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Wissenschaft
CAU-Forschende überzeugen mit zukunftsorientierten Projekten
Große Freude an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU): Der Europäische Forschungsrat (ERC) hat in diesem Jahr drei ERC Consolidator Grants an Spitzenforschende der CAU vergeben, so viele wie noch nie. Mit jeweils zwei Millionen Euro Förderung können Professorin Nahid Talebi vom Institut für Experimentelle und Angewandte Physik, Professor Sören Pirk vom Institut für Informatik und Dr. Martin Hinz, der von der Universität Bern ans Institut für Ur- und Frühgeschichte der CAU zurückkehrt, ihre ehrgeizigen Projekte in den kommenden fünf Jahren vorantreiben.
Auch Wissenschaftsministerin Karin Prien zeigte sich beeindruckt und gratulierte mit den Worten: „Drei ERC Grants für die CAU – dieser außergewöhnliche, im Norden einmalige Erfolg einer unserer Hochschulen zeigt, dass wir in Abstimmung mit der Europäischen Kommission, der Bundesregierung und den Ländern auf dem richtigen Weg sind, indem wir das Exzellenzprinzip auch im zukünftigen Forschungsrahmenprogramm stärken wollen.“
Der ERC Consolidator Grant ist Teil des EU-Programms „Horizon Europe“ für Forschung und Innovation und gehört zu den begehrtesten Forschungsförderungen in Europa. Er unterstützt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Mitte ihrer Karriere, ambitionierte Projekte mit Potenzial für bahnbrechende Erkenntnisse zu realisieren. In diesem Jahr haben 291 Forschende die Finanzierung erhalten – Nahid Talebi, Sören Pirk und Martin Hinz gehören zu den knapp zwölf Prozent der Bewerberinnen und Bewerber, die einen Zuschlag gekommen haben. Womit haben sie das international renommierte Expertengremium des ERC überzeugt?
Quantensprung in der Nanooptik und der Quantenwissenschaft ermöglichen
Wenn irgendwann auf jedem Schreibtisch ein kleiner Quantencomputer steht, dann dürfte das auch Professorin Nahid Talebi zu verdanken sein. In ihrem Projekt UltraSpecT will die Physikerin mittels einer neuartigen Kombination von Elektronenstrahlen und Licht dem Treiben von Atomen, Elektronen, Photonen und Quasiteilchen in festen Materialien genau auf die Spur kommen. Also beispielsweise wie viel Energie einzelne Teilchen haben, wo sie sich aufhalten, wohin sie sich wie schnell bewegen und mit welchen anderen Teilchen sie wie wechselwirken. Mit einem besseren Verständnis davon ließen sich diese sogenannten Quantenzustände in Festkörpern kontrollierbar machen, sodass sie für Technologien genutzt werden könnten – das wäre ein Quantensprung in der Nanooptik und der Quantenwissenschaft. „Ich bin zuversichtlich, dass wir in den nächsten fünf Jahren bedeutende Beiträge dazu leisten können”, sagt Nahid Talebi. „Mein Team und ich werden unser Bestes geben, um das Vertrauen, das der Europäische Forschungsrat uns entgegenbringt, zu rechtfertigen.“ Bereits 2018 bekam die Wissenschaftlerin den ERC Starting Grant.
Mit neuen Ansätzen das Waldbrand-Management deutlich verbessern
Mit seinem Projekt Wildfire Twins will Professor Sören Pirk das Verstehen, Bewerten und Bekämpfen von Waldbränden auf ein neues Level heben. Gelingen soll das mit digitalen Zwillingen und Künstlicher Intelligenz. „Ich bin begeistert, dass meine Idee so gut angekommen ist, und freue mich, jetzt mein Team zu verstärken und loszulegen“, betont der Informatiker. Waldbrände sind sehr komplexe Ereignisse und schwer zu bekämpfen. Eine neue Software soll ermöglichen, auch reale Landstriche etwa in Deutschland, Spanien oder Griechenland samt Vegetation zu rekonstruieren, Waldbrände mit verschiedenen Was-wäre-wenn-Szenarien zu simulieren und fotorealistische Bilder zu erzeugen. Mithilfe dieser Bilder kann dann eine KI trainiert werden. Diese könnte Roboter steuern, die bei Waldbränden das Monitoring unterstützen oder bestimmte Aufgaben beim Löschen übernehmen. Sören Pirk ist optimistisch: „Wir können einen gewaltigen Schritt vorwärts machen und dazu beitragen, das Waldbrand-Management deutlich zu verbessern und neue Ansätze zu entwickeln. So ließen sich die verheerenden Auswirkungen von Waldbränden auf Menschenleben, Tiere, Umwelt und Infrastruktur verringern.“
Wissen aus der Vergangenheit für heutige Herausforderungen nutzen
Wie frühere Bevölkerungen gewachsen oder geschrumpft sind und was das mit technologischen Innovationen und Klimaveränderungen zu tun hat, will Dr. Martin Hinz mit seinem Projekt ESTER beleuchten. Dafür wird er die Bevölkerungsdynamik in Europa und Westasien in der Zeit von vor 12.000 bis vor 2.000 Jahren erstmals genau ermitteln. Während bisherige Schätzungen auf unzuverlässigen Daten aus den 1970er-Jahren basieren, verfolgt der Archäologe einen neuen Ansatz. Er kombiniert verschiedenartige Daten – beispielsweise aus der Radiokarbondatierung, aus Pollenanalysen und genetischen Untersuchungen – mit modernsten statistischen Methoden und entwickelt daraus Modelle. „Wir wollen ganzheitlich rekonstruieren, wie Veränderungen der menschlichen Gesellschaften, ihrer Umwelt und des Klimas zusammenwirken – das geht nur mit einem Team, in dem Forschende etwa aus der Archäologie, den Umweltwissenschaften und der Informatik eng zusammenarbeiten“, erläutert Martin Hinz. Das Projekt soll dazu beitragen, mit dem Wissen aus der Vergangenheit heutigen Herausforderungen besser zu begegnen. Zudem stärkt es die interdisziplinäre Forschung an der CAU.
Text: Daniela Schmidt
Fotos stehen zum Download bereit:
https://www.uni-kiel.de/fileadmin/user_upload/pressemitteilungen/2024/205-ERC-Na...
Professorin Nahid Talebi
© Julia Siekmann, Uni Kiel
https://www.uni-kiel.de/fileadmin/user_upload/pressemitteilungen/2024/205-ERC-pi...
Professor Sören Pirk
© Jürgen Haacks, Uni Kiel
https://www.uni-kiel.de/fileadmin/user_upload/pressemitteilungen/2024/205-ERC-Hi...
Doktor Martin Hinz
© Mirco Brunner
https://www.uni-kiel.de/de/detailansicht/news/205-erc-grant Link zur Meldung
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German
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