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Wissenschaft
Forschende des Fraunhofer ISI haben im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) praxisbezogene Leitfäden entwickelt, die Mitarbeitenden ambulanter Gesundheitseinrichtungen wie Arztpraxen, Apotheken oder Pflegediensten konkrete Hilfestellungen bei der Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen geben. Auf einer gemeinsam ausgerichteten Fachkonferenz und Netzwerkveranstaltung des Fraunhofer ISI und des BMG wurden nun Ergebnisse des Projekts »Ökologische Nachhaltigkeit im ambulanten Gesundheitswesen (ÖNaG)« sowie anderer Forschungsprojekte zum ambulanten Gesundheitssektor vorgestellt, um Wissenschaft, Versorgung und Administration besser miteinander zu vernetzen.
Der Gesundheitssektor trägt maßgeblich zum Ressourcenverbrauch und zur Entstehung klimaschädlicher Emissionen bei – auch im ambulanten Bereich. In diesem Kontext drehte sich im Projekt »Ökologische Nachhaltigkeit im ambulanten Gesundheitswesen (ÖNaG)« alles um die Frage, wie ambulante Einrichtungen durch entsprechende und idealerweise leicht umzusetzende Maßnahmen einen Beitrag für mehr Nachhaltigkeit leisten können. Bisher lag der Fokus hier stark auf dem stationären Gesundheitssektor.
Mit der Konferenz und Netzwerkveranstaltung wurde das Thema noch breiter adressiert, indem Vertreter:innen aus Versorgung, Forschung und Administration zusammenkamen, um sich zu aktuellen Forschungsergebnissen und nächsten notwendigen Schritten auszutauschen. Auf der Konferenz beleuchteten zunächst Prof. Dr. Claudia Hornberg (Universität Bielefeld) sowie Prof. Dr. Eva Kantelhardt und Dr. Nikolaus Mezger (Universität Halle) in ihren Impulsvorträgen die generellen Perspektiven für mehr Nachhaltigkeit im ambulanten Gesundheitswesen sowie Aspekte der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes in der ärztlichen Praxis. Dabei zeigten sie eindrücklich die vielfältigen Ansatzmöglichkeiten für mehr Nachhaltigkeit und viele Verbesserungspotenziale auf, die im ambulanten Sektor bestehen.
Leitfäden für die Praxis
Im Mittelpunkt des Projekts und der Konferenz standen besonders die im Rahmen des ÖNaG-Projekts entwickelten Leitfäden, die auf die besonderen Anforderungen ambulanter Einrichtungen zugeschnitten sind und nun auf der Konferenz vorgestellt wurden. Die Leitfäden richten sich explizit an Mitarbeitende ärztlicher und zahnärztlicher Praxen, Apotheken, der ambulanten Pflege, therapeutischer Praxen sowie Hebammen und zeichnen sich durch einen niedrigschwelligen und praxisnahen Zugang aus. Neben Hintergrundinformationen zu Umweltwirkungen und gesetzlichen Rahmenbedingungen enthält jeder Leitfaden konkrete Empfehlungen für umsetzbare Maßnahmen – etwa in den Bereichen Abfallmanagement, Energieeffizienz, nachhaltige Beschaffung, Digitalisierung, nachhaltige Mobilität und Kommunikation. Checklisten, Praxisbeispiele und zahlreiche weiterführende Informationen runden die Leitfäden ab.
»Viele Mitarbeitende möchten den ökologischen Fußabdruck ihrer ambulanten Gesundheitseinrichtung reduzieren, wissen aber nicht recht, wo sie beginnen sollen«, erläutert Dr. Tanja Bratan, Leiterin des Geschäftsfelds Innovationen im Gesundheitssystem am Fraunhofer ISI und Leiterin des ÖNaG-Projekts. »Mit den Leitfäden wollen wir sie motivieren, erste Schritte zu gehen und aufklären, dass Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit nicht unbedingt mit hohen Kosten einhergehen müssen und oft auch relativ leicht einzuführen sind. Manchmal genügen schon kleinere Veränderungen, um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen.«
Enge Einbindung der Praxis
Die Leitfäden basieren nicht nur auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern wurden auch unter enger Einbindung der Praxis entwickelt: Verschiedene Expert:innen der jeweiligen Berufsgruppen waren aktiv in die Entwicklung der jeweiligen Leitfäden eingebunden, um sicherzustellen, dass die Empfehlungen realitätsnah und umsetzbar sind – auch angesichts begrenzter Zeit- und Personalressourcen in vielen Einrichtungen. Dies wurde auch auf der Konferenz deutlich, bei der Dr. Christof Wettach vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte und Ingo Böing vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe in ihren Vorträgen konkrete Einblicke in die praktischen Umsetzungsmöglichkeiten für Nachhaltigkeitsmaßnahmen in ärztlichen Praxen und der ambulanten Pflege gaben.
Timm Paulus, Leiter des Referats »Umweltbezogener Gesundheitsschutz, Klima und Gesundheit« beim BMG, betont die strategische Relevanz des Projekts: »Das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag, um das ambulante Gesundheitswesen nachhaltiger zu machen. Die entwickelten Leitfäden zeigen, wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz konkret und aufwandsarm im Praxis- und Berufsalltag mit klarem Nutzen für Einrichtungen und Gesellschaft gelingen kann. Klimawandel und Umweltschutz sind längst auch Gesundheitsthemen – und eine nachhaltige Gesundheitsversorgung ist Teil der Lösung.« Dafür sei es wichtig, Wissenschaft und Forschung mit den Akteur:innen im Gesundheitswesen, die sich zum Beispiel im Klimapakt Gesundheit für Klimaschutz und Nachhaltigkeit engagieren, zu vernetzen.
Neben der inhaltlichen Ausgestaltung der Leitfäden liefert das Projekt auch Handlungsempfehlungen, etwa zu Anreizsystemen, Förderstrukturen und Kooperationsplattformen, die künftig eine systematische Verankerung von Nachhaltigkeit im ambulanten Sektor ermöglichen soll. Die Frage, wie eine ökologisch nachhaltige und klimafreundliche ambulante Versorgung noch besser unterstützt werden kann, welche Handlungsbedarfe bestehen und welche Rahmenbedingungen es dafür braucht, wurde auch bei der Konferenz und Netzwerkveranstaltung diskutiert – und darüber hinaus über die Impulse, die für das Gesundheitswesen insgesamt abgeleitet werden können.
Dr. Tanja Bratan
Leiterin des Geschäftsfelds Innovationen im Gesundheitssystem
Telefon +49 721 6809-182
tanja.bratan@isi.fraunhofer.de
https://www.ambulant-nachhaltig.de/amb-n/index.php Projektwebseite »Ambulant nachhaltig«
https://www.ambulant-nachhaltig.de/amb-n/ihre-einrichtung/los-geht-es.php zu den Leitfäden
https://www.isi.fraunhofer.de/de/competence-center/neue-technologien/geschaeftsf... Geschäftsfeld »Innovationen im Gesundheitssystem«
https://www.isi.fraunhofer.de/de/presse/verteiler/anmeldung-presseverteiler.html Anmeldung für Presseverteiler des Fraunhofer ISI
Criteria of this press release:
Journalists
Environment / ecology, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Scientific conferences, Transfer of Science or Research
German
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