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09/13/2004 12:13

Lebensmittelchemie in Bonn - ein Porträt

Dr. Renate Hoer Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

    In diesem Jahr hat die Lebensmittelchemische Gesellschaft, eine Fachgruppe der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), zum Deutschen Lebensmittelchemikertag vom 13. bis 15. September nach Bonn eingeladen. Das ist ein Anlass, einmal die vielfältigen Facetten der Lebensmittelchemie in Bonn vorzustellen; ein Porträt mit aktuellen Akzenten.

    Der frühere Leiter des Bonner Chemischen Untersuchungsamtes, Professor Dr. Wilhelm Pelz, hat als Honorarprofessor der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät das Fach Lebensmittelchemie an der Universität zusammen mit Professor Dr. Karl-Werner Glombitza (Pharmazeutische Biologie) in den siebziger Jahren etabliert. Es wurden drei bis fünf Absolventen pro Jahr ausgebildet, wobei u.a. der damalige Referatsleiter für Lebensmittelchemie und -recht im Bundesinnenministerium, Professor Dr. Werner Gabel, als Vorsitzender des Prüfungsausschusses fungierte.

    Seit 1980 wird an der Landwirtschaftlichen Fakultät das Hauptstudium absolviert, wobei die Studierenden zuvor zusammen mit den Studierenden der Chemie das Grundstudium an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät abgeschlossen haben. Heute werden von 40 bis 50 Nennungen für Bonn maximal 22 Bewerber von der ZVS zum Studium der Lebensmittelchemie pro Studienjahr zugelassen. Als vorteilhaft für die Lebensmittelchemie an der Universität Bonn hat sich die Einbindung der Forschung und Lehre in den agrarwissenschaftlichen Fächerkatalog der landwirtschaftlichen Fakultät erwiesen.

    Das Bonner Institut für Lebensmittelwissenschaft und Lebensmittelchemie ist mit seinen beiden Professoren auch an der Ausbildung von Ernährungswissenschaftlern und Lebensmitteltechnologen beteiligt. Die aktuellen wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen in der Entwicklung von Analysenmethoden (z.B. HPLC-Biosensorenkopplung, Nahinfrarotspektrometrie) zur Qualitätskontrolle und Qualitätssicherung von Lebensmitteln durch die empfindliche Erfassung verschiedener Inhaltsstoffe (z. B. bioaktiver Verbindungen wie Polyphenole in Fruchtsäften, Glukosinolate in Kohlgewächsen). In diesem Herbst erfolgt ein Institutsverbund mit den Instituten für Ernährungswissenschaft und Lebensmitteltechnologie unter der neuen Bezeichnung "Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften", eine Einbindung des Faches Lebensmittelchemie, die es bislang bundesweit noch nicht gibt.

    Schon seit den fünfziger Jahren hat die angewandte Lebensmittelchemie in Bonn mit ihren wissenschaftlichen Referatsleitern in den Ministerien für Gesundheit, Landwirtschaft und Verteidigung einen wichtigen und prägenden Einfluss ausgeübt. So wurde vom damaligen Lebensmittelchemiker und Ministerialrat Hans Paul Mollenhauer im Gesundheitsministerium die Gründung der Zentralen Erfassungs- und Bewertungsstelle für Umweltchemikalien und später die Entwicklung des bundesweiten Lebensmittelmonitoring erreicht. Herbert Johansmann (Bundeslandwirtschaftsministerium) und Felix Krusen (Bundesgesundheitsministerium) haben jahrzehntelang die Fachaufsicht über sämtliche Lebensmittel-(Bundes-)Forschungsanstalten wahrgenommen und nachhaltig beeinflusst (Fleisch in Kulmbach, Milch in Kiel, Fett in Münster, Getreide und Kartoffeln in Detmold, Ernährung in Karlsruhe), wobei Krusen neben der Förderung und Weiterentwicklung der Lebensmittel- und Ernährungsforschung (u.a. als DFG-Senatsmitglied) seit 1969 über 20 Jahre der Universität als Honorarprofessor mit drei verschiedenen Lehraufträgen verbunden war.

    Im Verteidigungsministerium ist es z. B. die "Wehrpharmazie", die u.a. vier zentrale Institute (Koblenz, Berlin, München und Kiel) der Bundeswehr steuert, in denen u.a. die Lebensmittelchemie mit ihrer Analytik auf sehr hohem Niveau die Lebensmittelsicherheit im gesamten militärischen Bereich gewährleistet.

    Darüber hinaus gibt es in Bonn zahlreiche Fachleute aus über 40 Verbänden der Ernährungsindustrie und schließlich den Dachverband selbst (Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL)), die hier u.a. ihre lebensmittelchemischen Interessen im Rahmen der Marktordnungen und Gesetzgebungsverfahren unmittelbar vertreten.

    Derzeit ist Dr. Matthias Horst, Hautgeschäftsführer des BLL, als Honorarprofessor der universitären Lebensmittelchemie verbunden. Sein Engagement u.a. bei der Europäischen Lebensmittelbehörde trägt er unmittelbar in die Bonner Lehrveranstaltung ein. Ein Beispiel für die wissenschaftliche Repräsentanz des BLL ist u.a. die öffentliche Informationsveranstaltung zum Stand der aktuellen Forschung über Acrylamid im vergangenen Mai - zusammen mit dem Forschungskreis der Ernährungsindustrie (FEI), der ebenso seinen Standort in Bonn hat und die Gemeinschaftsforschung für Lebensmittel (innerhalb des AIF, Arbeitskreis Industrieller Forschungsverbände) trägt und präsentiert.

    Diese Gemeinschaftsforschung hat sich als angewandtes Forschungsfeld gerade auch für die Lebensmittelchemie im Schnittbereich mittelständischer Industrie und den einschlägigen Forschungsinstitutionen an den Hochschulen bewährt. Beispiele dafür sind die Aromabildung beim Backen und Rösten, die Weizenkleber-Charakterisierung zur Optimierung von Backerzeugnissen, die Enzym-Anwendungen bei der Obst- und Gemüse-Verarbeitung, die Prozessführung der Zucker- und Ölgewinnung, die Kristallisationsoptimierung von Schokoladen-Erzeugnissen, die Bestimmung von Sojaeiweiß in Fleischprodukten oder die Optimierung des Brauprozesses.

    Das neue Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), unter der Leitung von Dr. Christian Grugel setzt als selbständige Bundesoberbehörde für hoheitliche Aufgaben wesentliche lebensmittelchemische Akzente im Risikomanagement und hat viele Fachkollegen in verantwortungsvolle Positionen berufen: Zu den Aufgaben gehören u.a. die Zulassungen für Pflanzenschutzmittel, Tierarzneimittel oder Novel Food, die Erteilung von Ausnahmegenehmigungen nach § 37 LMBG ("Zulassung von Ausnahmen") und der Erlass von Allgemeinverfügungen nach § 47 a LMBG ("Erzeugnisse aus anderen EU-Mitgliedstaaten ..").

    Das Bundesamt wirkt darüber hinaus an der Vorbereitung allgemeiner Verwaltungsvorschriften zur Durchführung des Lebensmittel- und Bedarfsgegenstände-Gesetzes, LMBG, des Weingesetzes, des Futtergesetzes, des Fleischhygienegesetzes u.a. mit. Das betrifft auch die Vorbereitung und Begleitung von Überwachungsprogrammen der Bundesländer. Es hat eine koordinierende Funktion für die Sammlung und Berichterstattung lebensmittelrelevanter Daten. Schließlich ist das Bundesamt koordinierend tätig bei der Vorbereitung von Kontrollen der EU und dient als nationale Kontaktstelle für das europäische Lebensmittel- und Veterinäramt. Entscheidend ist seine Funktion im europäischen Schnellwarnsystem im Bereich der Lebensmittelsicherheit.

    Eine wichtige Aufgabe im Verbraucherschutz vor Ort nimmt das hiesige Amt für "Umwelt-Verbraucherschutz und Lokale Agenda" wahr, das als ein zum "Leistungszentrum optimierter Laborbetrieb" mit betriebswirtschaftlicher Kostenrechnung ca. 3600 Lebensmittelproben pro Jahr mit nur fünf Lebensmittelchemikern und Lebensmittelchemikerinnen auf 3,5 Stellen untersucht und bewertet. Dabei arbeitet der Laborbetrieb im arbeitsteiligen Verbund mit den Laboren der Ämter in Köln und Leverkusen zusammen. Das hiesige Probenspektrum umfasst u.a. Back- und Süßwaren, Kaffee, Tee, Kakao, Obst, Gemüse, Fette, diätetische Lebensmittel, Säuglingsnahrung und Nahrungsergänzungsmittel. Ein methodischer Schwerpunkt liegt in der Rückstandsanalytik von Pestiziden. Dem Verbund der drei Städte, Bonn, Köln, Leverkusen, sind der Rhein-Sieg-Kreis, der Rheinisch-Bergische Kreis und der Oberbergische Kreis, die über keine eigenen Laborkapazitäten verfügen, angeschlossen.


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    Criteria of this press release:
    Biology, Chemistry
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Organisational matters, Scientific conferences
    German


     

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