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09/10/2004 12:38

MHH: Neues Diagnostikzentrum für angeborene Immundefekte

Dr. Arnd Schweitzer Stabsstelle Kommunikation
Medizinische Hochschule Hannover

    Jeffrey Modell Foundation vergibt Titel zum dritten Mal in Deutschland

    "Jeffrey-Modell-Diagnostikzentrum für primäre Immundefekte" - diesen Titel darf die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) ab dem 11. September 2004 tragen. Sie ist damit die 17. Klinik weltweit und die dritte in Deutschland, die diese Auszeichnung von der Jeffrey Modell Foundation in New York, USA, erhält. Professor Dr. Reinhold E. Schmidt, Direktor der MHH-Abteilung Klinische Immunologie, initiierte die Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen Stiftung. Alle Jeffrey-Modell-Diagnostikzentren haben die Aufgabe, Kinder und Erwachsene mit chronischen Erkrankungen und einem möglichen Immundefekt so früh wie möglich zu erkennen und optimal zu behandeln.

    Die Abteilung Klinische Immunologie der MHH betreut seit ihrer Gründung erwachsene Patienten, die an einem angeborenen (primären) Immundefekt leiden. Kinder mit einer solchen Krankheit werden in den MHH-Abteilungen Pädiatrische Pneumologie und Neonatologie sowie Pädiatrische Hämatologie und Onkologie behandelt. "Wir werden unsere bereits sehr gute Zusammenarbeit in dem Diagnostikzentrum weiter vertiefen", sagt Professor Schmidt. Die Jeffrey Modell Foundation begleitet die Arbeit der Zentren mit Informationskampagnen. Die Schulung von Ärztinnen, Ärzten und Therapeuten steht ebenfalls auf dem Programm. Mit der Kooperation verpflichtet sich die MHH-Abteilung Klinische Immunologie, in den nächsten drei Jahren insgesamt 150.000 US-Dollar an Drittmitteln für das Zentrum einzuwerben. Die Baxter HealthCare S.A. ist über die Jeffrey Modell Foundation der entscheidende Sponsor für das Zentrum und übernimmt die gesamte Drittmittelsumme.

    Ein wichtiger Kooperationspapier der MHH ist die Deutsche Selbsthilfe angeborene Immundefekte e. V. (DSAI); sie organisiert unter anderem das morgige Arzt-Patiententreffen. "Die DSAI möchte dazu beitragen, dass die Erkennungswege für angeborene Immundefekte kürzer und die Behandlungen effektiver werden", sagt die Vorsitzende Gabriele Gründl. Die DSAI ist Gründungsmitglied der IPOPI, der internationalen Dachorganisation der Selbsthilfegruppen für Patienten mit primären Immundefekten, und hat engen Kontakt zur Jeffrey Modell Foundation.

    Primäre Immundefekte

    Jeder Mensch ist im täglichen Leben einer Vielzahl von "Eindringlingen" wie Viren, Bakterien und Allergenen ausgesetzt. Um uns davor zu schützen, verfügen wir normalerweise über ein Immunsystem, das die "Eindringlinge" aufspürt und vernichtet. Wenn ein Teil des Immunsystems fehlt oder nicht richtig funktioniert, kann der Körper diese Krankheitserreger nicht wirksam bekämpfen. Sind die Immundefekte genetisch bedingt, bezeichnen Mediziner sie als primäre Immundefekte (PI). Insgesamt gibt es mehr als 100 verschiedene Arten von primären Immundefekten. Weltweit sind nach Schätzungen der Jeffrey Modell Foundation 10 Millionen Menschen davon betroffen.

    Primäre Immundefekte haben mitunter keine "eigenen" Symptome, sondern treten beispielsweise als gewöhnliche Infektionen der Stirnhöhlen, Ohren oder der Lunge auf. Sind diese Infektionen langwierig, treten sehr häufig auf und lassen sie sich nur sehr schwer mit herkömmlichen Methoden behandeln, ist dies ein Indiz für das Vorhandensein eines Immundefekts.

    Um bleibende Folgen durch die immer wiederkehrenden Infektionen zu vermeiden, ist es nötig, dass die Ärzte den Immundefekt frühzeitig erkennen und behandeln. "Dies geschieht oftmals nicht rechtzeitig, da primäre Immundefekte kein eigenes Krankheitsbild aufweisen", sagt Professor Schmidt. Nicht allen Ärzten sei bewusst, dass die häufigen und langwierigen Erkrankungen ihrer Patienten ihre Ursache in einem Immundefekt haben.

    Die Therapie: Bei einer akuten Infektion geben die Ärzte Antibiotika, um Organschäden und chronische Verläufe zu vermeiden. Einen Teil der primären Immundefekte kann man heute mit der Gabe von fehlenden Antikörpern behandeln, die sich die Patienten selbst unter die Haut spritzen. Aber auch Knochenmark-Transplantationen sind in manchen Fällen sinnvoll. Die Gentherapie ist ein möglicher zukünftiger Ansatz.

    Zehn Warnzeichen bei Kindern für einen angeborenen Immundefekt:
    1. Acht oder mehr Ohrinfektionen pro Jahr.
    2. Zwei oder mehr schwere Nasennebenhöhlen-Infektionen pro Jahr.
    3. Zwei oder mehr Monate mit Antibiotika-Therapie mit nur geringer Wirkung.
    4. Zwei oder mehr Lungenentzündungen pro Jahr.
    5. Ein Neugeborenes nimmt nicht zu oder wächst nicht normal.
    6. Wiederkehrende tiefe Haut- oder Organabszesse.
    7. Bleibende Pilzinfektionen im Mund, wenn das Kind älter als ein Jahr ist.
    8. Die Notwendigkeit von Antibiotikagabe über die Blutbahn, um eine Infektion zu heilen.
    9. Zwei oder mehr schwere innere Infektionen der Hirnhäute (Meningitis), der Knochen (Osteomyelitis) oder des gesamten Körpers (Sepsis).
    10. Hinweise auf einen primären Immundefekt in der Familie.

    Jeffrey Modell Foundation

    Die Jeffrey Modell Foundation (JMF) ist eine gemeinnützige Organisation, die sich die frühzeitige und genaue Diagnose von primären Immundefekten zum Ziel gesetzt hat. Sie möchte helfen, effektive Behandlungsmethoden zu entwickeln und letztendlich eine endgültige Heilung zu ermöglichen.

    Vicki und Fred Modell riefen die Stiftung ins Leben, nachdem ihr Sohn Jeffrey 1986 im Alter von 15 Jahren auf Grund seines primären Immundefektes an einer Lungenentzündung gestorben war. Die Stiftung verfolgt vor allem vier Aufgaben: Sie fördert die Forschung, hilft bei der Weiterbildung von Ärzten, unterstützt Patienten und möchte die Öffentlichkeit auf die Erkrankung aufmerksam machen.

    Weitere Informationen gibt gern Professor Dr. Reinhold E. Schmidt, Abteilung Klinische Immunologie der MHH, Telefon: (0511) 532-6656, E-Mail: immunologie@mh-hannover.de.


    More information:

    http://www.dsai.de


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Organisational matters
    German


     

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