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Die Nase läuft, die Lunge krampft: Mit den steigenden Temperaturen nimmt die Pollensaison an Fahrt auf. Berliner Allergiker:innen können jetzt mit der App „Pollenius“ noch aktueller nachvollziehen, wie stark welche Pflanzen in der Hauptstadt gerade blühen. Entwickelt von Forschenden der Charité – Universitätsmedizin Berlin, bietet die App zusätzlich ein Symptom-Tagebuch, das die Diagnose und Behandlung eines Heuschnupfens unterstützen soll. Mit den Daten will das Forschungsteam ein Modell entwickeln, das die Allergiebelastung individuell vorhersagen kann. Dafür ist die Mithilfe der Berliner Bevölkerung gefragt.
Sie steht auf dem Tempelhofer Feld: Die Pollenfalle, die rund um die Uhr automatisiert auszählt, wie viel Blütenstaub von welcher Pflanze durch die Hauptstadt fliegt. Durch ein Rohr angesaugt, sammelt das kühlschrankgroße Gerät die Körner in seinem Inneren und bestimmt sie per KI-gestützter Bildanalyse. Nur drei Stunden später und damit besonders schnell sind die Daten über die Pollenius-App abrufbar, ausgegeben werden die Ergebnisse zu den acht allergierelevantesten Gewächsen, also Ambrosia, Beifuß, Birke, Erle, Esche, Gräser, Hasel und Roggen. „Pollenflugangaben in anderen Wetter-Apps basieren auf Modellierungen, die oft ungenau sind“, erklärt Dr. Stephanie Dramburg, Leiterin des Forschungsprojekts „#berlinbreathing“ von der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie, Immunologie und Intensivmedizin der Charité.
Pollenflug, Symptome und Medikamente auf einen Blick
Die Charité-App bettet die Daten in einen tageszeitlichen Verlauf ein und liefert Verhaltenstipps und Wissenswertes über Pollenallergien. Zusätzlich haben User die Möglichkeit, ein Allergie-Tagebuch zu pflegen, also Symptome, eingenommene Medikamente und die im Freien verbrachte Zeit zu notieren. „Die App zeigt die Pollenkonzentration, die Symptomschwere und die Einnahme von Medikamenten übersichtlich im Kurvenverlauf an“, sagt Stephanie Dramburg. „Das kann für Betroffene sehr hilfreich sein, um ihre eigene Reaktion auf verschiedene Pollenarten besser kennenzulernen. Es unterstützt aber auch die allergologische Praxis bei der Diagnostik und Therapieoptimierung, wenn Betroffene dort ihre Pollenius-Verlaufsdaten ins Gespräch bringen.“
Das Forschungsteam möchte die Daten außerdem nutzen, um Pollenallergien besser zu verstehen – denn die Anzahl der Pollen bestimmt nicht immer direkt die Schwere der Allergiesymptome. „Wie stark jemand auf den Blütenstaub reagiert, hängt auch von der Beschaffenheit der Pollen ab“, erläutert die Studienleiterin. „Die wiederum wird von der Temperatur, dem Niederschlag, dem Feinstaub- und dem Ozongehalt der Luft beeinflusst. Außerdem kann Luftverschmutzung sich auf die Reaktion des Körpers auswirken, und auch individuelle Eigenschaften des Immunsystems bedingen, wie stark die Allergie sich bemerkbar macht.“
User können ihre Daten spenden
Das Forschungsteam will deshalb die Pollenflugdaten mit den Symptomdaten der App-Nutzenden in Zusammenhang bringen und mithilfe Maschinellen Lernens allergische Reaktionsmuster erkennen. Das Ziel: Ein Modell zu entwickeln, das Betroffenen für den kommenden Tag individuell vorhersagt, wie ihre Symptome sich entwickeln werden und wann Lüften sinnvoll oder ein Aufenthalt im Freien eher zu vermeiden ist.
Für die Entwicklung dieses Modells setzen die Forschenden auf die Mithilfe der Berliner Bevölkerung: Über die Datenspende-Option können App-User ihre Symptomdaten anonym an das Charité-Team übermitteln und so zur Verbesserung der Allergie-Vorhersage beitragen. „Wir hoffen, dass viele Berlinerinnen und Berliner möglichst täglich ihre Symptome in der Pollenius-App festhalten und an uns senden“, betont Stephanie Dramburg. „Das ist wichtig für die Qualität der Datenreihen, jeder Eintrag dauert weniger als eine Minute.“ Sobald das Modell entwickelt ist, soll es in die Pollenius-App integriert werden.
App in den gängigen App-Stores erhältlich
Die kostenfreie App erhebt keine personalisierten Daten, eine Registrierung ist nicht notwendig. Eingaben werden ausschließlich bei Verwendung der Datenspende-Option anonym übermittelt. Die App ist über den Google Playstore und den Apple App Store erhältlich. Gefördert wird das Projekt im Rahmen der Nachwuchsgruppe POLARISE vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Projektpartner ist das Zentrum Allergie und Umwelt (ZAUM) der Technischen Universität und des Helmholtz-Zentrums München.
Dr. Stephanie Dramburg
Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie, Immunologie und Intensivmedizin
Charité – Universitätsmedizin Berlin
T: +49 30 450 556 406
E-Mail: stephanie.dramburg@charite.de
https://www.charite-ppi.de/forschung/arbeitsgruppen/ag_dramburg/ Webseite der AG Dramburg mit Details zum Projekt
https://www.charite-ppi.de/ Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie, Immunologie und Intensivmedizin
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© ZAUM | Christine Weil
Pollenfalle, die die Art der Pollenkörner automatisiert bestimmt. Die Ergebnisse sind drei Stunden n ...
Stephanie Dramburg
© Charité | Stephanie Dramburg
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
Biology, Environment / ecology, Geosciences, Medicine, Oceanology / climate
transregional, national
Research projects
German
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