idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Professoren der Hochschule Offenburg erforschen gemeinsam mit Partner*innen die Verwendung des Metalls Molybdän als Knochenersatzmaterial.
Knochensubstanzverlust oder knöcherne Defekte – sei es infolge von Osteoporose, Unfällen oder anderen Ursachen – stellen bis heute eine therapeutische Herausforderung dar. Bestehende Methoden zur Wiederherstellung der Knochensubstanz haben nur begrenztes Potenzial zur Regeneration des Knochens und sind daher klinisch eingeschränkt verwendbar. Bei großen Defekten sind oft Implantate erforderlich, beispielsweise aus Titan, die entweder dauerhaft im Körper verbleiben oder in einer zweiten Operation entfernt werden müssen. Beide Optionen belasten die Patientinnen und Patienten erheblich. Um eine innovative Lösung für die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie zu entwickeln, arbeiten Prof. Peter Quadbeck vom Peter-Osypka-Institut für Medizintechnik der Hochschule Offenburg, Prof. Thomas Seifert, Prof. Fabian Eber und Prof. Dirk Velten von der Fakultät Maschinenbau und Verfahrenstechnik sowie Prof.in Katja Nelson vom Universitätsklinikum Freiburg gemeinsam mit Industrie- und Medizinpartnern an einem neuartigen Implantat. Dieses soll das Knochenwachstum optimal unterstützen und sich selbstständig auflösen.
Als Knochenersatzmaterial setzen die Forschenden auf Molybdän, ein Metall mit einem Schmelzpunkt von 2623 °C, das bisher vor allem in Hochtemperaturanwendungen genutzt wird. Molybdän zeichnet sich durch hohe Festigkeit, günstige mechanische Eigenschaften und eine positive Biokompatibilität ohne kritische Gewebereaktionen aus. Gleichzeitig löst es sich unter physiologischen Bedingungen gleichmäßig auf und wird über die Nieren ausgeschieden. „All diese Eigenschaften sind insbesondere für patientenindividuelle Implantate im Schädelbereich von großer Bedeutung“, erläutert der Projektleiter Peter Quadbeck.
Im Rahmen des Projekts MOLY-IMPACT, das vom 1. Januar 2025 bis 31. Dezember 2027 läuft, werden die Implantate additiv gefertigt. Dabei wird pulverförmiges Molybdän mit einem flüssigen Bindemittel in einem 3D-Drucker im Binder-Jetting-Verfahren zu einem porösen Gittergerüst geformt und anschließend gesintert. In den Zwischenräumen dieses Gerüsts können sich nach der Implantation Zellen ansiedeln, sodass neuer Knochen nachwachsen kann, während sich das Metall sukzessive auflöst.
Die Projektpartnerinnen und -partner bringen ihre jeweiligen Fachkompetenzen gezielt ein: Peter Quadbeck, der sich seit 2017 mit Molybdän in der Medizintechnik beschäftigt und 2020 erste Publikationen dazu veröffentlicht hat, untersucht die Korrosionsmechanismen. Thomas Seifert simuliert die Zusammenhänge zwischen Korrosionseigenschaften und mechanischer Festigkeit. Fabian Eber erforscht die biologische Wirkung der Implantate auf Zellen sowie genetische Reaktionen. Dirk Velten entwickelt Oberflächenmodifikationen, einschließlich einer potenziellen Medikamentenbeschichtung. Katja Nelson am Universitätsklinikum Freiburg verantwortet die medizinischen Tests. Zahlreiche Industriepartner, von Molybdän-Herstellern bis zu Medizintechnikunternehmen, begleiten die gesamte Prozesskette.
MOLY-IMPACT wird von der Carl-Zeiss-Stiftung im Rahmen des Programms CZS-Transfer mit 1,2 Millionen Euro gefördert. Es ist eines von vier neuen Projekten, in denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler innovative medizinische Oberflächen erforschen. „Unser Ziel ist es, alle relevanten Grundlagen für patientenindividuelle, resorbierbare Knochenersatzimplantate aus Molybdän zu schaffen, sodass sie in der Praxis eingesetzt werden können“, fasst das Forschungsteam zusammen. Damit soll die Behandlung von Knochensubstanzverlust im Schädelbereich nachhaltig verbessert werden.
Über die Carl-Zeiss-Stiftung
Die Carl-Zeiss-Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, Freiräume für wissenschaftliche Durchbrüche zu schaffen. Als Partner exzellenter Wissenschaft unterstützt sie sowohl Grundlagenforschung als auch anwendungsorientierte Forschung und Lehre in den MINT-Fachbereichen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). 1889 von dem Physiker und Mathematiker Ernst Abbe gegründet, ist die Carl-Zeiss-Stiftung eine der ältesten und größten privaten wissenschaftsfördernden Stiftungen in Deutschland. Sie ist alleinige Eigentümerin der Carl Zeiss AG und SCHOTT AG. Ihre Projekte werden aus den Dividendenausschüttungen der beiden Stiftungsunternehmen finanziert.
Projektsbeteiligte beim Kick-Off-Meeting
Joerdis Damrath
Hochschule Offenburg
Criteria of this press release:
Journalists
Materials sciences, Medicine
transregional, national
Research projects
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).