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05/16/2025 09:32

Lücken der Erinnerung schließen

twa. Präsidialabteilung, Bereich Kommunikation & Marketing
Universität Regensburg

    Das neue internationale Forschungsnetzwerk "Margins of Memory: Cultures and Politics of Non-Hegemonic Remembrance" des Leibniz-WissenschaftsCampus Regensburg, einer gemeinsamen Plattform von Universität Regensburg und Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung IOS, lud Mitglieder und Interessierte zu einem Kick-off-Meeting am DIMAS der Unviersität Regensburg ein: 12 Forschende unterschiedlicher Karrierestufen werden im Laufe von zwei Jahren neue Konzepte und Begriffe entwickeln, die das Feld der Memory Studies mit vielfältigen Studien zu Erinnerung bereichern werden.

    Der 7. Mai als Termin für die Vorstellung des neuen Forschungsnetzwerks "Margins of Memory: Cultures and Politics of Non-Hegemonic Remembrance" des Leibniz-WissenschaftsCampus (LWC) Regensburg, einer gemeinsamen Plattform von Universität Regensburg (UR) und Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS), hätte nicht besser gewählt sein können: Am 8. Mai beginnen in vielen Ländern die jährlichen Gedenkfeiern an das Ende des Zweiten Weltkriegs, die zeigen, wie unterschiedlich Erinnerungen in verschiedenen Ländern sein können, was tradiert oder gesagt, was nicht tradiert oder gesagt wird, wie Erinnerungen gedeutet werden, was aus ihnen entsteht.

    Der LWC "Europa und Amerika in der modernen Welt" lud Mitglieder und Interessierte zu einem Kick-off-Meeting für das neue Forschungsnetzwerk "Margins of Memory" ein, das 12 Forschende unterschiedlicher Karrierestufen zusammenbringt. Im Laufe von zwei Jahren werden sie neue Konzepte und Begriffe entwickeln, die das Feld der Memory Studies mit vielfältigen Studien zu Erinnerung bereichern werden.

    Die Forschenden werden sich auf vier Arbeitspakete konzentrieren: Theorizing Margins of Memory; Agencies, Silences, Trauma; Sites of Memory activism und (Dis)Locations of Memory: Temporalities and Geographies of Belonging.

    Die Postdocs und Sprecherinnen des Netzwerks, Dr. Tatiana Klepikova (UR) und Dr. Volha Bartash (IOS / WWU Münster), stellten bei dem Treffen die vier Forschungspakete des Netzwerks und seine Mitglieder vor: Dr. Tigran Amiryan, Dr. Philipp Bernhard, Sarah Grandke M.A., Sara Žerić Đulović M.A., Professor Dr. Nishani Frasier, Julian David Bermeo Osorio M.A., Dr. Minerva Peinador, Dr. Lilia Topouzova und Dr. Katarzyna Kwapisz Williams. Ebenfalls Netzwerkmitglied ist Professorin Dr. Kateřina Králová von der Karls-Universität Prag; sie ist die Hauptorganisatorin des bevorstehenden 9. Treffens der Memory Studies Association (MSA) vom 14. und 18. Juli 2025, einer globalen Konferenz, bei der die Universität Regensburg Partnerin ist.

    An dem interdisziplinären Gespräch nahmen Predocs und Postdocs des Departments für Interdisziplinäre und Multiskalare Area Studies (DIMAS) der UR, das die Veranstaltung ausrichtete, sowie Forschende des Zentrums Erinnerungskultur der UR, der Graduiertenschule für Ost- und Südostueoprastudien, des IOS und der Forschungsgruppe seeFField teil. Weitere UR-Mitwirkende und Netzwerkmitglieder aus der ganzen Welt beteiligten sich digital. Dr. Roman Birke und Dr. Mélanie Sadozaï vom DIMAS der UR stellten die Netzwerksprecherinnen vor.

    Volha Bartash ist Historikerin und Anthropologin für Osteuropa und die ehemalige Sowjetunion. Sie setzt sich schwerpunktmäßig mit der nationalsozialistischen Verfolgung der Roma in den baltischen Ländern und Belarus auseinander. Ihr aktuelles Projekt befasst sich mit Erinnerungsaktivismus im Baltikum. Tatiana Klepikova leitet die von der VolkswagenStiftung geförderte Forschungsgruppe "Light on!" zu queeren Literaturen und Kulturen im Sozialismus am Institut für Slavistik der Universität Regensburg und beschäftigt sich mit der Erforschung queerer Erinnerung während und nach dem Sozialismus.

    Klepikova und Bartash stellten die Ideen und Konzepte des Netzwerks vor und präsentierten dessen vier Arbeitspakete, die in etwa den Forschungsprofilen der Netzwerkmitglieder entsprechen. Die Forschungsergebnisse des Netzwerks sollen in einem Handbuch gebündelt werden.

    Theorizing Margins of Memory

    Das Arbeitspaket 1 Theorizing Margins of Memory konzentriert sich auf die Entwicklung eines neuen theoretischen Rahmens für den Umgang mit Erinnerungen von marginalisierten Gruppen und Gemeinschaften, wobei deren Verhältnis zu dominanten oder hegemonialen Erinnerungen konzeptualisiert wird. Die Wissenschaftler*innen betrachten alternative Narrative und versuchen, Perspektiven aus feministischen Studien und postkolonialen Studien in ihre Theoriebildung einzubeziehen. Derzeit konzentriere sich das Feld sehr stark auf dominante und nationale Erinnerungen, erklärte Bartash, und die Perspektiven der „Ränder“ sollen dieses Feld diversifizieren.

    Agencies, Silences, Trauma

    Das Arbeitspaket 2 konzentriert sich auf Agencies, Silences, Trauma. „Wir betrachten diese Konzepte als miteinander verbunden, da Schweigen häufig eine Folge von Trauma ist, aber Schweigen ist auch eine Form der Macht und kann als Demonstration der Handlungsfähigkeit marginalisierter Bevölkerungsgruppen betrachtet werden“, sagte Bartash. Das Netzwerk konzentriert sich auch auf das „Schweigen innerhalb des Schweigens“, erklärte sie, auf laufende Forschungsarbeiten im Bereich der Erinnerungsforschung und der feministischen Kulturwissenschaften verweisend.
    Die Mitglieder des Forschungsnetzwerks wolllen sich auch mit den ethischen Fragen befassen, die mit dem Streben nach sozialer Gerechtigkeit und der öffentlichen Zugänglichmachung solcher Sammlungen verbunden sind. Dabei ist sich das Netzwerk bewusst, dass marginalisierte Gemeinschaften möglicherweise nicht daran interessiert sind, „ihre Erinnerungen mit der breiteren Gesellschaft zu teilen“.

    Sites of Memory activism

    Das Arbeitspaket 3 mit dem Titel Sites of Memory activism lenkt die Aufmerksamkeit auf die räumliche und materielle Dimension von Erinnerung. Forschende, die in diesem Bereich arbeiten, versuchen, die Erinnerungsorte marginalisierter Gruppen zu lokalisieren. Sie fragen sich: „Wie können wir diese Erinnerungen aufspüren? Wo können wir sie studieren?” Sie konzentrieren sich auf Erinnerungsorte, die für marginalisierte Gruppen von Bedeutung sind, und arbeiten an einem umfassenderen Verständnis dessen, was einen „Erinnerungsort“ ausmacht. Dabei geht es nicht unbedingt um Denkmäler. „Es könnte ein Schulmuseum oder eine performative Praxis sein“, erklärte Bartash. „In diesem Arbeitspaket versuchen wir, spezifische Wege und Institutionen zu identifizieren, die marginalisierte Erinnerungskulturen in die breite Öffentlichkeit bringen.“

    (Dis)Locations of Memory: Temporalities and Geographies of Belonging

    Das Arbeitspaket 4 (Dis)Locations of Memory: Temporalities and Geographies of Belonging befasst sich mit Erinnerungen, die räumlich und/oder zeitlich verlagert wurden. In diesem Arbeitspaket untersuchen die Wissenschaftler*innen unter anderem die Erinnerungen von Migrant*innen und das Gefühl der Zugehörigkeit an einem neuen Ort. „Wir fragen, was eigentlich mit verdrängten Erinnerungen passiert und wie sie in neuen sozialen, kulturellen und politischen Kontexten reproduziert werden, welche Bedeutungen sie dort erlangen, insbesondere in Gesellschaften und bei einem Publikum, das vielleicht nicht sehr daran interessiert ist, diese Stimmen zu hören.“ Ein weiteres Thema ist die Weitergabe von einer Generation zur anderen und wie neue Generationen mit den Erinnerungen umgehen, die ihren Eltern „gehören“.

    Das Netzwerk versteht sich als offene Plattform: „Wir laden alle, die sich für dieses Thema interessieren, ein, sich bei uns zu melden, mit uns zu sprechen, an unseren Veranstaltungen teilzunehmen und die Veranstaltungen, die wir planen, mitzugestalten," betonte Tatiana Klepikova. Die Netzwerkmitglieder sowie drei weitere Forschende in frühen Karrierephasen an der Universität Regensburg werden genau das tun – sie werden im Juli am MSA-Treffen 2025 in Prag teilnehmen.


    Contact for scientific information:

    Dr. Tatiana Klepikova tatiana.klepikova@ur.de und Dr. Volha Bartash volha.bartash@ur.de


    More information:

    https://www.europeamerica.de/margins-of-memory-network.html Über das Forschungsnetzwerk Margins of Memory: Cultures and Politics of Non-Hegemonic Remembrance
    https://www.uni-regensburg.de/research/dynamics-in-the-global-world/index.html UR Research Dynamics in the Global World


    Images

    Dr. Tatiana Klepikova und Dr. Volha Bartash.
    Dr. Tatiana Klepikova und Dr. Volha Bartash.
    Tanja Wagensohn
    Universität Regensburg

    Beim Kick-off des Regensburger Forschungsnetzwerks "Margins of Memory"
    Beim Kick-off des Regensburger Forschungsnetzwerks "Margins of Memory"
    Tanja Wagensohn
    Universität Regensburg


    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    Cultural sciences, History / archaeology, Media and communication sciences, Philosophy / ethics, Social studies
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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