idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
11/21/2024 11:17

MCC: Konzept für eine Wärmewende ohne Zumutungen

Ulrich von Lampe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) gGmbH

    Das schlecht isolierte Häuschen mit Ölheizung – das ist das Beispiel, an dem sich die Politik derzeit die Zähne ausbeißt. Wie kann sie Menschen mit solchem aus Klimasicht problematischem Wohnraum vor Überlastung schützen? Sie will fossiles Heizen via CO₂-Bepreisung verteuern, um den Umstieg etwa auf Wärmepumpen zu forcieren, doch wegen der enorm unterschiedlichen baulichen Gegebenheiten schreckt sie zurück. Eine Studie zeigt nun, wie man den CO₂-Preis im Gebäudesektor auch für Härtefälle vollständig kompensieren kann.Sie kommt vom Berliner Klimaforschungsinstitut MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change).

    „Mit dem hier vorgelegten wissenschaftlichen Konzept rücken wir ab von unserer bisherigen Empfehlung, die Bevölkerung für die CO₂-Bepreisung durch ein pro Kopf einheitliches Klimageld zu kompensieren und Härtefälle gesondert zu adressieren“, sagt Matthias Kalkuhl, Co-Leiter des MCC und Leitautor der Studie. „Der Klimaschutz im Heizungskeller erweist sich als politisch so schwierig, dass die Kompensation der Härtefälle der Ausgangspunkt sein sollte. Eine Wärmewende ohne Zumutungen ist möglich: Stark steigende CO₂-Preise werden von der Belastung her überall ausgeglichen und setzen trotzdem den richtigen Anreiz – zum Umrüsten alter Öl- und Gasheizungen zum jeweils kostengünstigsten Zeitpunkt.“

    Der Politik-Vorschlag sieht vor, dass für vermieteten Wohnraum die vermietende Partei die CO₂-Preis-Kosten etwa für Heizöl oder Erdgas trägt, also nicht über die Nebenkosten abrechnet. Zum Ausgleich erhalten alle Eigentümerinnen und Eigentümer von Wohnraum, auch von selbst genutztem, ein „Gebäudeklimageld“. Dieses wird, damit wirklich niemand verliert, grundsätzlich nach Wohnfläche und unabhängig vom Einkommen gezahlt, aber nach Gebäude-Eigenschaften gestaffelt. Dazu werden die Gebäude in Kategorien eingeteilt – abhängig vom CO₂-Ausstoß je Quadratmeter (laut Energieausweis oder Brennstoffverbrauch) und von Merkmalen, die für den optimalen Umrüst-Zeitpunkt relevant sind, etwa Art und Alter der Heizung, Heizkörper und Gebäude-Bauform (laut Grundsteuer-Datensatz und einer Heizungs-Info von den Schornsteinfegerbetrieben).

    Die CO₂-Preis-Einnahmen werden für jede Gruppe separat erfasst und innerhalb der jeweiligen Gruppe vollständig als Gebäudeklimageld ausgeschüttet. Zahlen tut man natürlich nur, bis man selbst auf CO₂-freies Heizen umrüstet – doch kassieren tut man so lange, bis das letzte Gebäude der Gruppe umgerüstet ist. Die Finanzmasse für die Rückerstattung sinkt also: Dies ist für die Einzelnen das Signal, dass der optimale Umrüst-Zeitpunkt erreicht ist. Bis dahin hat die Wärmewende die Eigentümerin oder den Eigentümer des Gebäudes dann noch nicht nennenswert belastet. Und die Steuerung über die Gruppen sorgt dafür, dass das Umrüsten auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht vernünftig vonstattengeht. Gleichwohl ist, damit es alle stemmen können, eine begleitende Investitionsförderung angezeigt. Sie muss dann aus Steuermitteln finanziert werden. Schon heute fließt hier viel Geld: Für 2024 stellte der deutsche Staat für die energetische Gebäudesanierung rund 17 Milliarden Euro bereit.

    „Wegen der starken Anreizwirkung hoher CO₂-Preise ließe sich das dann immerhin mit deutlich geringeren Fördersätzen als heute machen“, erläutert MCC-Co-Leiter Kalkuhl. „Ein idealer Politik-Mix, der die ungleich verteilten Zusatzkosten durch die Klimapolitik ausgleicht, würde laut Modellrechnung einen CO₂-Preis von etwa 230 Euro in 2030 und eine staatliche Förderung von im Durchschnitt 17 Prozent der privaten Investitionen in fossilfreie Heizsysteme vorsehen, damit die EU-Klimaziele erreicht werden. Die Förderung könnte auch unbürokratisch umgesetzt werden: über eine Absenkung der Stromsteuer für Wärmepumpenstrom und eine Absenkung der Mehrwertsteuer für Wärmepumpen.“


    Contact for scientific information:

    https://www.mcc-berlin.net/ueber-uns/team/kalkuhl-matthias.html


    Original publication:

    • Das wissenschaftliche Papier:
    Kalkuhl, M., Kellner, M., Kögel, N., Stern, L., 2024, Pareto-improving climate policy with heterogeneous abatement costs in the building sector, CEPA Discussion Paper
    https://doi.org/10.25932/publishup-66606

    • Daraus abgeleitete Kurzfassung zum Gebäudeklimageld:
    Kalkuhl, M., Kellner, M., Rütten, K., Flinner, S., Schenk, A., Edenhofer, O., 2024, CO2-Bepreisung im Gebäudesektor. Gezielte Entlastung durch ein Gebäudeklimageld schaffen, MCC Klimapolitik aktuell
    https://www.mcc-berlin.net/Publications/2024_MCC_CO2-Bepreisung im Gebäudesektor.pdf


    More information:

    https://www.mcc-berlin.net


    Images

    Attachment
    attachment icon MCC: Konzept für eine Wärmewende ohne Zumutungen

    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Economics / business administration, Energy, Environment / ecology, Oceanology / climate, Politics
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).