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Wissenschaft
Das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) erhebt seit vielen Jahrzehnten physikalische, chemische und biologische Ostsee-Daten. Diese erlauben wichtige Schlussfolgerungen zum Zustand und zu den Veränderungen der Ostsee und sind sowohl für Wissenschaft als auch für die Öffentlichkeit frei zugänglich. Seit diesem Jahr ist das Herzstück des IOW-Langzeitbeobachtungsprogramms – die jährlichen Monitoring-Schiffsexpeditionen – offiziell als Projekt der „Dekade der Meeresforschung für nachhaltige Entwicklung 2021 – 2030“ der Vereinten Nationen (UN) anerkannt.
Die UN würdigt damit insbesondere, dass die Ostsee-Langzeitbeobachtung des IOW maßgeblich dazu beiträgt, sowohl die natürliche Variabilität des Ökosystems als auch die Auswirkungen menschlicher Einflüsse wie die Belastung durch Nährstoffe, verschiedenste Schadstoffe oder den Klimawandel zu verstehen. Für die wissenschaftsbasierte Bewertung des Ostseezustandes und daraus abgeleiteten Handlungsoptionen sind die Ergebnisse daher in allen Ostseeanrainerstaaten für Akteurinnen und Akteure aus Politik und Gesellschaft ein unerlässlicher Beitrag zum Gesamtbild. Zudem sind alle IOW-Ostseedaten für die Öffentlichkeit in einer frei zugänglichen Datenbank verfügbar – ein wichtiges Kriterium für die UN bei der Anerkennung im Rahmen der Ozeandekade. Denn so profitieren nicht nur Forschende der gesamten Ostseeregion von diesem Datenschatz, sondern jeder, der sich für die Ostsee interessiert und einsetzen will. Von den 10 Herausforderungen (vergl.: https://ozeandekade.de/un-ozeandekade/#herausforderungen), die im Zuge der Ozeandekade als Arbeitsfelder identifiziert wurden, unterstützt das IOW-Langzeitbeobachtungsprogramm die Arbeit an den folgenden drei: 1) Verschmutzung des Ozeans, 2) Erhalt von Ökosystemen und Biodiversität sowie 6) Widerstandskraft gegen Gefahren.
„Wir freuen uns sehr über diese Wertschätzung unserer Arbeit im Rahmen der UN-Ozeandekade“, sagt Joanna Waniek, die die Gesamtleitung des IOW-Langzeitbeobachtungsprogramms verantwortet. „Diese Art der Datenerhebung, die nicht direkt auf aktuelle wissenschaftliche Fragestellungen abzielt, sondern die vor allem als Basisinformation hinter aktuellen Forschungsfragen unerlässlich ist und für die man einen langen Atem braucht, ist in der Öffentlichkeit kaum bekannt“, so die Ozeanographin weiter. Auch in der Wissenschaftswelt fände die Langzeitdatenerhebung mitunter wenig sichtbare Anerkennung, da zwar viele Fachpublikationen als Hintergrundinformation darauf zurückgreifen, aber wenige sie zum Hauptthema machten. „Nach außen sichtbar machen wir die Anerkennung der UN, indem wir unser Forschungsschiff, die ELISABETH MANN BORGESE, jetzt mit dem Logo der Ozeandekade ausgestattet haben. Für unsere wissenschaftliche Arbeit können wir durch die Anerkennung zusätzliche Möglichkeiten der internationalen Vernetzung und Zusammenarbeit bei übergreifenden Fragestellungen erschließen“, betont Waniek.
Der Ostseedatenschatz des IOW: Offen für Jedermann
Das IOW verfügt über Ostsee-Datensätze, die besonders wertvoll sind. Dazu gehören Messreihen von Pegelstationen rings um die Ostsee, die über 100 Jahre durchgängig fortgeführt wurden. Auch die Forschungsfahrten des Instituts für Meereskunde der DDR, dem direkten institutionellen Vorgänger des IOW, von 1951 bis 1991 bereichern den wertvollen Datenbestand und haben ihre fast nahtlose Fortsetzung im jetzigen Langzeit-Ostseemonitoring des IOW gefunden. So gibt es auch hier Datenreihen, die sich mittlerweile über mehr als sieben Jahrzehnte erstrecken.
Aktuell befährt das Forschungsschiff ELISABETH MANN BORGESE die Ostsee fünf Mal im Jahr, um an zahlreichen Beprobungspunkten physikalische, chemische und biologische Parameter zu erfassen. Einen Teil dieses schiffsbasierten Ostsee-Monitorings führt das IOW im Auftrag des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) aus. Das IOW-Schiff ist aber nicht nur in deutschen Gewässern unterwegs, sondern auch in denen anderer Ostsee-Anrainerstaaten. Erst dieses Jahr wurde das Arbeitsprogramm nach Norden hin bis in den Bottnischen Meerbusen erweitert, der an Schweden und Finnland grenzt.
Alle so gewonnenen Daten sind frei recherchierbar in der umfangreichen IOW-Datenbank ODIN 2 (kurz für Ozeanographische Datenbankrecherche mit Interaktiver Navigation). Zusätzlich fließen hier seit 2007 hydrographische, meteorologische und Strömungsmesserdaten von drei autonomen Dauer-Messstationen mitten in der Ostsee ein. Diese gehören zum MARNET-Messnetzwerk des BSH in Nord- und Ostsee und werden vom IOW im Auftrag der Bundesbehörde betrieben. Aktuell umfasst ODIN 2 fast 90 Millionen ozeanographische Daten, die sich vorwiegend auf die Ostsee beziehen.
„Das ist ein ungeheurer Datenschatz. Da Messungen über so lange Zeiträume vorliegen, lassen sie nicht nur wichtige Schlussfolgerungen zum Zustand der Ostsee in Vergangenheit und Gegenwart zu, sondern erlauben über Computersimulationen auch Ausblicke in die Zukunft“, erklärt Joanna Waniek. „Wir stellen fest, dass sich nicht nur Behörden und Forschende für die so ablesbaren Trends zu Wassertemperatur, Salzgehalt, Sauerstoff- und Nährstoffgehalt oder Schadstoffkonzentrationen interessieren.“ Auch Fischer, Sportangler und andere Ostseeinteressierte hätten schon auf die Datenbank zugegriffen. „Unser wichtigster ‚Kunde‘ ist jedoch die internationale Helsinki-Kommission zum Schutz der Ostsee (HELCOM), die das IOW zusammen mit den vielen anderen Forschungseinrichtungen der Ostseeanrainer bei ihrer regelmäßigen Bewertung des Umweltzustandes Ostsee und den daraus abgeleiteten Handlungsvorgaben des Ostseeaktionsplanes unterstützt.“, so Waniek abschließend.
Weitere UN-Ozeandekade-Aktivitäten des IOW
Auch weitere Aktivitäten des IOW, die keinen eigenen Dekaden-Projektstatus haben, sind mittlerweile als offizieller Bestandteil der UN-Ozeandekade anerkannt, da sie deren Anliegen unterstützen:
• die Beteiligung des IOW an der Forschungsmission CDRmare (kurz für „Marine Kohlenstoffspeicher als Weg zur Dekarbonisierung“, CDR steht für Carbon Dioxide Removal – CO2-Entnahme, https://cdrmare.de) der Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM)
• das Projekt „Ausschluss mobiler, grundberührender Fischerei in Schutzgebieten der deutschen Ostsee (MGF-Ostsee, https://www.io-warnemuende.de/dam-mgf-ostsee-start.html)“ im Rahmen der DAM-Forschungsmission sustainMare
• die Beteiligung des IOW am Verbundprojekt „Moorklimaschutz an der Ostseeküste“ (vergl. https://www.ostseestiftung.de/gelungener-auftakt-des-verbundvorhabens-moorklimas...) der Naturschutzstiftung Deutsche Ostsee
• die Expedition mit dem Forschungsschiff SONNE im Rahmen des Projektes Projekt E-POLIO (kurz für „Neue Schadstoffe und Mikroplastik im Oberflächenwasser des Indischen Ozeans“, siehe https://www.io-warnemuende.de/mitteilung/items/mikroplastik-oestrogene-co-schiff...)
UN-Ozeandekade 2021 – 2030
Die Ozeandekade – offiziell „Dekade der Meeresforschung für nachhaltige Entwicklung“ – ist eine von den Vereinten Nationen initiierte globale Kampagne mit dem Ziel, gemeinsam den Ozean zu gestalten, den die Menschheit für die Zukunft zum Überleben braucht: gesund, voller Leben, mit geschützten Bereichen, aber auch nachhaltig bewirtschaftet. 2021 gestartet, sollen während der Dekade bis 2030 für die drängendsten Probleme des Ozeans wissenschaftsbasierte Lösungen entwickelt und umgesetzt werden. Dazu wurden 10 Herausforderungen als Arbeitsfelder identifiziert, die global angegangen werden müssen (vergl.: https://ozeandekade.de/un-ozeandekade/#herausforderungen). Die UN beauftragte die Zwischenstaatliche Ozeanographische Kommission (IOC) der UNESCO mit der Koordinierung der Vorbereitungen und der Durchführung der Dekade. Diese gewaltige Aufgabe richtet sich sowohl an die Meeresforschung als auch an Akteurinnen und Akteure aus allen Bereichen der Gesellschaft. Mehr Info unter: https://ozeandekade.de
Kontakt IOW-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
Dr. Kristin Beck, Tel.: 0381 – 5197 135 | presse@io-warnemuende.de
Das IOW ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der aktuell 96 eigenständige Forschungseinrichtungen gehören. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Bund und Länder fördern die Institute gemeinsam. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Institute etwa 20.500 Personen, davon sind ca. 11.500 Forschende. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 2 Mrd. Euro. http://www.leibniz-gemeinschaft.de
Prof. Dr. Joanna Waniek | joanna.waniek@io-warnemuende.de | Tel.: +49 (0)381 – 5197 300
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J. Ruickoldt
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M. Sommer
IOW
Criteria of this press release:
Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars, Students, all interested persons
Environment / ecology, Geosciences, Oceanology / climate
transregional, national
Cooperation agreements, Research projects
German
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