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09/18/2024 08:50

Mangelnde Ausbildungsangebote erschweren Zugang zur beruflichen Ausbildung. Aktuelle Auswertung zu Niedersachsen

Dr. Jennifer Villarama Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI)

    Aktuelle SOFI-Ergebnisse zur Ausbildungsmarktsituation in Niedersachsen zeigen, dass das berufliche Ausbildungssystem nach wie vor ein wichtiger Treiber der beruflichen Qualifizierung in Niedersachsen ist. Allerdings stellt sich der Zugang zu einer dualen oder schulischen Ausbildung nicht zuletzt auch aufgrund der schwierigen Ausbildungsmarktlage problematisch dar. So bleibt die Integration von ausbildungsinteressierten Jugendlichen in eine berufliche Ausbildung nach wie vor eine große Herausforderung.

    Die aktuellen Daten zum dualen Ausbildungsmarkt zeigen, dass in Niedersachsen nach wie vor – anders als im Bundesdurchschnitt – Probleme der Versorgung mit Ausbildungsstellen überwiegen. Und dies, obwohl sich die Angebots-Nachfrage-Relation verbessert hat. Auf 100 Nachfragende kommen nur 95 Ausbildungsstellen. „Der Bedarf an Ausbildungsstellen wird weiterhin nicht durch die vorhandenen Angebote gedeckt“, konstatiert Prof. Dr. Susan Seeber (Universität Göttingen/SOFI), eine der Autor:innen des heute erschienenen SOFI-Impulspapiers. „Dabei stellen sich für Ausbildungsplatzsuchende besondere Herausforderungen in den Regionen Celle, Göttingen, Lüneburg-Uelzen und Nienburg-Verden sowie in den Bereichen der Informatik, in den Verkaufsberufen sowie in der Lagerwirtschaft und Transport. Hier bleiben viele Bewerber:innen ohne Ausbildungsplatz.“

    Herausforderungen der Fachkräftesicherung betreffen zudem Berufe des Schulberufssystems. So rangiert Niedersachsen bei den Neuzugängen zum Schulberufssystem im Bundesländervergleich mit einem Anteil von 22% im Jahr 2022 am unteren Ende. Die Spezialisierung des Schulberufssystem auf Berufe im Bereich Gesundheit, Erziehung und Soziales, die auch in Niedersachsen in den letzten Jahren stattgefunden hat, kann damit nicht annähernd den in diesen Berufen benötigten Fachkräftebedarf abdecken. „Diese Entwicklungen zeigen, dass bei beiden vollqualifizierenden Ausbildungssektoren das Land gefordert ist, Ausbauimpulse zu setzen, wenn es den Fachkräftebedarf sichern will“, resümiert die Göttinger Professorin für Wirtschaftspädagogik und Personalentwicklung.

    „Dies ist auch deshalb geboten, um bestehende soziale Schieflagen zu korrigieren“, betont Dr. Maria Richter vom SOFI. „So gehört Niedersachsen zu den Ländern, in denen die Chancen Jugendlicher auf eine vollqualifizierende Ausbildung im dualen oder im Schulberufssystem geringer sind als in den meisten anderen Bundesländern.“ Dabei bestehen starke regionale Chancendifferenzen. Jugendliche in den Arbeitsagenturbezirken Celle, Emden-Leer, Hildesheim und Nordhorn haben eine um 16 Prozentpunkte geringere Chance, in eine vollqualifizierende Ausbildung einzumünden, als Jugendliche in Hannover oder Osnabrück. Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt fällt dabei vor allem der hohe Anteil an Jugendlichen mit Mittlerem Schulabschluss, die zunächst in einer Maßnahme des Übergangssektors einmünden, auf. Dieser Abschluss ermöglicht Jugendlichen, aufgrund der Engpässe auf dem dualen Ausbildungsmarkt und der begrenzten Ausweitung schulischer Angebote, relativ betrachtet weniger häufig den Zugang zu einer vollqualifizierenden Ausbildung. Für die Fachkräftesicherung ist aber nicht nur entscheidend, wie viele Menschen in eine berufliche Ausbildung einmünden, sondern auch, wie viele diese erfolgreich abschließen. Diesbezüglich sind große Unterschiede zwischen deutschen und nichtdeutschen Auszubildenden festzustellen, die in Niedersachsen stärker ausgeprägt sind als im Bundesdurchschnitt.

    Die Autor:innen konstatieren daher: „Sowohl aus Leistungs- als auch sozialen Gerechtigkeitsgründen ist das Land Niedersachsen angehalten, Maßnahmen so zu gestalten, dass dadurch die beträchtlichen Disparitäten beim Zugang zu sowie beim Abschluss einer vollqualifizierenden Ausbildung verringert werden. Hierfür erscheint der Ausbau begleitender Berufsorientierungsmaßnahmen, die Stärkung individueller Stütz- und Förderangebote vor und während der Ausbildung als auch die Ausweitung des dualen und schulischen Ausbildungsangebots notwendig.“

    Veröffentlichung:
    Richter, Maria; Seeber, Susan; Jam, Yashar (2024): „Fehlende Ausbildungsangebote gefährden Fachkräftesicherung und soziale Integration. Ergebnisse zum Ausbildungsmarkt in Niedersachsen“. SOFI-Impulspapier.

    Kostenfreier Download des Impulspapiers: https://sofi.uni-goettingen.de/fileadmin/user_upload/SOFI_Impulspapier_Bildung_2...

    Weitere Informationen und Kontakt:

    Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen
    (SOFI) e.V.
    an der Georg-August-Universität
    Friedländer Weg 31
    37085 Göttingen

    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Dr. Jennifer Villarama
    Telefon: +49 551 52205-19
    E-Mail: jennifer.villarama@sofi.uni-goettingen.de


    Contact for scientific information:

    Wissenschaftliche Ansprechpartnerin am SOFI:

    Dr. Maria Richter
    Telefon: +49 551 52205-0
    E-Mail: maria.richter@sofi.uni-goettingen.de

    Wissenschaftliche Ansprechpartnerin an der Georg-August-Universität Göttingen:

    Prof. Dr. Susan Seeber
    Professur für
    Wirtschaftspädagogik und Personalentwicklung
    Platz der Göttinger Sieben 5
    537073 Göttingen

    Telefon: +49 551 39-244 21
    E-Mail: susan.seeber@uni-goettingen.de


    Original publication:

    Richter, Maria; Seeber, Susan; Jam, Yashar (2024): „Fehlende Ausbildungsangebote gefährden Fachkräftesicherung und soziale Integration. Ergebnisse zum Ausbildungsmarkt in Niedersachsen“. SOFI-Impulspapier.

    Kostenfreier Download: https://sofi.uni-goettingen.de/fileadmin/user_upload/SOFI_Impulspapier_Bildung_2...


    More information:

    http://www.sofi.uni-goettingen


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    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
    Economics / business administration, Politics, Social studies, Teaching / education
    regional
    Research results, Transfer of Science or Research
    German


     

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