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Wissenschaft
Forschende der FernUniversität in Hagen haben die erste repräsentative Studie in Deutschland zur Arbeitsatmosphäre veröffentlicht. Das Ergebnis zeigt auf, warum sie so wichtig für Angestellte ist: Wir möchten alle nicht mit Bauchschmerzen zur Arbeit gehen. Warum empfinden einige Angestellte dieses Gefühl? Oft liegt es an einer schlechten Arbeitsatmosphäre. Wertschätzung im Job, ein kollegiales und faires Miteinander sowie eine offene Kommunikation bilden das Fundament für eine gute Atmosphäre. Dabei geht es weniger um schöne Büros oder leckeres Essen in der Kantine, sondern um zwischenmenschliche Beziehungen und ein wertschätzendes Verhalten der Führungskraft.
Die FernUni-Forschenden PD Dr. Christian Julmi, Anna Eifert, Jakob Dammert und Sebastian Wittwer vom Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbes. Organisation und Planung haben eine repräsentative Studie mit 1.000 Teilnehmenden erarbeitet, um herauszufinden, wie wichtig die Angestellten in Deutschland das Thema bewerten. Sie veröffentlichen die Studie im Arbeitsatmosphären-Report 2024.
Unterschied zwischen Frauen und Männern
Die Ergebnisse sind für die Forschenden überwältigend. „Die Arbeitsatmosphäre stellt den zweitwichtigsten Faktor bei der Wahl des Arbeitsgebers dar. Für Frauen ist sie sogar der Wichtigste“, berichten Eifert und Wittwer. Zwar bleibt das Gehalt der wichtigste Aspekt, doch es zeigt sich, dass Geld nicht mehr der alles entscheidende Grund ist. Sogar über ein Drittel der Befragten (38,3 Prozent) sagten aus, dass sie auch nicht für ein besseres Gehalt in ein Team mit einer schlechten Arbeitsatmosphäre wechseln würden. Der Hauptunterschied zwischen Männern und Frauen beim Thema ist, dass eine gute Arbeitsatmosphäre Frauen am wichtigsten ist. Bei den Männern ist es immer noch das Gehalt, an zweiter Stelle die Führungskraft, danach folgt die Arbeitsatmosphäre.
„Wir können festhalten, dass sowohl für Frauen als auch Männer und über alle Generationen hinweg die Arbeitsatmosphäre einen sehr hohen Stellenwert hat“, sagt Anna Eifert. Erschreckend ist jedoch, dass einige Befragte mit ihrer Arbeitsatmosphäre unzufrieden sind und insbesondere Frauen diese weitaus schlechter bewerten als Männer. Manchen Angestellten gehen zudem die Bemühungen ihrer Unternehmen zur Verbesserung der Arbeitsatmosphäre nicht weit genug.
Spielt Geld eine Rolle?
Die Forschenden fanden heraus, dass in nahezu allen Gehaltsklassen eine gute Atmosphäre wichtig ist. Bei einem Bruttogehalt bis 3.000 Euro ist sie sogar wichtiger als die Bezahlung. Auffällig ist, dass die Zufriedenheit mit der Arbeitsatmosphäre mit einem steigenden Gehalt tendenziell zunimmt. „Das könnte daran liegen, dass besser bezahlte Beschäftigte oft eine höhere Position in Unternehmen einnehmen und hierdurch mehr Autonomie und Einflussmöglichkeiten im Unternehmen haben und außerdem mehr Wertschätzung erfahren“, sagt die Wissenschaftlerin.
Unternehmen sollten das Thema ernst nehmen
Die FernUni-Forschenden rufen Unternehmen dazu auf, den Faktor Arbeitsatmosphäre nicht länger zu ignorieren. „Dafür gibt es vielfältige Gründe: In Zeiten des Fachkräftemangels ist es entscheidend, attraktive Arbeitsbedingungen zu schaffen, damit Unternehmen Beschäftigte gewinnen und halten können. Eine gute Arbeitsatmosphäre stärkt das Image“, sagt Eifert. „Unsere Forschung zeigt, wie hoch die Relevanz von weichen Faktoren ist und dass nicht nur harte Faktoren zählen. Vielmehr trägt eine positive Arbeitsatmosphäre dazu bei, dass Unternehmen erfolgreich agieren können.“ Sie möchten Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern das Thema aus einer wissenschaftlichen Perspektive näherbringen und mit negativen Vorurteilen wie „Wenn die Atmosphäre zu gut ist, arbeiten die Beschäftigten nicht mehr“ aufräumen. Denn in der Studie geben die Befragten an, dass eine gute Stimmung sich positiv auf ihre Zufriedenheit auswirkt und sie motivierter arbeiten.
Was bedeutet eine gute Atmosphäre?
Eine gute Arbeitsatmosphäre macht für sie aus, dass vor allem ihre Führungskraft und auch das Management im Unternehmen sie wertschätzend behandeln. Dazu gehört eine transparente Kommunikation. Wichtige Neuigkeiten sollten sich nicht durch den Flurfunk verbreiten. Zu einer positiven Stimmung trägt Zusammenhalt unter den Kolleginnen und Kollegen bei. „Selbst eine Person, ob ein neues Teammitglied oder ein neuer Vorgesetzter, können eine Atmosphäre direkt positiv wie negativ beeinflussen“, sagt Eifert. Wenn Führung nicht wertschätzend ist und wenig untereinander gesprochen wird, trägt das gravierend zu einer schlechten Atmosphäre bei. Im Zuge der Nachwirkungen der Corona-Pandemie waren die Abschaffung von Home-Office-Möglichkeiten und Corona-Maßnahmen Punkte, die zu einer wahrgenommenen Verschlechterung der Arbeitsatmosphäre in einem Unternehmen beigetragen haben.
Für eine gesündere und zufriedene Belegschaft
„Wir möchten Unternehmen mit unserer Forschung für das Thema sensibilisieren und die Arbeitsatmosphäre nach oben auf ihre Agenda bringen. Eine gute Arbeitsatmosphäre kann nicht ohne Weiteres an Dritte wie an einen Feel-Good-Manager oder eine Unternehmensberatung ausgegliedert werden“, beschreibt Eifert. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sollten aktiv werden, um gute Bedingungen zu schaffen. „Das können Angebote und Möglichkeiten sein, bei denen Beschäftigte sich austauschen können, oder gemeinsame Team-Building-Maßnahmen.“ Unternehmen können auch zusammen mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Weg erarbeiten, um eine positive Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Dabei kann jede:r Einzelne zur einer guten Atmosphäre beitragen.
Anna Eifert: anna.eifert@fernuni-hagen.de
Sebastian Wittwer: sebastian.wittwer@fernuni-hagen.de
Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbes. Organisation und Planung
FernUniversität in Hagen
https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-45074-8
Bei ihnen stimmt die Atmosphäre: (v.li.) Sebastian Wittwer, Anna Eifert, Jakob Dammert und PD Dr. Ch ...
Angelina Dammert
Criteria of this press release:
Journalists, all interested persons
Economics / business administration, Social studies
transregional, national
Research results
German
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