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Ein T-Shirt für drei Euro? Beim „Tag der Bildung“ der Bielefelder Klimawoche diskutierten Schüler:innen gemeinsam mit Expert:innen, Vereinen und Institutionen die Problematik hinter „Fast Fashion“: Welche Alternativen und Handlungsmöglichkeiten haben wir als Konsument:innen? Warum ist „Second Hand“ nicht automatisch besser? Eine Erkenntnis: Die Textilindustrie kann nur nachhaltiger werden, wenn wir bewusster kaufen und die Politik in die Verantwortung nehmen.
Bielefeld (hsbi). Rasant wechselnde Kollektionen zu günstigen Preisen, die in hohen Stückzahlen und aus umweltschädlichen Synthethikstoffen unter nicht selten menschenunwürdigen Bedingungen produziert werden – das ist das Geschäftsmodell hinter „Fast Fashion“. Der Trend, der aktuell von Online-Händlern noch weiter befeuert wird, stellt ein immer größeres Problem für Klima und Menschenrechte dar. Um nur eine Zahl zu nennen: Die EU-Kommission gibt in ihrer Textilstrategie an, dass jede Sekunde (!) weltweit eine LKW-Ladung an Kleidungsstücken verbrannt oder auf einer Mülldeponie entsorgt wird.
Beim „Tag der Bildung“ der 17. Klimawoche Bielefeld am Mittwoch, den 12. März, in der Hochschule Bielefeld (HSBI) diskutierten Schüler:innen aus ganz OWL diese und weitere Auswirkungen der Textil- und Modeindustrie auf Klima und Menschenrechte. Was können wir als Konsument:innen tun? Ist Second Hand besser? Und welche nachhaltigen Alternativen habe ich, wenn ich mir die fair produzierte Jeans nicht leisten kann? Das waren nur einige der Fragen, die in Vorträgen und Workshops und erörtert wurden. Rund 450 Schüler:innen waren vor Ort und schätzungsweise 1500 per Livestream dabei.
„Nachhaltige und bessere Zukunft schaffen“
Der „Tag der Bildung“ ist Bestandteil der Bielefelder Klimawoche und wird vom Verein KlimaWoche e.V. und der HSBI seit mehreren Jahren gemeinsam veranstaltet. HSBI-Präsidentin Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk: „Wir sind begeistert, dass erneut so viele Schüler:innen an die Hochschule gekommen sind, um Herausforderungen zu diskutieren, die uns als Gesellschaft betreffen. Als Hochschule ist es unsere Verantwortung, jungen Menschen das Wissen und die Fähigkeiten mit auf den Weg zu geben, um eine nachhaltige und bessere Zukunft zu schaffen. Aus diesem Grund unterstützen wir den „Tag der Bildung“ zum nunmehr fünften Mal!“
Begrüßt wurden die Schüler:innen nicht nur von der Präsidentin, sondern auch von Bielefelds Bürgermeister Andreas Rüther. Rüther: „Nachhaltige Entwicklung lässt niemanden zurück. Generationengerechtigkeit und Inklusion sind ein fester Bestandteil der Bielefelder Nachhaltigkeitsstrategie. Wir, die heutige Generation, haben eine Verantwortung für die kommenden Generationen und müssen dementsprechend nachhaltig wirtschaften, handeln und denken.“
Durch das Programm, das per Livestream in zahlreiche Klassenräume übertragen und für Teilnehmenden von internationalen Partnerschulen auch simultan ins Englische übersetzt wurde, führten souverän die Schüler Linus Runge und Jonas Elsner vom Gymnasium Bethel.
Nachhaltigkeitsprojekte zeigen Alternativen auf
„Unsere Kleidungsstücke haben eine Geschichte, die oft unsichtbar bleibt“, so Jens Ohlemeyer, Projektmanager und Vorstandsvorsitzender der KlimaWoche Bielefeld e.V, zum Thema des Tages. „Von der Herstellung der Rohstoffe über die Produktion bis hin zu den Logistikwegen – die globale Textilindustrie hinterlässt einen großen ökologischen Fußabdruck und beeinflusst das Leben von Millionen Menschen weltweit.“ Genau dafür sollten die Schüler:innen beim diesjährigen Tag der Bildung sensibilisiert werden. Gleichzeitig wurden Alternativen aufgezeigt: Auf dem „Markt der Möglichkeiten“ präsentierten Schulen, Vereine und NGOs Nachhaltigkeitsprojekte und Upcycling-Aktionen zum Mitmachen. Das Berufskolleg Halle (Westf.) zeigte mit kreativen Upcycling-Modellen, welches Potenzial in Altkleidern für eine nachhaltige Modezukunft steckt.
Vorträge und Workshops: die Reise eines T-Shirts
Der Stand vom HSBI-Projekt InCamS@BI beschäftigte sich mit dem Zusammenhang von Mikroplastikverschmutzung von Gewässern durch Kleidungsabrieb. Denn: Schaut man sich das Mikroplastik im Meer an, lässt sich feststellen, dass 35 Prozent der Partikel aus synthetischer Kleidung kommen. Als Lösung für dieses globale Problem präsentierte InCamS@BI Technologiescout Tim Baumann den von ihm entwickelten Mikroplastikfilter, der den beim Waschen von Kunstfasern entstehenden Mikroplastikabrieb zukünftig auf ein Minimum senken soll und in Waschmaschinen Anwendung finden könnte. Bei der Entwicklung ließ sich Baumann vom Kiemensystem des Riesenmantarochens inspirieren und stand den Besucher:innen zu diesen und anderen Fragen der Biophysik Rede und Antwort.
Fachwissen pur bekamen die Schüler:innen auch in den Vorträgen der Berliner Journalistin Carmen Maiwald, die zu den Themenschwerpunkten Mode, Nachhaltigkeit und Greenwashing recherchiert, und von Vreni Jackle, Co-Founderin der Initiative Fashion Changers. Im „Fair Fashion Talk“ diskutierten Bielefelder Akteur:innen konkrete Wege, um in unserer Stadt einen positiven Wandel voranzutreiben. Es wurde deutlich: Die Modeindustrie kann nachhaltiger werden, wenn wir bewusster kaufen und Politik und Textilbranche in die Verantwortung nehmen für transparente Produktionsketten und faire Arbeitsbedingungen.
Mit diesen Impulsen ging es für die Schüler:innen im Anschluss in Workshops weiter: Sie bedruckten Textilien mit Siebdruck und bastelten aus alten Jeanshosen Grußkarten. Die Verbraucherzentrale und das Welthaus Bielefeld zeigten in ihren Workshops, welche Wege und Produktionsschritte nötig sind, bis T-Shirt, Turnschuhe oder Fußball in unseren Geschäften zu kaufen sind.
Seit diesem Jahr wird der „Tag der Bildung“ unterstützt vom European Climate Pact. Botschafterin Clara Tomé Colmer, Klimaschutzaktivist:in und Expert:in für Umweltrecht, gab einen Workshop zu Umwelt- und Menschenrechtsauswirkungen von Lieferketten der Fast Fashion. Auch Jens Ohlemeyer ist offizieller Botschafter des European Climate Pacts.
Dass Altkleiderspenden oder „Second-Hand“ nicht immer besser ist, zeigte der Workshop der Lokalgruppe von Fashion Revolution. Gemeinsam warfen die Schüler:innen einen Blick hinter die Kulissen der Second-Hand-Mode und der Altkleiderindustrie und deckten die Probleme hinter dem Handel mit billiger, gebrauchter Kleidung auf. Die Schüler:innen erfuhren außerdem, dass die meisten günstigen Kleidungsstücke nur schwer recycelbar sind, da die verschiedenen Bestandteile kaum voneinander zu trennen sind.
Ein Tag voller Impulse und Ideen für die Zukunft
Einen internationalen Blick auf die Textilbranche bot der Vortrag von Tanvir Kabir, Botschaftsrat der Botschaft Volksrepublik Bangladesch in Berlin. Er betonte, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Forschung und persönlichen Engagement ist, um die Herausforderungen zwischen Textilindustrie und Umwelt sowohl in Bangladesch als auch in Deutschland zu bewältigen.
Mit einer Ergebnispräsentation ging der diesjährige „Tag der Bildung“ voller Frage, Ideen und Impulsen zu Ende. Jens Ohlemeyer resümiert: „Unser Ziel war es, die Schüler:innen dafür zu sensibilisieren, welche Auswirkungen die Textilbranche hat – das ist uns dank der zahlreichen Workshops, Vorträge und interaktiven Formate mehr als gelungen! Wir bedanken uns auch bei unseren Partnern und Unterstützern, die den Tag der Bildung ermöglichen.“
https://www.hsbi.de/presse/pressemitteilungen/tag-der-bildung-in-der-hsbi-annaeh... Pressemitteilung auf www.hsbi.de
Das Audimax der Hochschule Bielefeld war gut besucht: Rund 450 Schüler:innen waren vor Ort und sc ...
F. Hüffelmann/HSBI
Fair Fashion Talk mit Bielefelder Akteur:innen: (v.l.) Birgit Reher (Umweltamt Bielefeld) , David Fi ...
F. Hüffelmann/HSBI
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