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Die Potenzialwachstumsrate der deutschen Wirtschaft ist rückläufig. Nach der mittelfristigen Projektion des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) dürfte das Produktionspotenzial in der mittleren Frist (2023–2029) jahresdurchschnittlich nur um 0,3 % zunehmen. Das Ziel der Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 dürfte ohne weitere emissionsmindernde Maßnahmen deutlich verfehlt werden. Es könnte über höhere CO2-Preise mittels Verknappung von Emissionsrechten zu deutlich niedrigeren gesamtwirtschaftlichen Kosten erreicht werden als über nicht marktbasierte Maßnahmen des Ordnungsrechts.
Das Produktionspotenzial der deutschen Wirtschaft wächst bis zum Jahr 2029 lediglich mit einer jahresdurchschnittlichen Rate von 0,3 % und damit deutlich schwächer als in den Jahren zuvor. Ursache ist eine ungünstigere Entwicklung aller drei Faktoren Arbeitsvolumen, Kapitalstock und totale Faktorproduktivität. „Das potenzielle Wachstum wird insbesondere durch den Rückgang des Arbeitsvolumens aufgrund der sinkenden Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter gedämpft“, sagt Oliver Holtemöller, Leiter der Abteilung Makroökonomik und Vizepräsident des IWH.
Das gesamtstaatliche Haushaltsdefizit liegt in den Jahren 2025 bis 2029 bei ungefähr 2 % in Relation zum Bruttoinlandsprodukt. Monetäre Transfers und soziale Sachleistungen nehmen demographiebedingt stärker zu als das nominale Bruttoinlandsprodukt, und diese Mehrausgaben werden durch höhere Beitragssätze zu den Sozialversicherungen finanziert. Das strukturelle Haushaltsdefizit dürfte in der mittleren Frist den EU-Grenzwert von 1,5 % übersteigen.
Auf Basis einer Langfristprojektion für die Produktion kann auch abgeschätzt werden, wie stark bei gegebener Gesetzeslage die CO2-Emissionen zurückgehen dürften. Es ist mit leicht sinkenden Treibhausgasemissionen zu rechnen. „Allerdings dürfte die gesetzlich vorgesehene Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 deutlich verfehlt werden, wenn keine weiteren Maßnahmen zur Minderung der Emissionen ergriffen werden“, so Oliver Holtemöller.
Die Auswirkungen einer Emissionsreduktion, die der auf EU-Ebene angestrebten Erreichung der Nettotreibhausgasneutralität bis zum Jahr 2050 entspricht, werden in zwei Alternativszenarien analysiert: Im Emissionsmengen-Feinsteuerungsszenario wird angenommen, dass neben dem CO2-Emissionshandel auch nicht marktbasierte Maßnahmen wie Verordnungen genutzt werden, um die Emissionsziele zu erreichen. Im Marktpreis-Szenario wird Klimaneutralität ausschließlich über CO2-Emissionshandel mit europaweit sinkender Mengenbeschränkung erreicht. Der gegenüber dem Feinsteuerungsszenario stärkere Anstieg der Energiepreise bedeutet stärkere Anreize für Investitionen in Forschung und Entwicklung und einen schnelleren energiesparenden technischen Fortschritt. Der zur Erreichung der Emissionsziele erforderliche gesamtwirtschaftliche Produktionsverlust fällt deutlich niedriger aus als im Feinsteuerungsszenario, er ist aber nicht gänzlich zu vermeiden. Dies hat auch Konsequenzen für die Einhaltung der europäischen Schuldenregeln, welche seit ihrer Reform im Jahr 2024 stärker auf die Schuldenquote fokussieren. Und diese fällt ceteris paribus höher aus, wenn das Bruttoinlandsprodukt im Nenner der Quote geringer ist.
Professor Dr. Oliver Holtemöller
https://www.iwh-halle.de/fileadmin/user_upload/press/press_releases/iwh-press-re... Pressemitteilung mit Zusatzinformationen
Criteria of this press release:
Journalists
Economics / business administration
transregional, national
Research results
German
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