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04/25/2025 15:14

Premiere: Erster Tierschutztag an der TiHo

Sonja von Brethorst Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover

    Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellten Forschungsprojekte unter dem Motto „Tiere für Tiergesundheit“ vor.

    24. April 2025 Von der Überwachung der Wanderrouten und Habitate von Wildtieren über die Ausbildung von Spürhunden, die Corona-Infektionen an Geruchsproben erkennen, bis hin zu künstlichen Miniaturdärmen vom Schwein, die im Labor entstehen – an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf verschiedenen Fachgebieten für die Tiergesundheit. Am Donnerstag, 24. April 2025 stellten die Forschenden ihre Projekte während des ersten Tierschutztags der TiHo in Vorträgen und Poster-Präsentationen der Öffentlichkeit vor. Sie gewährten dabei Einblicke in ihre Forschungsfelder, präsentierten Projekte zum Ersatz von Tierversuchen in der Wissenschaft sowie Forschungsarbeiten zur Verbesserung des Tierwohls. Außerdem hielt Niedersachsens Landestierschutzbeauftragte Dr. Julia Pfeiffer-Schlichting einen Gastvortrag zu aktuellen Tierschutzthemen.

    „Die TiHo nimmt den diesjährigen Internationalen Tag des Versuchstiers am 24. April zum Anlass, um die Vielfalt ihrer Forschungsinitiativen zur Stärkung des Tierschutzes und zur Verbesserung des Tierwohls vorzustellen“, fasste Professor Dr. Bernhard Hiebl, Tierschutzbeauftragter der TiHo, das vielfältige Programm des ersten Tierschutztages zusammen. „Wir möchten damit die Arbeit unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den Mittelpunkt stellen und zeigen, welche Rolle Tiere in der Forschung für die Tiergesundheit einnehmen.“

    Dabei geht es auch um Fortschritte bei der Entwicklung von Alternativen zu Tierversuchen. Drei Preisträger des Symposiums 2024 des Virtuellen Zentrums für Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch (VZET) der TiHo stellten ihre Projekte in Vorträgen vor.

    Forschung im Zeichen der Zeit
    Tim Christer aus dem Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie berichtete, wie es möglich ist, ohne Tierversuche die Wechselwirkungen von Implantaten mit Blut zu testen. Nicht nur die Gesellschaft wird immer älter, sondern auch unsere Tiere erreichen dank der besseren tiermedizinischen Versorgung oft ein höheres Alter. Medizinprodukte wie künstliche Hüftgelenke, Herzschrittmacher oder Stents werden für den Menschen entwickelt und getestet. Aber sind diese Implantate auch mit dem Blutkreislauf von Tieren verträglich? Christer ist auf der Suche nach einem Schlüsselmolekül, damit Forschende diese Fragestellungen in Zukunft ohne Tierversuche beantworten können.

    Herzzellen aus der Petrischale
    Dr. Verena Jung-Schroers aus der Abteilung für Fischkrankheiten und Fischhaltung der TiHo zeigte schlagende Herzzellen, die sie in der Petrischale kultiviert. An diesen voll funktionsfähigen Zellen können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen, wie sie auf Viruskrankheiten oder Umweltstressoren reagieren – ganz ohne den Einsatz lebender Fische. Solche organähnlichen Mikrostrukturen, sogenannte Organoide, entstehen im Labor aus Stammzellen und entwickeln sich unter geeigneten Kulturbedingungen zu dreidimensionalen Gewebemodellen. Diese ähneln in Aufbau und Funktion bestimmten menschlichen oder tierischen Organen und können Tierversuche in einigen Fällen ersetzen.

    Dreidimensionale Darm-Modelle
    Ein weiteres Organoid steht in der Forschungsgruppe des Instituts für Physiologie und Zellbiologie im Fokus: Pascal Benz, PhD, präsentierte Miniatur-Därme vom Schwein, die im Labor gezüchtet werden. Besonders bei landwirtschaftlichen Nutztieren ist die Gesundheit des Verdauungssystems von großer Bedeutung. Das Institut der TiHo forscht an Fragestellungen, wie Nährstoffe vom Darm in den Körper gelangen und prüft, welche Möglichkeiten und Grenzen das Organoid-Modell in der Wissenschaft bietet.

    Diese drei ausgezeichneten Forschungsprojekte spiegeln das in der Forschung etablierte 3R-Prinzip wider: Replace, Reduce, Refine – das Ersetzen, Reduzieren und Verbessern von Tierversuchen. Es zielt darauf ab, Tierversuche möglichst zu vermeiden, ihre Anzahl zu verringern und die Belastung für Tiere so gering wie möglich zu halten. An der TiHo beschäftigt sich das VZET mit der Entwicklung von Methoden nach dem 3R-Prinzip. Es fördert Arbeitsgruppen-übergreifende Kooperationen und die Bündelung von 3R-Aktivitäten der verschiedenen Einrichtungen – sowohl in der Forschung als auch in der Lehre.

    Wissenschaft für Biodiversität und One Welfare
    Darüber hinaus präsentierten die TiHo-Forscherinnen aus dem Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung wissenschaftliche Projekte, die dem Schutz von Wildtieren und der Erhaltung der Biodiversität dienen. Dazu zählt das Telemonitoring zur Kontrolle des Auswilderungserfolgs von Wildtieren, wie Dr. Natalie Steiner in ihrem Beitrag berichtete, sowie die Überwachung von Wildtierpopulationen mithilfe moderner Technologien, die Dr. Luca Aroha Schick vorstellte. So werden zum Beispiel Seehunde und Kegelrobben an der Küste Schleswig-Holsteins gefangen, tiermedizinisch untersucht, beprobt und teilweise mit Sendern ausgestattet, um Daten zur Habitatnutzung und zum Verhalten der Tiere zu gewinnen. „Diese wissenschaftlichen Untersuchungen sind ein genehmigungspflichtiger Tierversuch“, erklärte Hiebl. „Aber: Sie liefern den Forschenden wichtige Informationen für den Wildtierschutz.“

    Auch die Forschung zur Gesundheit von Mensch und Tier – insbesondere im Bereich der Zoonosen – wurde thematisiert. Am Beispiel des bei Kamelen vorkommenden MERS-Virus zeigte Professorin Dr. Asisa Volz, Institut für Virologie und Research Center for Emerging Infections and Zoonoses, wie ein Impfstoff für Tiere und Menschen gemeinsam entwickelt werden kann. Professor Holger Volk, PhD, Klinik für Kleintiere, stellte vor, wie Spürhunde für die Diagnostik eingesetzt werden können und welche Grenzen ihr Einsatz hat. Das Projekt „Schlupf im Stall“ von Dr. Birgit Spindler aus dem Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie diente als Beispiel für die Forschung zum Tierwohl bei Nutztieren und zeigte die Vielfalt der damit verbundenen wissenschaftlichen Fragestellungen auf.

    „Die TiHo beschäftigen die vielfältigsten Forschungsthemen der Tiergesundheit und des Tierwohls. Im Sinne der One-Welfare-Strategie haben sie das Ziel, eine moderne Tiermedizin zur Verbesserung der Lebensqualität von Tier und Mensch in einem gesunden Ökosystem zu entwickeln“, so Professor Dr. Gerhard Breves, Direktor i.R. des Instituts für Physiologie und Zellbiologie der TiHo.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Bernhard Hiebl
    Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
    Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie
    Tel.: +49 511 856-8985
    berndhard.hiebl@tiho-hannover.de


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    Tierschutztag - besenderter Seehund Foto ITAW
    Tierschutztag - besenderter Seehund Foto ITAW

    Tierschutztag - Masina Plenge arbeitet an der Ussinger-Kammer zurr Erforschung von künstlichen Schweine-Därmen
    Tierschutztag - Masina Plenge arbeitet an der Ussinger-Kammer zurr Erforschung von künstlichen Schwe ...


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology, Environment / ecology, Medicine, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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