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06/13/2025 15:10

Plastik vermeiden, Kreisläufe schließen: reGIOcycle liefert Lösungen für die Region Augsburg

Michael Hallermayer Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Augsburg

    Kunststoffe sind aus unserem Alltag kaum wegzudenken – gleichzeitig stellen sie eine der größten Umwelt- und Ressourcenherausforderungen weltweit dar. In Deutschland werden nur etwa 17 % der Kunststoffabfälle werkstofflich recycelt, der Rest wird verbrannt oder geht verloren. Genau hier setzte das Projekt reGIOcycle unter Beteiligung der Universität Augsburg an: Mit einem starken regionalen Verbund und einem ganzheitlichen Ansatz wurde seit 2020 an Lösungen gearbeitet, wie Kunststoffe im Raum Augsburg effizienter vermieden, ersetzt und wiederverwertet werden können.

    Die Universität Augsburg war mit ihrem Resource Lab des Instituts für Materials Resource Management (MRM) mit drei Teilprojekten an dem Projekt beteiligt, das vom Umweltcluster Bayern koordiniert und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde. Nach drei Jahren Forschung und zwei Jahren Umsetzungsphase liegt nun – mit dem offiziellen Projektabschluss Ende Mai 2025 – ein umfassender Maßnahmenkatalog vor, der konkrete Erfolge für Umwelt, Stadtgesellschaft und Wirtschaft in zwei Projektberichten dokumentiert.

    Eine Präsentation der im Rahmen des Projektes "reGIOcycle" entwickelten Produkte, darunter auch der Augsburger Becher.

    Drei Teilprojekte – ein gemeinsames Ziel

    1. Regionale Mehrwegsysteme

    Mit dem „Augsburger Becher“ wurde ein regional tragfähiges Mehrwegsystem für Kaltgetränke entwickelt, das ökologisch, sozial und wirtschaftlich überzeugt. In der Umsetzungsphase kooperierte das Projekt mit Gastronomiebetrieben, Veranstaltern und Hochschulstandorten, darunter auch die Universität Augsburg, um den Becher flächendeckend im städtischen Alltag zu testen. Die Evaluation zeigte eine deutliche Reduktion von Einwegverpackungen – CO₂-Emissionen konnten im Vergleich zu Einweg-PET um 75 % gesenkt werden. Die Rückgabequote des Systems lag bei über 80 %, die Zufriedenheit bei Nutzern und Partnern war hoch. Das System wurde erfolgreich an das privatwirtschaftliche Unternehmen GO-Event! GmbH übergeben und kann so weiterhin genutzt werden.

    2. Biokunststoffe im Praxistest

    Das zweite Teilprojekt evaluierte biobasierte, faserverstärkte Kunststoffe – also Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, die durch pflanzliche Fasern stabilisiert werden –hinsichtlich ihrer ökologischen Gesamtbilanz. Auch nach mehrfacher Wiederverwendung behielten die Materialien ihre mechanische Stabilität. In Kombination mit einer funktionierenden Nahinfrarotsortierung bieten sie realistische Perspektiven für sortenreines Recycling – insbesondere in der Verpackungsindustrie. Das Resource Lab entwickelte dafür eine Methodik zur ökologischen Bewertung des „Design for Recycling“, die auch auf andere Anwendungen übertragbar ist. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen bereits in neue Forschungsprojekte und Kooperationen mit Herstellern ein.

    3. Weniger Plastik im Bioabfall

    Im Teilprojekt zum plastikarmen Bioabfall lag der Fokus auf Bewusstseinsbildung und Verhaltensänderung. Im Rahmen eines Citizen Innovation Labs entwickelten Bürgerinnen und Bürger gemeinsam mit der städtischen Abfallwirtschaft Maßnahmen zur Reduktion von Störstoffen im Biomüll – von gezielten Kommunikationskampagnen bis hin zu praktischen Handlungshilfen für den Alltag. In den beteiligten Modellhaushalten sank der Anteil an Kunststoffbeimengungen messbar. Das Projekt zeigt, dass niedrigschwellige Informationsangebote und die aktive Einbindung der Bevölkerung wirksame Hebel für eine sauberere Bioabfalltrennung darstellen. Die Ergebnisse dienen nun als Basis für eine stadtweite Umsetzung entsprechender Strategien.

    Vom Labor in die Stadtgesellschaft

    Die Universität Augsburg brachte insbesondere ihre Expertise in der Lebenszyklusanalyse (Life Cycle Assessment) und Nachhaltigkeitsbewertung ein. Ihre Forschung lieferte die Grundlage für viele der modellierten Szenarien, etwa zur Klimawirkung von Verpackungen oder zum Recyclingpotenzial biobasierter Kunststoffe. Der Augsburger Becher wurde dabei nicht nur konzipiert und getestet, sondern durch das Resource Lab auch wissenschaftlich begleitet.

    Die Ergebnisse aus reGIOcycle flossen nicht nur in Modellprojekte und Produktentwicklungen, sondern auch in konkrete Handlungsempfehlungen für Verwaltung und Politik. Auch konnte das Resource Lab einen wissenschaftlichen Aufsatz unter dem Titel "Life Cycle Sustainability Assessment of substituting fossil-based with biogenic materials – a German case study on drinking cups and insulation boxes" in der renommierten Zeitschrift Journal of Industrial Ecology (JIE) platzieren. Zum Projektabschluss wurden sogenannte Policy-Briefs an die Stadt Augsburg übergeben – mit praxisnahen Strategien zur Förderung regionaler Mehrwegsysteme, zur Abfallvermeidung und zum Recycling biobasierter Kunststoffe. Ziel ist es, die gewonnenen Erkenntnisse aus der Forschung dauerhaft in die kommunale Umweltpolitik und Stadtentwicklung zu integrieren – und damit einen echten Transfer von Wissenschaft in die Praxis zu ermöglichen.

    „Mit reGIOcycle konnten wir zeigen, wie praxisnaher Wandel gelingen kann – vom regionalen Mehrwegbecher bis zur biobasierten Verpackung. Die Ergebnisse liefern konkrete Handlungsoptionen für Kommunen, Wirtschaft und Forschung – weit über die Region Augsburg hinaus“, sagt Dr. Andrea Thorenz, Leiterin des Resource der Universität Augsburg.

    Ausblick: Von der Modellregion zur Zukunftsregion

    Im Rahmen des Projektabschluss entwickelten rund 50 Teilnehmende Visionen für ein plastikfreies Augsburg 2050. Die Impulse aus dem Projekt fließen nun in konkrete Strategien – etwa für kommunale Mehrwegangebote oder die Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten im Recycling.

    Mit reGIOcycle wurde ein wichtiger Grundstein für eine zukunftsfähige Kunststoffstrategie gelegt – im Sinne einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft, ökologischen Stadtentwicklung und nachhaltigen Ressourcenbewirtschaftung.


    Contact for scientific information:

    Dr. Andrea Thorenz
    Akademische Oberrätin, Leitung Resource Lab
    Institut für Materials Resource Management
    Universität Augsburg
    Telefon: +49 821 598-3948
    E-Mail: andrea.thorenz@mrm.uni-augsburg.de


    Images

    Eine Präsentation der im Rahmen des Projektes "reGIOcycle" entwickelten Produkte, darunter auch der Augsburger Becher.
    Eine Präsentation der im Rahmen des Projektes "reGIOcycle" entwickelten Produkte, darunter auch der ...
    Uni Augsburg
    Uni Augsburg


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Environment / ecology, Materials sciences
    transregional, national
    Research projects, Transfer of Science or Research
    German


     

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