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Im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) beginnt im Jahr 2025 die Rekrutierung für RATIONALE. Die Studie untersucht die Vorteile einer molekular gesteuerten Behandlung für Patientinnen und Patienten mit seltenen Krebserkrankungen. Die Forschenden wollen belegen, dass sich das progressionsfreie Überleben von Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenen seltenen Krebserkrankungen im Vergleich zur Standardtherapie verdoppeln lässt. Alle sechs Standorte des NCT bündeln erstmals ihr gemeinsames Know-how in einer Studie und schließen bundesweit Patientinnen und Patienten ein.
Nach dem offiziellen Auftakt des NCT und der Unterzeichnung der Bund-Länder-Vereinbarung im Herbst 2023 arbeiten die sechs Standorte des NCT jetzt gemeinsam an innovativen Konzepten für frühe klinische Studien und nutzen dabei vielfältige Synergien. Ein Beispiel ist RATIONALE, eine Studie, in der sich die Forschenden seltenen Krebserkrankungen widmen. Es handelt sich um die erste standortübergreifende NCT Studie. Nach einer Begutachtung durch das NCT Studienauswahlgremium, das aus internationalen Expertinnen und Experten besteht, wird sie Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Deutschland einbeziehen. Methodisch setzt RATIONALE auf umfassende molekulare Analysen. Das bedeutet, dass die Forschenden Gene und Moleküle eines Tumors untersuchen, krankhafte Veränderungen identifizieren und daraus personalisierte Therapien entwickeln.
Das NCT ist eine langfristig angelegte Kooperation zwischen dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), exzellenten Partnern in der Universitätsmedizin und weiteren herausragenden Forschungspartnern an verschiedenen Standorten in Deutschland: Berlin, Dresden, Heidelberg, SüdWest (Tübingen-Stuttgart/Ulm), WERA (Würzburg mit den Partnern Erlangen, Regensburg und Augsburg) und West (Essen/Köln). Ziel des NCT ist es, Innovationen in der Krebsforschung in Deutschland zielgerichtet und schnell in Studien zu überführen, um Krebs nach neuestem Stand der Forschung zu diagnostizieren und unter Beibehaltung einer hohen Lebensqualität erfolgreich zu behandeln. Patientinnen und Patienten sind dabei Forschungspartner auf Augenhöhe.
Für die Studie RATIONALE gilt das in besonderer Weise, weil Patientinnen und Patienten mit seltenen Krebserkrankungen eine signifikant schlechtere Prognose als solche mit häufigen Tumoren haben. Beispielsweise ist das Fünf-Jahres-Überleben bei seltenen Krebserkrankungen gegenüber häufigen Tumoren deutlich geringer (48 gegen 63 Prozent).
Seltene Krebserkrankungen sind mit einer Inzidenz von höchstens sechs von 100.000 Personen pro Jahr definiert. Alle seltenen Krebserkrankungen zusammen machen jedoch fast ein Viertel aller Krebsneudiagnosen in Europa aus. Betroffene erhalten häufig eine späte oder zunächst falsche Diagnose, und mangels kommerziellen Interesses fehlt es an aussagekräftigen klinischen Studien, wie sie individuell wirksam behandelt werden könnten.
Um die Situation der Patientinnen und Patienten zu verbessern, bilden seltene Krebserkrankungen einen Arbeitsschwerpunkt im NCT. Das NCT bündelt Expertisen, bringt ausreichend hohe Patientenzahlen für klinische Studien ein und sorgt für eine breite Beteiligung von Patientinnen und Patienten als Forschungspartner.
RATIONALE steht für „Randomisierter Vergleich einer Therapie, die durch umfassende Genom-, Epigenom- und Transkriptomanalyse gesteuert wird, mit einer Standardbehandlung bei Patienten mit fortgeschrittenen seltenen Krebserkrankungen“. Die RATIONALE-Studie baut auf den Ergebnissen der DKFZ/NCT/DKTK MASTER-Studie auf. Diese zeigte, dass eine molekular gesteuerte Behandlung das Potenzial hat, die Prognose von Patientinnen und Patienten mit seltenen Tumoren deutlich zu verbessern. In RATIONALE werden Erwachsene mit fortgeschrittenen seltenen soliden Tumoren, wie zum Beispiel Sarkomen eingeschlossen. Zudem streben die Forschenden an, die verschiedenen Krebsarten gemäß ihrer relativen Häufigkeit innerhalb der Gruppe der seltenen Krebserkrankungen zu berücksichtigen. In drei Jahren sollen ungefähr 750 Patientinnen und Patienten in RATIONALE eingeschlossen werden.
Stefan Fröhling, Geschäftsführender Direktor des NCT Heidelberg und Leiter der Abteilung Translationale Medizinische Onkologie am DKFZ, leitet gemeinsam mit Hanno Glimm und Richard Schlenk die RATIONALE-Studie. Er sagt: „Mit RATIONALE wollen wir nachweisen, dass eine molekulare Steuerung der Therapie das progressionsfreie Überleben von Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenen seltenen Krebserkrankungen im Vergleich zur Standardbehandlung verdoppeln kann.“
Eine wesentliche Rolle im Workflow von RATIONALE spielt das interdisziplinäre molekulare Tumorboard, das alle Fälle diskutiert. Ihm gehören Expertinnen und Experten unterschiedlicher Fachbereiche aller sechs NCT Standorte an. Das Tumorboard empfiehlt für die Patientinnen und Patienten eine für sie optimal passende, auf ihre molekularen Merkmale zugeschnittene klinische Studie oder – falls keine derartige Studie existiert – eine Off-Label-Behandlung mit Arzneimitteln außerhalb der zugelassenen Indikationen. Die Erstattung wird im Bedarfsfall im Rahmen von RATIONALE durch zentral koordinierte Anträge bei den jeweiligen Krankenversicherern unterstützt.
Hanno Glimm, Geschäftsführender Direktor des NCT/UCC Dresden und Leiter der Abteilung Translationale Medizinische Onkologie am NCT/UCC Dresden, sagt: „Wir sind davon überzeugt, dass wir mit der innovativen Studie RATIONALE neue Forschungserkenntnisse zu seltenen Tumoren gewinnen werden. Für viele Patientinnen und Patienten, denen bisher aus praktischen und wirtschaftlichen Gründen Behandlungsoptionen fehlten, können wir zukünftig einen Unterschied machen.“
Die Kooperation zwischen allen NCT Standorten ist dafür eine wesentliche Voraussetzung. Durch die standortübergreifende Zusammenarbeit kann das NCT auf das gemeinsame Know-how vieler exzellenter Forscherinnen und Forscher in Deutschland zurückgreifen. Hinzu kommt die umfangreichere und schnellere Rekrutierung von Patientinnen und Patienten durch das bundesweite Einzugsgebiet. Auch bei der Aufbereitung der Informationen erreicht das NCT eine kurze Durchlaufzeit. Richard Schlenk, Leiter des NCT Trial Centers in Heidelberg, sagt: „Mit unseren interdisziplinären Teams sind wir in der Lage, innerhalb von vier Wochen aussagekräftige Daten aus Gewebe- und Blutproben zu erhalten und den Patientinnen und Patienten zügig eine maßgeschneiderte Therapie zu empfehlen.“
Bei der Entwicklung von RATIONALE waren Patientinnen und Patienten als Forschungspartner intensiv beteiligt. Durch ihre persönliche Expertise sorgen sie dafür, dass die Forschung ihren tatsächlichen Bedürfnissen gerecht wird und sie bestmöglich von ihr profitieren. Markus Wartenberg ist Sprecher des NCT Patientenforschungsrats. Er sagt: „Patientinnen und Patienten mit seltenen Krebserkrankungen sind bisher zu kurz gekommen – sowohl was die Forschungsanstrengungen, als auch was die Behandlungsmöglichkeiten angeht. Mit RATIONALE haben wir mit Beteiligung von Betroffenen eine Studie konzipiert, die die Patientensicht berücksichtigt und neue Perspektiven bietet.“
Über das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT):
Das NCT ist eine langfristig angelegte Kooperation zwischen dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), exzellenten Partnern in der Universitätsmedizin und weiteren herausragenden Forschungspartnern an verschiedenen Standorten in Deutschland: Berlin, Dresden, Heidelberg, SüdWest (Tübingen-Stuttgart/Ulm), WERA (Würzburg mit den Partnern Erlangen, Regensburg und Augsburg) und West (Essen/Köln). Der NCT Ausbau im Jahr 2023 von den ursprünglich zwei Standorten Heidelberg und Dresden auf sechs Standorte wurde durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Nationalen Dekade gegen Krebs angetrieben und durch die Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Sachsen unterstützt. Ziel des NCT ist, Innovationen in der Krebsforschung in Deutschland zielgerichtet und schnell in Studien zu überführen, um Krebs nach neuestem Stand der Forschung erfolgreich zu diagnostizieren und unter Beibehaltung einer hohen Lebensqualität zu behandeln. Patient:innen sind dabei Forschungspartner auf Augenhöhe.
Stefan Fröhling, stefan.froehling@nct-heidelberg.de
Hanno Glimm, hanno.glimm@nct-dresden.de
Richard Schlenk, richard.schlenk@nct-heidelberg.de
https://nct.dkfz.de
http://Aufnahme in den Presseverteiler des NCT: https://nct.dkfz.de/presseverteiler
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Research projects
German
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