idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Am 5. März startet das Forschungsschiff Maria S. Merian vom spanischen Hafen Málaga aus zu einer sechswöchigen Expedition in die griechische Ägäis. Ziel der Ausfahrt unter Leitung des Centrums für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg und Co-Leitung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) ist es, seismische und geologische Daten zu erfassen, um tektonische Prozesse und Naturgefahren in dieser hochaktiven Region besser zu verstehen. Die Route führt von Methana über den Ägäischen Vulkangürtel bis zur Insel Nisyros in der südlichen Ägäis und endet rund um die Insel Kreta, der südlichsten Grenze Griechenlands.
Ein zentraler Fokus der Expedition liegt auf umfangreichen akustischen Messungen sowie der Entnahme von Sedimentproben bis zu einer Tiefe von rund 2000 Metern. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erhoffen sich neue Erkenntnisse über vergangene und aktuelle tektonische Aktivitäten, Hanginstabilitäten sowie Hangrutschungen. Zudem soll die Expedition wertvolle Daten zur geologischen Entwicklung der Region liefern und möglicherweise auch Hinweise auf bislang unbekannte submarine Vulkanstrukturen geben.
Die Expedition wird unter anderem auch in das Gebiet um den griechischen Unterwasservulkan Kolumbo führen, in dem in den letzten Wochen eine erhöhte seismische Aktivität und eine Vielzahl schwacher bis mittelstarker Erdbeben registriert wurden. Kolumbo, der etwa sieben Kilometer nordöstlich von Santorini liegt, ist einer der aktivsten Unterwasservulkane im Mittelmeerraum. Die Untersuchung dieses Gebietes ist essenziell, um das Gefahrenpotenzial für die umliegenden Inseln besser einzuschätzen.
Erforschung des Ägäischen Vulkanbogens zwischen Milos und Nisyros
Das erste Untersuchungsgebiet konzentriert sich auf den Ägäischen Vulkanbogen, insbesondere auf das Gebiet zwischen den Inseln Milos und Nisyros. Dieses Gebiet, zu dem auch das Christiana-Santorini-Kolumbo-Vulkanfeld (CSKVF) gehört, wurde bereits vielfach wissenschaftlich untersucht. Die Forschenden können dabei auf eine gute Datenlage unterschiedlicher Institutionen und aus früheren Ausfahrten aufbauen. "Für uns ist es spannend zu sehen, inwieweit es zu neuen Sedimentumlagerungen gekommen ist und welche Auswirkungen die aktuellen Plattenbewegungen in diesem Gebiet haben. Es ist durchaus möglich, dass noch viele Kilometer vom Vulkan Kolumbo entfernt Auswirkungen der jüngsten seismischen Aktivitäten zu erkennen sind", erklärt Fahrtleiter und Geophysiker Professor Dr. Christian Hübscher von der Universität Hamburg, der seit Jahren in der Region forscht.
Neue Datenerhebung an den Kontinentalhängen rund um Kreta
Ein weiteres wichtiges Untersuchungsgebiet der Expedition MSM135 sind die Kontinentalhänge rund um die größte griechische Insel Kreta. Im sogenannten Hellenischen Bogen sind Sedimentbewegungen und Rutschungen bislang nur unzureichend dokumentiert. Die Region ist tektonisch hochaktiv und durch komplexe Plattenbewegungen geprägt, wodurch es immer wieder zu submarinen Hangrutschungen kommt. An geologisch relevanten Stellen rund um Kreta sollen Daten gesammelt und Bohrkerne gezogen werden, die Hinweise auf vergangene Massenbewegungen liefern können. Dabei sollen auch kleinere Hangrutschungen in Küstennähe untersucht werden, die trotz ihrer relativ geringen Größe Offshore-Infrastrukturen wie Pipelines oder Kommunikationskabel gefährden könnten. "Unsere aktuelle Expedition soll Wissenslücken schließen, damit wir einen konsistenten Datensatz für die gesamte Ägäis zur Verfügung stellen können. Aus den gewonnenen Erkenntnissen sollen später belastbare Gefahrenszenarien entwickelt werden, die zu mehr Sicherheit in der Region beitragen", sagt Co-Fahrtleiter Dr. Felix Gross vom Institut für Geowissenschaften an der CAU.
Die Ausfahrt ist eingebettet in das Verbundprojekt MULTI-MAREX „Ein Real-Labor für verbesserte Prognose- und Aktionsmöglichkeiten für multiple geomarine Extremereignisse“ der Forschungsmission mareXtreme der Deutschen Allianz für Meeresforschung (DAM) und die zweite von insgesamt drei geplanten Expeditionen in die griechische Ägäis. Mit an Bord sind neben Forschenden der Universitäten Hamburg und Kiel auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel und der Universität Athen.
Expedition Maria S. Merian 135
Projekt: MULTI-MAREX-2, DAM-Forschungsmission mareXtreme - Untersuchung extremer geologischer Ereignisse entlang des Ägäischen Vulkanbogens und der submarinen Hänge Kretas
Fahrtleitung: Prof. Dr. Christian-Hübscher, Universität Hamburg, Co-Leitung Dr. Felix Gross, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU)
Start und Ende: Málaga, Spanien
Fahrtgebiet: Ägäis
Zeitraum: 05.03.2025 bis 17.04.2025 (43 Tage)
Förderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zusammen mit den norddeutschen Bundesländern
Prof. Dr. Christian Hübscher
Arbeitsgruppe Marine Geophysik
Universität Hamburg
E-Mail: christian.huebscher@uni-hamburg.de
Dr. Felix Gross (Co-Fahrtleitung)
Institut für Geowissenschaften
Arbeitsgruppe Marine Geophysik und Hydroakustik
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU)
E-Mail: felix.gross@ifg.uni-kiel.de
https://www.uni-kiel.de/de/detailansicht/news/026-msm135
https://www.marextreme.de/multi-marex (über MULTI-MAREX)
https://www.geo.uni-hamburg.de/geophysik/forschung/marine.html (Über die Arbeitsgruppe Marine Geophysik an der Universität Hamburg)
https://www.marinegeophysik.ifg.uni-kiel.de (Über die Arbeitsgruppe Marine Geophysik und Hydroakustik an der CAU)
Das Forschungsschiff Maria S. Merian im Hafen von Málaga.
© Felix Gross, Uni Kiel
Criteria of this press release:
Journalists
Geosciences, Oceanology / climate
transregional, national
Cooperation agreements, Research projects
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).