröhliches oder ein diabolisches Lächeln, das das Emoji zeigt? Welches Gefühl vermittelt es? Obwohl die Grundbedeutung der 107 Gesichts-Emojis im Unicode festgelegt ist, ist ihre wahrgenommene Aussage teils sehr unterschiedlich. Prof. Dr. Tatjana Scheffler, Linguistin an der Ruhr-Universität Bochum, und Dr. Ivan Nenchev von der Charité Universitätsmedizin Berlin haben in einer aufwändigen Studie erstmals ermittelt, was deutschsprachige Menschen mit den Emojis verbinden. Zusätzlich haben sie zum ersten Mal umfassende Daten über die Häufigkeit der verschiedenen Gesichts-Emojis in öffentlicher und privater Kommunikation erhoben. Ihre Ergebnisse haben sie in der Zeitschrift Behaviour Research Methods vom 15. August 2024 veröffentlicht.

    Die Forschenden zeigten in einer Online-Befragung 153 Teilnehmenden sämtliche zum Zeitpunkt der Studie verfügbaren 107 Gesichts-Emojis. Mittels stufenlos beweglicher Schieberegler gaben die Versuchspersonen über fünf Aspekte Auskunft: Wie bekannt war ihnen das Emoji? Als wie klar empfanden sie seine Bedeutung? Wie komplex war seine visuelle Darstellung? Welchen emotionalen Gehalt maßen sie ihm bei und wie stark war seine emotionale Intensität? Zusätzlich baten die Forschenden die Teilnehmenden, die Bedeutung des jeweiligen Emojis mit maximal drei Begriffen zu beschreiben. „Diese Beschreibungen haben wir mit computerlinguistischen Methoden analysiert“, erklärt Tatjana Scheffler.

    Tränen lachendes Gesicht ist am beliebtesten

    Um zu ermitteln, wie häufig die einzelnen Emojis genutzt wurden, zog das Team einerseits einen riesigen Datensatz von über 280 Millionen deutschsprachigen Twitternachrichten aus dem Jahr 2022 heran. „Daran konnten wir ablesen, welche Emojis in öffentlichen Diskursen wie häufig zum Einsatz kamen“, erläutert Tatjana Scheffler. Ein weiterer kleinerer Datensatz von WhatsApp-Konversationen, dem am meisten genutzten Messenger in Deutschland, gab zum anderen Aufschluss darüber, welche Emojis in privaten Nachrichten die Favoriten waren. Heraus kam: Das am häufigsten genutzte Emoji ist das Tränen lachende Gesicht 😂, gefolgt vom lachenden Gesicht 🤣 und dem Zwinkersmiley 😉. Am seltensten benutzt wurde das entsetzte Gesicht 😦, gefolgt von den Emojis „Gesicht in Wolken“ 😶‍🌫️ und „Gesicht mit gepunkteter Linie“ 🫥, die erst 2021 neu eingeführt wurden.

    Erwartungsgemäß ergab der Abgleich zwischen diesen Daten und den Angaben der Teilnehmenden der Online-Befragung, dass je häufiger ein Emoji benutzt wurde, desto bekannter es auch bewertet wurde. Die größere Bekanntheit von Emojis geht mit einer höheren positiven emotionalen Bewertung und Klarheit einher. Eine negative Korrelation konnten die Forschenden zwischen visueller Komplexität und Bekanntheit sowie Klarheit nachweisen. „Negative Emojis sind darüber hinaus emotional intensiver als positive“, berichtet Tatjana Scheffler. Die Forschenden mutmaßen, dass das möglicherweise daran liegt, dass positive Emojis häufiger gebraucht werden und sich abnutzen.

    Freundlich oder passiv aggressiv?

    „Emojis sind im Unicode definiert, aber ihre Verwendung und Interpretation in der Praxis weicht stark von den dort aufgeführten Bedeutungen ab“, so Ivan Nenchev. In der freien Beschreibung traten diese Abweichungen zutage. Während einige Emojis nur eine Hauptbedeutung besitzen – das Tränen lachende Gesicht zum Beispiel „lustig“ oder „lachen“ – haben andere mehrere verschiedene Bedeutungen. Das leicht lächelnde Gesicht wird zum Beispiel sowohl als freundlich als auch als passiv aggressiv beschrieben.
    „Das Ergebnis der Studie ist das bis dato umfangreichste Lexikon für Gesichts-Emojis“, resümert Tatjana Scheffler. „Es zeigt, dass die Bedeutungen von Emojis nicht trivial und teilweise sogar widersprüchlich sind.“ Die Forschenden wollen damit ein Fundament für weitere Untersuchungen zu Emojis im deutschsprachigen Raum legen.

    Förderung

    Die Arbeiten wurden unterstützt durch das BIH Charité Digital Clinician Scientist Program sowie von der Deutschen Forschungsgemeinschaft durch das Schwerpunktprogramm 2392 Visuelle Kommunikation (ViCom), Projekt EmDiCom (Projektnummer 501983851).


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Tatjana Scheffler
    Digitale Forensische Linguistik
    Fakultät für Philologie, Germanistik
    Tel.: +49 234 32 21471
    Mail: tatjana.scheffler@ruhr-uni-bochum.de

    Dr. Ivan Nenchev
    Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie
    Charité Universitätsmedizin Berlin
    und
    BIH Charité Digital Clinician Scientist Program
    Berlin Institute of Health at Charité – Universitätsmedizin Berlin
    Tel.: +49 30 2311 2156
    E-Mail: ivan.nenchev@charite.de


    Original publication:

    Tatjana Scheffler, Ivan Nenchev: Affective, semantic, frequency, and descriptive norms for 107 face emojis, in: Behaviour Research Methods, 2024, DOI: 0.3758/s13428-024-02444-x, URL: https://link.springer.com/article/10.3758/s13428-024-02444-x, https://link.springer.com/article/10.3758/s13428-024-02444-x


    More information:

    http://Daten der Studie: https://tscheffler.github.io/2024-Face-Emoji-Norming/home.html
    http://Datenrepositorium: https://osf.io/vbmpj/


    Images

    Linguistin Tatjana Scheffler hat die aufwändige Studie geleitet.
    Linguistin Tatjana Scheffler hat die aufwändige Studie geleitet.

    © RUB, Marquard


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Language / literature, Media and communication sciences
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).