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Wissenschaft
Der deutsch-französische Wissenschaftspreis „Prix Forcheurs Jean-Marie Lehn“ wurde am 24.06.2025 im Auditorium der französischen Botschaft in Berlin an Stefanie Kaiser (Goethe-Universität Frankfurt) und Eva Kowalinski (EMBL Grenoble, Frankreich) verliehen. Ihr Forschungsprojekt mit dem Titel „Das therapeutische Potenzial von 3-Methyl-Cytosin-tRNA-Methyltransferasen“ beschäftigt sich mit der Suche nach neuen Wirkstoffen gegen Krebs durch die Modifizierung von RNA-Strukturen.
Die Auszeichnung wird seit 2017 jährlich von der Deutsch-Französischen Hochschule (DFH) und der Abteilung für Wissenschaft und Technologie der Französischen Botschaft in Deutschland vergeben. Geehrt wird die Arbeit eines Tandems aus zwei Forschenden aus Deutschland und Frankreich in den Bereichen Chemie, Biochemie, Pharmazie und Medizin. Die Unternehmen Sanofi Deutschland und BASF France stifteten erneut das Preisgeld von insgesamt 20 000 € (10 000 € pro Preisträgerin).
Die Anwesenden freuten sich ganz besonders, dass Jean-Marie Lehn, Chemie-Nobelpreisträger 1987 und Schirmherr des Preises, die Vergabe in diesem Jahr ein letztes Mal persönlich begleitete. Für die französische Botschaft nahm der Botschafter François Delattre teil. Die DFH wurde durch ihre Präsidentin Eva Martha Eckkrammer in Berlin vertreten. Sie betonte: „Die Preisträgerinnen des Prix Forcheurs 2025 stellen einmal mehr die Leistungsfähigkeit der deutsch-französischen Forschungskooperation unter Beweis. Wir gratulieren ihnen herzlich und hoffen, dass die Zusammenarbeit sich in den kommenden Jahren noch weiter entwickelt.“
Zwei kurze Reden des französischen Botschafters sowie der Präsidentin der DFH leiteten die Preisverleihung ein. Jean-Marie Lehn kündigte im Anschluss die Preisträgerinnen an und überreichte ihnen ihre Auszeichnung.
Das geehrte Projekt „Fighting cancer by taregting the epistranscriptome“ („Krebsbekämpfung durch Erforschung des Epistranskriptoms“) untersucht, wie man durch die Modifikation von tRNA Leber- und Brustkrebs effizienter behandeln kann. Bei tRNA-Molekülen handelt es sich um wichtige Träger, die für die korrekte Übersetzung genetischer Informationen – die auf der mRNA codiert sind – in Proteine – die Bausteine unserer Zellen – benötigt werden. Chemische Modifikationen an den tRNAs sind äußerst zahlreich; sie sind notwendig für die strukturelle Integrität der Moleküle und spielen eine wichtige Rolle bei der korrekten und effizienten Entschlüsselung der genetischen Information. Eine fehlerhafte Modifikation der tRNAs kann zu zahlreichen Krankheiten führen. Die Labore von Kowalinski und Kaiser haben ihre Kräfte gebündelt, um die Funktionsweise einer bestimmten Gruppe von Enzymen zu entschlüsseln, die diese tRNA-Modifikationen katalysieren. Ziel ist es, deren Funktionsweise zu verstehen und herauszufinden, wie genau sie verschiedene tRNAs erkennen oder voneinander unterscheiden. Darüber hinaus werden die Forschungsteams kleine Moleküle entwickeln, die gezielt auf diese Enzyme wirken – mit dem Ziel, sie therapeutisch nutzbar zu machen.
Preisträgerin Prof. Eva Kowalinski erklärte: „Ich kann für uns beide sprechen, wenn ich sage, dass der Prix Forcheurs Jean-Marie Lehn eine große Auszeichnung für uns ist. Wissenschaft braucht den kulturübergreifenden Austausch, und ich freue mich, dass wir in einem Europa leben, wo dieser Austausch gefördert wird und so leicht möglich ist. Unsere beiden Teams ergänzen sich hervorragend, und uns eint das Ziel, neuartige Wirkstoffe gegen sehr häufige Krebserkrankungen zu finden.“
Prof. Stefanie Kaiser meinte: „Eva und ich haben uns 2022 am Rand einer Konferenz zur RNA-Forschung in Bonn kennengelernt. Dort haben wir erste Ideen für eine Zusammenarbeit zum Enzym METTL6 entworfen, das in Leber- und Brustkrebszellen oft in zu großen Mengen vorkommt und zum unkontrollierten Tumorwachstum beiträgt. Mittlerweile publizieren wir regelmäßig zusammen, wobei Eva und ihr Team in Grenoble dabei vor allem ihre Expertise in der Strukturanalyse einbringen, während mein Team und ich in Frankfurt untersuchen, wie sich Veränderungen von METTL6 in den Zellen auswirken.“
Stefanie Kaiser hat Pharmazie studiert und bringt eine breite Expertise in den Bereichen Biomedizin und Chemie mit. Seit 2020 ist sie Professorin für pharmazeutische Chemie an der Goethe-Universität Frankfurt. Ihr wissenschaftlicher Werdegang führte sie zuvor unter anderem an die Ludwig-Maximilians-Universität München sowie an das Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge (USA).
Die Biologin Eva Kowalinski ist aktuell am European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Grenoble tätig. Dort leitet sie eine Forschungsgruppe zu Strukturbiologie von makromolekularen Protein-RNA-Komplexen, die an der zellulären RNA-Modifikation beteiligt sind, und agiert als Co-Chair für Infektionsbiologie. Stationen im Lebenslauf der Wissenschaftlerin beinhalten unter anderem die Universität Heidelberg, die Uppsala Universität (Schweden) sowie das Max-Planck-Institut für Biochemie in München.
Die Deutsch-Französische Hochschule und die französische Botschaft in Berlin gratulieren Stefanie Kaiser und Eva Kowalinski zu ihrem Erfolg und hoffen, dass ihre deutsch-französische Kooperation noch viele weitere Früchte tragen wird.
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V. l. n. r.: F. Delattre (Botschaft), C. Gommlich (BASF), die Preisträgerinnen S. Kaiser (Goethe-Uni ...
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