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12/28/1998 14:34

Zukunftsbranche Gesundheit und Soziales? Vom Kostenfaktor zur Zukunftsbranche

Claudia Braczko Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut Arbeit und Technik

    Institut Arbeit und Technik untersuchte Szenarien und Ansatzpunkte der Beschäftigungsentwicklung

    Der Bereich Gesundheit und Soziales hat gute Erfolgsaussichten, sich vom Kostenfaktor zur Zukunftsbranche zu wandeln. Bis zum Jahr 2010 können bei den sozialen Dienstleistungen nahezu eine Million zusätzliche Arbeitsplätze entstehen. Voraussetzung dafür sind eine gezielte Dienstleistungspolitik zur Entwicklung der Sozial- und Gesundheitswirtschaft und eine Produktivitäts- und Innovationsoffensive der Unternehmen, die auch mehr Nachfrage für Lebensqualität und Gesundheit auslöst. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Veröffentlichung des Instituts Arbeit und Technik (IAT/Gelsenkirchen) zur Beschäftigungsentwicklung im Dienstleistungssektor.

    Die Gesundheits- und Sozialwirtschaft ist mit derzeit rund drei Millionen Beschäftigten eine der größten Wirtschaftsbranchen und wird, getrieben durch soziodemografische Veränderungen, weiter wachsen. Mitte der 90er Jahre war in Deutschland gut ein Fünftel aller Einwohner über 60 Jahre alt, im Jahr 2010 wird etwa jeder vierte Einwohner zu älteren und hochbetagten Altersgruppen zählen und verstärkt auf Gesundheits- und soziale Dienste angewiesen sein. Die in der Familie - zumeist von Frauen - erbrachten Pflegeleistungen gehen jedoch zurück; war in den 70er Jahren erst jede zweite Frau in den mittleren Lebensjahren berufstätig, werden es im Jahr 2010 rund 80 Prozent sein. Alten- und Krankenpflege, aber auch Kindererziehung und -betreuung in Eigenarbeit müssen zunehmend durch öffentliche, halböffentliche oder am Markt bereitgestellte Angebote ersetzt werden.

    Die einfache Ausweitung öffentlicher und halböffentlicher Angebote wird den steigenden Bedarf nicht decken können, zumal entsprechende Finanzmittel im Budget Gesundheit und Soziales fehlen. "Wenn es nicht zu Leistungsabbau und Unterversorgung kommen soll, sind in der Sozial- und Gesundheitspolitik neue Ansätze gefordert," so die IAT-Wissenschaftler Dr. Josef Hilbert und Stephan von Bandemer. In der öffentlichen Diskussion werden seit Jahren Reform- und Erneuerungskonzepte debattiert.

    Deren unterschiedliche Auswirkungen auf die Beschäftigung im Bereich sozialer Dienstleistungen wurde in der jetzt veröffentlichten Untersuchung analysiert. Am besten schnitt dabei eine Politikstrategie ab, bei der durch eine Modernisierung der Staatsaktivitäten öffentliche, soziale und gesundheitsbezogene Dienste deutlich produktiver, d.h. billiger und besser werden und zusätzlichprivate Mittel für die Sozial- und Gesundheitswirtschaft mobilisiert werden können. Den Berechnungen liegt ein Szenarienmodell zugrunde, das sowohl die demographischen Veränderungen als auch gesamtwirtschaftliche Entwicklungstendenzen simultan vorausschätzt.

    Die Modernisierung der Gesundheits- und Sozialwirtschaft kommt nicht ohne eine auf Erneuerung ausgerichtete Wirtschafts-, Sozial- und Dienstleistungspolitik aus. Zum einen muß der Wettbewerb um Effizienz und Produktivität erhöht werden, zum anderen gilt es Anreize und Freiräume dafür zu schaffen, daß verstärkt private Mittel in diese Branche fließen. So kann die Gesundheits- und Sozialwirtschaft etwa durch neue Management-, Organisations- und Technikeinsatzkonzepte in Zukunft deutlich billiger und besser werden. Ganz zentrale Arbeitsfelder hierfür werden bei der Verbesserung des Zusammenspiels von stationären und ambulanten Einrichtungen sowie bei der kundenorientierten Kooperation zwischen verschiedenen Fachdisziplinen liegen. Möglich werden neue Wege der Zusammenarbeit u. a. durch Fortschritte in der Medizin- und Gerontotechnik; vor allem Telekommunikation und Multimedia bieten hierfür vielversprechende Ansatzpunkte. Im Hinblick auf die Mobilisierung zusätzlicher Ressourcen wird von ausschlaggebender Bedeutung sein, die oft beträchtlichen wirtschaftlichen Potentiale älterer Menschen zu erschließen. Zwischen der Gesundheits- und Sozialwirtschaft und den Nachbarbranchen sollen Brücken geschlagen werden, etwa zu Sport und Fitness, Nahrung und Genuß, Freizeitwirtschaft, Tourismus und Wohnungswirtschaft. Die Modernisierung der Aus- und Weiterbildung in den Gesundheitsberufen ist eine weitere Komponente zur Erneuerung der Sozial- und Gesundheitswirtschaft.

    Diese Beispiele für Ansatzpunkte einer aktiven Dienstleistungspolitk zeigen, daß es gangbare Wege und gute Aussichten für Erneuerungsanstrengungen der Gesundheits- und Sozialwirtschaft gibt. Dabei geht es weniger um Subventionen und rechtlichen "Flankenschutz". Zwar wird die Sozial- und Gesundheitspolitik auch in Zukunft nicht ohne staatliche Auflagen und ohne öffentliche Mittel auskommen. Im Mittelpunkt der Erneuerungsbemühungen stehen jedoch Ansätze, die derzeitigen Leistungen billiger und besser zu erbringen und zusätzlich private Mittel zu mobilisieren.
    Stephan von Bandemer/Josef Hilbert/Erika Schulz: Zukunftsbranche Gesundheit und Soziales? in: Gerhard Bosch (Hg.): Zukunft der Erwerbsarbeit - Strategien für Arbeit und Umwelt, Frankfurt/New York 1998.

    Für weitere Fragen stehen
    Ihnen zur Verfügung:
    Dr. Josef Hilbert
    Durchwahl: 1707-120
    Stephan von Bandemer
    Durchwahl: 1707-115
    Pressereferentin
    Claudia Braczko

    Munscheidstraße 14
    45886 Gelsenkirchen

    Tel.: +49-209/1707-176
    Fax: +49-209/1707-110
    E-Mail: braczko@iatge.de
    WWW: http://iat-info.iatge.de


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    Criteria of this press release:
    Economics / business administration
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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