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Wie kann die Grundschule ihren Aufgaben unter allseits schwierigen Bedingungen gerecht werden? Wo können Verbesserungen ansetzen, wer muss dafür kooperieren, welche Bezüge gilt es herzustellen, welche Fachkompetenzen zu vernetzen? Rund 250 Fachleute gehen diesen Fragen vom 29. September bis 2. Oktober an der Universität des Saarlandes auf den Grund. Zur Jahrestagung der Kommission „Grundschulforschung und Pädagogik der Primarstufe“ der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DgfE) laden die Lehrstühle für Didaktik der Primarstufe Deutsch (Professorin Julia Knopf), Mathematik (Professorin Melanie Platz) und Sachunterricht (Professor Markus Peschel) auf den Saarbrücker Campus ein.
Bereits seit 2011 zeigen Studien bei Grundschülern einen Leistungsabfall in Mathematik und Deutsch. 2021 veröffentlichte das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) in seinem Bildungstrend alarmierende Zahlen: 18 bis 30 Prozent der Viertklässlerinnen und Viertklässler verfehlten demnach in diesen Fächern die Mindeststandards – eine Entwicklung mit Folgen: „Die Grundschule legt die Basis für künftigen Lernerfolg. Schwächen beim Lesen, Schreiben und Rechnen können sich einschneidend auf den weiteren Bildungsweg und die Chancen im Leben auswirken“, erklärt Professorin Julia Knopf, Expertin für Fachdidaktik Deutsch. Gemeinsam laden die Professuren der Primarstufe der Universität des Saarlandes Fachleute aus ganz Deutschland auf den Saarbrücker Campus ein, um zu erörtern, wie eine Trendwende gelingen kann.
Grundschulen stehen vor vielfältigen Herausforderungen. In zahlreichen Bundesländern wirkt sich der Lehrermangel aus. Quereinsteigern und Lehrkräften in Ausbildung, die den Mangel lindern sollen, fehlen oft fachliche, fachdidaktische, psychologische und pädagogische Qualifikationen. Inklusion und Migration stellen Lehrerinnen und Lehrer vor hohe Anforderungen. Viele Schülerinnen und Schüler haben Förderbedarf, vor allem auch in deutscher Sprache. Auch muss in der Grundschule aufgefangen werden, dass zahlreiche Kinder und deren Familien bei Flucht und Krieg Traumatisches durchgemacht haben. „In dieser anspruchsvollen Gemengelage brauchen Lehrkräfte sehr gutes Handwerkszeug aus ihrer Ausbildung“, sagt Julia Knopf und betont: „Wichtig ist auch, dass sie auf der Höhe der Zeit bleiben, um digitale Lehr- und Lernmethoden, MINT-Lernen oder Bildung für nachhaltige Entwicklung umzusetzen, die Kinder befähigen soll, zukunftsfähig zu denken und zu handeln.“
So vielschichtig die Herausforderungen der Grundschule sind, so vielschichtig sind auch die Lösungsansätze, die gebraucht werden. Was notwendig ist für eine gute Grundschulbildung, wollen die Expertinnen und Experten bei der Tagung beleuchten. 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden erwartet. „Die Tagung wird unter dem Titel ´Bezugsnotwendigkeiten der Grundschule – Pädagogik und Fachdidaktik in der Grundschulbildung` stehen“, sagt der Grundschulpädagoge und Experte für Sachunterrichtsdidaktik Professor Markus Peschel. „Wir werden unter diesem bewusst weit gefassten und auch bewusst irritierend gewählten Begriff sowohl fachdisziplinären als auch disziplinenübergreifenden Voraussetzungen der Grundschulbildung und -ausbildung auf den Grund gehen“, erläutert Markus Peschel. So stünden etwa die Bezüge der Fachdidaktiken, Stufendidaktik und Kindheitspädagogik der Grundschulbildung im Mittelpunkt, insbesondere aber auch die Rolle der verschiedenen Akteure an Universität und Schule bis hin zu Politik abzuklopfen, sei bedeutsam. „Rund um Lehrkräfteausbildung und Grundschulunterricht spielen zahlreiche Stellen und Themen eine tragende Rolle, hier müssen Bezüge, wenn nötig, hergestellt oder Beteiligte enger vernetzt werden“, sagt Markus Peschel.
„In der Primarstufe besteht auch die besondere Herausforderung, dass sich für die Kinder in kurzer Zeit viel verändert“, erläutert Professorin Melanie Platz, die sich auf Mathematik-Didaktik spezialisiert hat. „Wichtig ist, diese Übergänge der kindlichen Entwicklungsstadien, insbesondere auch den in die weiterführende Schule, besser begleiten zu können. Dies stellt besondere Anforderungen an Kompetenzen und Fähigkeiten der Lehrkraft“, sagt Melanie Platz. Es sei bedeutsam, auch pädagogische und psychologische Aspekte in die Ausbildung einzubringen und didaktische Schwerpunkte zu setzen. „Lehrkräfte sollten in der Lage sein, die individuellen Lernvoraussetzungen und Erfahrungswelten der Kinder aufzugreifen. Wir werden uns damit befassen, was erforderlich ist, damit sie dies erfüllen können“, erläutert die Didaktikerin.
Die Expertinnen und Experten erörtern, welche Kompetenzen benötigt werden, welche Disziplinen in Forschung, Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften zusammenarbeiten müssen und wie Wissenschaft und Forschung hierfür die Grundlagen legen können. „Insbesondere interessiert uns die Frage, wo wir Pädagogik brauchen, wo wir Pädagogik und Fachdidaktik enger verzahnen müssen in der ersten und zweiten Phase der Lehrerausbildung“, sagt Markus Peschel.
Die Haupttagung der 32. Jahrestagung der DGfE-Kommission "Grundschulforschung und Pädagogik der Primarstufe", die jedes Jahr an wechselnden Orten stattfindet, eröffnen Professor Markus Peschel und die Professorinnen Julia Knopf und Melanie Platz offiziell am Montag, 30. September, um 13 Uhr in der Aula auf dem Saarbrücker Campus (Gebäude A3 3).
Im Rahmen der Tagung finden zahlreiche Vorträge und Workshops für das Fachpublikum statt. Themen sind unter anderem Sprachdiagnostik und Förderung von Sprache, Schreiben und Lesen, der Einsatz von Künstlicher Intelligenz und digitaler Lehr- und Lernmethoden, neue Erkenntnisse zum Sachunterricht, Fragen der Inklusion und Unterrichtsentwicklung, Lehrkräfteaus- und -weiterbildung, Einbeziehung psychologischer Erkenntnisse und Persönlichkeitsentwicklung im Unterricht sowie der Umgang mit Klimawandel, Rassismus, Krieg und Fluchterfahrung.
Zum Abschluss der Tagung findet am Mittwoch, dem 2. Oktober, in der Aula (Geb. A3 3) von 12 bis 13.45 Uhr eine tagungsinterne Podiumsdiskussion zum Thema „Quo vadis Grundschulbildung? Die Zukunft der Lehrer*innenbildung im Saarland“ statt, bei der auch Christine Streichert-Clivot, Präsidentin der Kultusministerkonferenz und Ministerin für Bildung und Kultur des Saarlandes, mitdiskutieren wird.
Im Vorfeld der Haupttagung findet am 29. (ab 13 Uhr) und 30. September außerdem die Tagung von Nachwuchsforscherinnen und -forschern zu Themen der Primarschule „PriQua“ statt. Im Rahmen der „PriQua“-Tagung stellen junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Qualifikationsphase ihre Arbeiten in der Grundschulforschung vor. Sie diskutieren ihre Ergebnisse mit Expertinnen und Experten und vernetzen sich mit anderen Doktorandinnen, Doktoranden, Habilitandinnen und Habilitanden im Bereich der Grundschulforschung.
Die Medien sind zu Tagung und Podiumsdiskussion herzlich eingeladen.
Tagungsort: Campus Saarbrücken, Aula A3 3, Innovation Center A2 1 und Gebäude A2 2
Programm: https://2024dgfe.de
Prof. Dr. Julia Knopf: Tel.: 0681/30270080 oder 0681/96870894,
E-Mail: julia.knopf@uni-saarland.de
Prof. Dr. Markus Peschel: Tel.: 0681 302-71399
E-Mail: markus.peschel@uni-saarland.de
Prof. Dr. Melanie Platz: Tel.: 49 (0)681 / 302-57437
E-Mail: melanie.platz@uni-saarland.de
Zur Jahrestagung der Kommission „Grundschulforschung und Pädagogik der Primarstufe“ der Deutschen Ge ...
Didacta/Karin Hiller/privat
Universität des Saarlandes
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars, Teachers and pupils
Language / literature, Mathematics, Teaching / education
transregional, national
Schools and science, Scientific conferences
German
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