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Dokumentationszentrum wirbt für faire und eigenverantwortliche Nutzung
Das Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg (DDK) macht ab Januar seine umfangreiche Sammlung mit Millionen von Fotografien zur europäischen Kunst und Architektur für die gebührenfrei Nutzung zugänglich.
Freier Zugang zum Kulturerbe
Die in der Datenbank "Bildindex der Kunst und Architektur" verfügbaren 1,2 Millionen Fotografien aus dem Marburger Bilderschatz können nun kostenlos genutzt werden. „Unsere Open Access-Initiative zielt darauf ab, die Forschung zu fördern und die Teilhabe am kulturellen Erbe zu demokratisieren“, erläutert Dr. Christian Bracht, einer der Direktoren des Zentrums. Die Bilder können nun gebührenfrei verwendet werden, etwa von Verlagen, Architekturbüros, Heimatvereinen, im Journalismus, oder auch in sozialen Netzwerken. Damit folgt das Marburger Bildarchiv der weltweiten OpenGLAM-Bewegung, indem es die uneingeschränkte Verfügbarkeit digitalisierter Kulturgüter im Internet ermöglicht und unterstützt. Weitere renommierte Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen schließen sich diesem Trend an, um ihre Sammlungsbestände frei zugänglich zu machen, darunter das Rijksmuseum Amsterdam oder das Bildarchiv der ETH Zürich.
Vorreiter für offene Wissenschaftspraxis
Prof. Dr. Hubert Locher, ebenfalls Direktor am DDK, betont: "Mit der Umsetzung dieser wegweisenden Empfehlung positioniert sich das DDK als Vorreiter für eine offene Wissenschaftspraxis." Den ursprünglichen Anlass zur neuen Nutzungsordnung des Bildarchivs Foto Marburg lieferte die im Sommer 2021 erfolgte Reform des deutschen Urheberrechts, aber auch eine hessische Landesinitiative: Bereits Ende 2021 unterzeichneten rund 20 hessische Landeseinrichtungen aus dem Kultur- und Hochschul-Bereich, darunter auch die Philipps-Universität Marburg, die „Open Access Policy der Kulturerbe-Einrichtungen in Hessen“ (DOI: 10.17192/es2021.0029). Sie verpflichten sich damit zum freien digitalen Zugang zu Werken der Kultur und folgen darin einem Kernpunkt der Urheberrechtsnovelle. Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur (HMWK) unterstützte das DDK nicht nur mit einer großzügigen Förderung zur Entwicklung der Open Access Policy, sondern auch in inhaltlicher Verbindung mit dem 2023 vom Kabinett der damaligen Landesregierung beschlossenen und verabschiedeten “Masterplan Kultur Hessen”, der die Leitplanken einer zeitgemäßen Kulturpolitik setzt.
Eigenverantwortung und Fair Use
Der Schritt zur Aufhebung der Nutzungsgebühren an den Fotografien erforderte am DDK eine langwierige Anpassung der digitalen Datensätze, die nun freie Lizenzen – sogenannte Creative Commons – oder andere neue Angaben zu den Nutzungsrechten enthalten. Nutzer*innen müssen bei der Verwendung der Bilder jedoch eigenständig auf die rechtlichen Aspekte achten, betont Bracht. „Zum Teil können die Rechteangaben zu unseren Fotografien stark variieren, je nachdem, ob an dem abgebildeten Kunstwerk noch ein Urheberrechtsschutz besteht.“ Der Gesetzgeber ist hier eindeutig: Alle in den digitalen Fotografien abgebildeten Werke, deren Urheber oder Urheberin noch nicht länger als 70 Jahre verstorben ist, unterliegen dem urheberrechtlichen Schutz. Erst danach entfällt das Schutzrecht und das Werk gilt als gemeinfrei. Das DDK empfiehlt in seinen Fair Use-Regeln aber auch bei gemeinfreien Werken, die Fotograf*innen, Urheber*innen und das Bildarchiv Foto Marburg als Quelle zu nennen. „Dies würdigt die künstlerische Leistung, fördert unsere Sichtbarkeit und motiviert auch andere, ihre Sammlungen zu öffnen“, erläutert Bracht.
Kulturelle Sensibilität
Das DDK betont in seinen neuen Faire Use-Regeln auch die Wichtigkeit eines behutsamen Umgangs mit kulturell sensiblen Inhalten, insbesondere bei Werken aus kolonialen Kontexten oder anderen problematischen historischen Umständen. Nutzer*innen sollten darauf achten, mit den Bilddokumenten von Werken anderer Kulturkreise respektvoll umzugehen und die Reputation der Künstler*innen zu schützen. Viele Objekte haben eine besondere kulturelle, religiöse oder soziale Bedeutung für ihre Herkunftsgesellschaften. Ein sensibler Umgang erkennt diese Bedeutung an und respektiert die Perspektiven und Werte der Ursprungskulturen.
Für weitere Informationen steht das Bildarchiv Foto Marburg gerne unter seiner E-Mail-Adresse bildarchiv@fotomarburg.de zur Verfügung. „Wir freuen uns auf die gemeinsame Nutzung unserer Ressourcen, um das kulturelle Erbe zu bewahren und so frei wie möglich zugänglich zu machen“, schließt Bracht.
Die Datenbank „Bildindex“ ist unter https://www.bildindex.de erreichbar.
Weitere Informationen gibt es unter http://www.fotomarburg.de
Bildtext: Frauenkirche Dresden, 1726-1743, zerstört 1945, Wiederaufbau 1993-2005. Aufnahme 1917, Fotograf unbekannt, Negativ. Bildarchiv Foto Marburg, Teilbestand Karl Ernst Osthaus-Archiv. Lizenz: CC BY-SA 4.0
Bild zum Download: https://www.uni-marburg.de/de/aktuelles/news/2025/fotomarburg2025
Dr. Christian Bracht
Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte - Bildarchiv Foto Marburg
Philipps-Universität Marburg
Tel.: 06421 28- 23604
E-Mail: bracht@fotomarburg.de
Criteria of this press release:
Journalists
Cultural sciences
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Transfer of Science or Research
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