idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
11/20/2024 11:51

Mehr Drehmoment für die Kreislaufwirtschaft – acatech Studie definiert Potenziale Digitaler Enabler

Christoph Uhlhaas M.A. Geschäftsstelle
acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften

    München, 20. November 2024. Digitale Tools bringen den Aufbau einer Circular Economy auf Touren, wenn sie systemisch eingesetzt werden. Wie das gelingen kann, zeigt die Studie „Digitale Enabler der Kreislaufwirtschaft“ anhand von drei sehr unterschiedlichen Produkten: T-Shirts, Waschmaschinen und Einfamilienhäusern. Die Studie der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) arbeitet heraus, welche digitalen Technologien und Anwendungen Wertschöpfungsketten zirkulär gestalten können – und wie die einzelnen Enabler im Zusammenspiel ein erweitertes Potenzial entfalten.

    Lediglich 13 Prozent beträgt hierzulande der aktuelle Anteil von Sekundärrohstoffen – also von Rohstoffen, die bereits ein zweites Mal oder noch häufiger genutzt wurden – in den Wirtschaftsaktivitäten. Global sind es sogar nur sieben Prozent. Wenn sich das Wirtschaftssystem von linearen zu zirkulären Wertschöpfungsketten entwickeln soll, besteht somit Handlungsbedarf. Dazu erklärt Projektleiter und acatech Vizepräsident Christoph M. Schmidt: „Wachstum und Ressourcenverbrauch lassen sich entkoppeln, wenn wir statt der linearen Logik des Produzierens, Konsumierens und Entsorgens einen systemischen Ansatz für eine Kreislaufwirtschaft verwirklichen. Digitale Technologien geben uns dafür die Werkzeuge an die Hand. Nur sie ermöglichen den nötigen Informationsaustausch, auf dessen Grundlage neue zirkuläre Geschäftsmodelle entstehen können.“

    Digitale Tempomacher der Kreislaufwirtschaft

    Um Stoffkreisläufe effektiv zu schließen, ist ein reibungsloser Informationsaustausch zwischen allen Akteuren der Wertschöpfungskette über Eigenschaften, Verfügbarkeit, Zustand und Nutzung von Produkten essenziell. Das betrifft auch recyclingrelevante Daten oder Informationen zur Bepreisung von Umweltkosten. Digitale Technologien und Anwendungen wie Datenräume und digitale Produktpässe (DPP) ermöglichen es, diese Informationen effizient und kostengünstig nutzbar zu machen.

    Drei Anwendungsbeispiele aus den Sektoren Textil, Elektronik und Bau

    Digitale Technologien einzusetzen, garantiert noch kein zirkuläres Wirtschaften. Wichtig ist das Verhältnis zwischen Nutzen einer Anwendung, deren Energieverbrauch und den Umweltauswirkungen der digitalen Technologien selbst. Das zeigt die acatech Studie anhand von drei Anwendungsbeispielen aus sehr unterschiedlichen Sektoren: Textil (T-Shirt), Elektronik (Waschmaschine) und Bau (Einfamilienhaus). Sie verdeutlichen sektorspezifische Herausforderungen, Rahmenbedingen und Handlungsfelder.

    Am Beispiel der T-Shirt-Herstellung wird gezeigt, wie sich in einem besonders ressourcenintensiven Sektor – pro Baumwoll-T-Shirt werden 2.700 Liter Süßwasser benötigt – der gesamte Prozess von Materialbeschaffung über die Produktion bis hin zum Recycling ressourcenschonender und abfallärmer gestalten lässt. Zentrale Digitale Enabler wie der digitale Produktpass stellen relevante Informationen zu Recycling und Pflege, aber auch zu Material- und Produktnachhaltigkeit und deren Zertifizierung über komplexe Lieferketten hinweg allen beteiligten Akteuren zur Verfügung. Digital automatisierte und durch KI-Modelle optimierte Verfahren helfen, effiziente Textilrecyclingstrukturen aufzubauen, die Qualität und Rentabilität von Recyclingfasern steigern. Und nicht zuletzt können Onlineplattformen entscheidend zur Verlängerung der Nutzungsdauer von Textilien beitragen.

    Welche konkreten zirkulären Ansätze und Digitalen Enabler jeweils ihre Stärken ausspielen können, variiert zwischen den verschiedenen Wirtschaftssektoren. Die Arbeitsgruppe um Christoph M. Schmidt hat deshalb neben dem einfachen wie kurzlebigen Produkt T-Shirt die Anwendung digitaler Enabler am Beispiel von Waschmaschinen und Einfamilienhäusern herausgearbeitet.

    Jeder Anwendungsfall berücksichtigt eine Kombination aus zirkularökonomischem Wissen, digitalen Technologien sowie sektor- und produktspezifischen Anforderungen. Fokussiert der Textilsektor stark auf Produktion, Nutzungsintensität und -dauer sowie auf Strukturen für Sammlung, Sortierung und das Recycling textiler Materialien, steht bei den Elektrogeräten die Intensivierung und Verlängerung der Nutzungsphase im Zentrum. Beim Einfamilienhaus bieten Umbau und Sanierung von Bestandsimmobilien viel Potenzial für den Einsatz digitaler Tools und Anwendungen.

    Datenaustausch und Vernetzung interoperabel gestalten

    Damit die Wieder- und Weiterverarbeitung von Bestandteilen und Produkten ganzheitlich funktionieren kann und neue Geschäftsmodelle wachsen können, sind interoperable Datenformate und Schnittstellen nötig. So können alle Marktakteure effizient Informationen austauschen und gemeinsame Datenökosysteme schaffen.

    „Der Entwurf der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) und auch die neue EU-Ökodesign-Verordnung unterstreichen zurecht die entscheidende Bedeutung digitaler Technologien für die Kreislaufwirtschaft. Nun gilt es, digitale Enabler in die Anwendung zu bringen. Eine gezielte interdisziplinäre Förderstrategie kann dabei unterstützen. Sie sollte auf transferorientierte Leuchtturmprojekte fokussieren, die skalierbare Effekte für die Wirtschaft bringen. acatech engagiert sich bei den maßgeblichen Enablern wie den digitalen Produktpässen und Datenräumen und orchestriert Plattform- und Konsortialprojekte. Es geht uns dabei um gemeinsame, skalierbare Lösungsstrategien für zirkuläres Wirtschaften, das unsere Rohstoffversorgung auf ein nachhaltiges, resilientes und souveränes Fundament stellen wird“, erklärt acatech Präsident Thomas Weber.

    Erkenntnisse aus Circular Economy Initiative und Digitainability Studie

    Die neue acatech Studie baut auf die Ergebnisse und Erkenntnisse aus der Circular Economy Initiative Deutschland (CEID) auf. Eine weitere Grundlage bildet die acatech Digitainability Studie, die die Rolle der Digitalisierung als Hebel der Circular Economy herausarbeitet. Darauf aufbauend widmet sich die neue Studie „Digitale Enabler der Kreislaufwirtschaft“ nun den Handlungsoptionen für die erfolgreiche Umsetzung einer Kreislaufwirtschaft durch digitale Technologien und Anwendungen.

    Ansprechpartner

    Clemens Wolf
    Pressesprecher | Referent Strategische Kommunikation | Medien & Politik
    acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften

    M 0172 144 58 59
    c.wolf@acatech.de

    www.acatech.de

    Über acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften

    acatech berät Politik und Gesellschaft, unterstützt die innovationspolitische Willensbildung und vertritt die Technikwissenschaften international. Ihren von Bund und Freistaat Bayern erteilten Beratungsauftrag erfüllt die Akademie unabhängig, wissenschaftsbasiert und gemeinwohlorientiert. acatech verdeutlicht Chancen und Risiken technologischer Entwicklungen und setzt sich dafür ein, dass aus Ideen Innovationen und aus Innovationen Wohlstand, Wohlfahrt und Lebensqualität erwachsen. acatech bringt Wissenschaft und Wirtschaft zusammen. Die Mitglieder der Akademie sind herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Ingenieur- und den Naturwissenschaften, der Medizin sowie aus den Geistes- und Sozialwissenschaften. Die Senatorinnen und Senatoren sind Persönlichkeiten aus technologieorientierten Unternehmen und Vereinigungen sowie den großen Wissenschaftsorganisationen. Neben dem acatech FORUM in München als Hauptsitz unterhält acatech Büros in Berlin und Brüssel.


    Original publication:

    Schmidt, Ch. M./Weber, Th. (Hrsg.): Digitale Enabler der Kreislaufwirtschaft (acatech STUDIE), München 2024.
    DOI: https://doi.org/10.48669/aca_2024-15


    More information:

    https://www.acatech.de/allgemein/digitale-kreislaufwirtschaft/ Newsseite zur Publikation
    https://www.acatech.de/publikation/digitale-enabler-der-kreislaufwirtschaft/ Download-Link zur Studie


    Images

    Titelillustration zur acatech Studie "Digitale Enabler der Kreilsaufwirtschaft"
    Titelillustration zur acatech Studie "Digitale Enabler der Kreilsaufwirtschaft"

    acatech


    Attachment
    attachment icon Pressemitteilung

    Criteria of this press release:
    Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars
    Construction / architecture, Economics / business administration, Electrical engineering, Environment / ecology, Information technology
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).