idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
09/05/2024 16:19

Verantwortung abgeben: 1,5 Millionen Euro für ERC-Projekt

Jörg Heeren Medien und News
Universität Bielefeld

    Bielefelder Psychologin Dr. Alexa Weiss forscht zu moralischem Verhalten

    Die Psychologin Dr. Alexa Weiss von der Universität Bielefeld erhält eine bedeutende Forschungsförderung der Europäischen Union. Mit rund 1,5 Millionen Euro wird ihr neues Projekt für fünf Jahre vom Europäischen Forschungsrat (ERC) unterstützt. Zentrale Frage des Projekts: Unter welchen Bedingungen lassen Menschen andere für sich entscheiden, um eigene Ziele zu erreichen, ohne selbst die Verantwortung zu tragen? Mit der Förderung zählt Alexa Weiss zu den besten europäischen Wissenschaftler*innen in frühen Phasen ihrer Karriere.

    In unserer Gesellschaft treffen wir viele Entscheidungen gemeinsam oder lassen andere für uns entscheiden – andere Personen oder auch nicht-menschliche Akteure wie Künstliche Intelligenz. Das kann dazu führen, dass einzelne Personen sich weniger verantwortlich fühlen und dies kann besonders schwerwiegende Konsequenzen haben, wenn es um schwierige oder umstrittene Entscheidungen geht. Dr. Alexa Weiss erforscht dieses bisher wenig systematisch untersuchte Thema. „Wir vermuten, dass Menschen oft andere entscheiden lassen, wenn sie etwas Eigennütziges oder moralisch Fragwürdiges erreichen wollen. So fallen sie weniger negativ auf und fühlen sich weniger schlecht dabei“, sagt die Wissenschaftlerin.

    Verantwortung vermeiden und Schuldgefühle reduzieren

    „Manchmal haben Menschen eigennützige Ziele oder andere Ziele, die moralischen Normen zuwiderlaufen“, erläutert Alexa Weiss. „Diese Menschen möchten sich aber nicht schuldig fühlen oder von anderen für die negativen Konsequenzen ihrer Handlungen verantwortlich gemacht werden. In solchen Situationen könnte es eine Lösung sein, moralisch relevante Handlungen und Entscheidungen darüber anderen zu überlassen. Wenn die andere Person sich ihrerseits entscheidet, die Regel zu brechen, profitiert man selbst mit davon, gewissermaßen als Trittbrettfahrer*in“.

    Moralisch fragwürdige Entscheidungen delegieren

    Das neue Projekt heißt „Delegating decisions: An overlooked way of pursuing immoral goals“ (zu Deutsch: Entscheidungen delegieren: Ein übersehener Weg zur Verfolgung unmoralischer Ziele, Kurzname: DELEGATION). Weiss und ihr Team werden mit psychologischen Methoden ergründen, weshalb und unter welchen Umständen Menschen moralisch relevante Entscheidungen an andere weitergeben. „Wir wollen herausfinden, inwiefern dies die wahrgenommene Verantwortung oder Schuldzuweisungen, aber auch die Anerkennung von hilfsbereitem, also prosozialem Verhalten beeinflussen kann.“ Sie untersuchen das Phänomen sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern, um zu verstehen, wie sich dieses Verhalten im Lauf des Lebens entwickelt.

    Methoden kombinieren und Verhalten analysieren

    Die Forschenden nutzen theoretische Ansätze und Methoden aus der Sozialpsychologie, den Wirtschaftswissenschaften und der Kognitions- und Entwicklungspsychologie. Alexa Weiss ist zuversichtlich, dass das Projekt einen Beitrag zu verschiedenen Forschungsdisziplinen leistet und über das Phänomen der Delegation hinausweisen kann. „Beispielsweise lassen sich enge Bezüge herstellen zu gemeinschaftlichem unmoralischem Verhalten in Form von Teamentscheidungen oder zu Konsumentscheidungen.“ Das Projekt startet voraussichtlich im April 2025 an der Universität Bielefeld. In den darauffolgenden fünf Jahren wird Weiss dann mit einem Team von bis zu drei weiteren Forschenden zu diesem Thema arbeiten. „Die Förderung ermöglicht mir, ein Team aufzubauen, das gleichermaßen hoch spezialisiert und interdisziplinär arbeitet“, sagt Alexa Weiss.

    ERC Starting Grants

    Der Europäische Forschungsrat (ERC) vergibt den Starting Grant an herausragende junge Wissenschaftler*innen. Sie erhalten bis zu 1,5 Millionen Euro für fünf Jahre, um neue Forschungsideen umzusetzen. Bewerben können sich Forschende zwei bis sieben Jahre nach ihrer Doktorarbeit. An der Universität Bielefeld haben bisher fünf Forschende diese Förderung erhalten.


    Contact for scientific information:

    Dr. Alexa Weiss, Universität Bielefeld
    Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft
    Telefon 0521 106-4456
    E-Mail: alexa.weiss@uni-bielefeld.de


    More information:

    https://erc.europa.eu/news-events/news/erc-2024-starting-grants-results Mitteilung des Europäischen Forschungsrats


    Images

    Criteria of this press release:
    Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars, Students, Teachers and pupils, all interested persons
    Economics / business administration, Philosophy / ethics, Psychology, Social studies
    transregional, national
    Research projects
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).