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04/25/2025 11:33

Weltmalariatag: 125 Jahre Forschung zu einer oft tödlichen Krankheit

Julia Rauner Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin

    Hamburg, 25. April 2025 – Malaria gehört nach wie vor zu den gefährlichsten Infektionskrankheiten der Welt: Nach dem jüngsten Weltmalaria-Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkrankten 2023 über 260 Millionen Menschen, mehr als eine halbe Million starben – die meisten davon Kinder unter fünf Jahren in Afrika.

    Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) widmet sich der Malariaforschung seit seiner Gründung vor 125 Jahren. Am Vorabend des Weltmalariatags lud das Institut zu einer öffentlichen Infoveranstaltung ein – mit Einblicken in die Geschichte und Gegenwart der Forschung:

    • Prof. Dr. Rolf Horstmann, ehemaliger Vorstandsvorsitzender des BNITM, berichtete von genetischen Schutzmechanismen gegen schwere Malariaverläufe bei Kindern in Ghana.
    • Dr. Nicole Gilberger, Biologin am Institut, blickte zurück auf mehr als ein Jahrhundert Forschung – vom Medikament Chinin bis zur Giemsa-Färbung.
    • Dr. Tobias Spielmann, Zellbiologe und Parasitologe, erklärte, wie sein Team dem Malaria-Erreger auf molekularer Ebene auf die Schliche kommt – insbesondere dort, wo das Nobelpreis-gekrönte Medikamente Artemisinin nicht mehr wirkt.

    Eine Krankheit mit Geschichte – und aktuellen Herausforderungen

    Bereits um 1900 waren Malariaerkrankungen ein zentrales Thema am damaligen „Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten“ – insbesondere bei Seeleuten, die aus Übersee nach Hamburg kamen. Die Diagnoseverfahren wurden am BNITM maßgeblich weiterentwickelt: Die heute weltweit verwendete Giemsa-Färbung zur Darstellung des Erregers im Blut stammt aus einem Labor des Instituts.

    Seitdem hat die Forschung viel erreicht – vom klinischen Alltag bis zur Hochtechnologie. Heute untersuchen BNITM-Forschende unter anderem, wie Malariaparasiten sich genetisch anpassen, wie sie sich in menschlichen Blutzellen verstecken – und wie neue Therapien gezielt wirken können.

    Prof. Dr. Jürgen May, Vorstandsvorsitzender des BNITM: „Malaria ist nicht nur eine Krankheit der Vergangenheit – sie bleibt eine Herausforderung für die globale Gesundheit. Trotz großer Fortschritte sterben jedes Jahr hunderttausende Menschen daran. Als Forschungsinstitut tragen wir Verantwortung, neue Wege zur Bekämpfung zu finden. Doch dafür braucht es Verlässlichkeit: Die Rückschläge während der Corona-Pandemie und aktuelle Budgetkürzungen – etwa in den USA – zeigen, wie gefährlich politische Kurzsichtigkeit ist. Globale Gesundheitsforschung braucht stabile Finanzierung, gerade in Krisenzeiten.“

    Malariaforschung heute: international und interdisziplinär

    Am BNITM arbeiten Forschende aus vielen Disziplinen eng mit Partnern in Afrika, Asien und Südamerika zusammen. Aktuelle Schwerpunkte sind:
    • Resistenzforschung
    Warum wirkt Artemisinin nicht mehr überall?
    • Immunologie und Wirt-Parasit-Interaktionen
    Wie reagiert das Immunsystem – und wie gelingt es dem Parasiten, es zu umgehen oder zu täuschen?
    • Zellbiologie und molekulare Parasitologie
    Wie dringt der Parasit in menschliche Zellen ein? Wo gibt es Ansatzpunkte, ihn dabei gezielt zu stören?
    • Bildgebung und Diagnostik
    Wie lässt sich die Infektion sichtbar machen – und was verraten uns einzelne Zellen über den Krankheitsverlauf?
    • Klinische Studien und Medikamententests
    Wie effektiv sind neue Therapien, und wie lässt sich ihre Wirksamkeit unter realen Bedingungen messen?

    Über das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM)

    Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) ist Deutschlands größte Einrichtung für Forschung, Versorgung und Lehre auf dem Gebiet tropentypischer und neu auftretender Infektionskrankheiten. Seit jeher werden BNITM-Forschungsschwerpunkte unter dem Aspekt der Globalen Gesundheit/One Health betrachtet sowie unter dem Aspekt der Translation – des Transfers von Grundlagenforschung in die Anwendung. Dieser Forschungsansatz spiegelt sich auch in den fünf Sektionen des Instituts wider: Pathogen (Erreger) -> Interface (Immunologie, Wirt/Erreger) -> Patient (Klinik) -> Population (Epidemiologie) -> Implementation (erfolgreiche Etablierung des Wissens).

    Aktuelle thematische Schwerpunkte bilden Malaria, hämorrhagische Fieberviren, vernachlässigte Tropenerkrankungen (NTDs), Immunologie, Epidemiologie und die Klinik tropischer Infektionen sowie die Mechanismen der Übertragung von Viren durch Stechmücken. Für den Umgang mit hochpathogenen Viren und infizierten Insekten verfügt das Institut über Laboratorien der höchsten biologischen Sicherheitsstufe (BSL4) und ein Sicherheits-Insektarium (BSL3). Die mobilen Laboratorien des BNITM stehen für die globale Ausbruchsbekämpfung hochpathogener oder hochinfektiöser Viren bereit.

    Das BNITM ist Nationales Referenzzentrum für den Nachweis aller tropischen Infektionserreger, Konsiliarlabor für Bornaviren, WHO-Kooperationszentrum für Arboviren und hämorrhagische Fieberviren, WHO-Kooperationszentrum für Verhaltensforschung zur Förderung Globaler Gesundheit und ein Institut in der Leibniz-Gemeinschaft.

    Gemeinsam mit dem ghanaischen Gesundheitsministerium und der Universität von Kumasi betreibt das BNITM ein modernes Forschungs- und Ausbildungszentrum im westafrikanischen Regenwald, das auch externen Arbeitsgruppen zur Verfügung steht. Darüber hinaus pflegt das Institut zahlreiche weitere Kooperationen in Afrika, Asien und Lateinamerika.


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    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, Students, all interested persons
    Biology, History / archaeology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Social studies
    transregional, national
    Advanced scientific education, Transfer of Science or Research
    German


     

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