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Wissenschaft
Für viele Jugendliche enden mit den Sommerferien die Schulzeit und ein neuer Lebensabschnitt beginnt: Sie ziehen aus, beginnen Studium oder Ausbildung und übernehmen Verantwortung für ihr Leben – und ihre Gesundheit. Für chronisch kranke Jugendliche ist dieser Schritt oft besonders herausfordernd, da der Übergang von der Kinder- in die Erwachsenenmedizin, die sogenannte Transition, häufig unzureichend organisiert ist. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V. und die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. fordern verbindliche Strukturen, um gesundheitliche Belastungen zu vermeiden und haben das Thema in einem gemeinsamen Heft ihrer Fachzeitschriften beleuchtet.
Der Schritt ins Erwachsenenleben bedeutet für junge Menschen nicht nur neue Freiheiten, sondern auch neue Verantwortung für die eigene Gesundheit und die eigene medizinische Versorgung. „Jugendliche wechseln von einer familienzentrierten Kinderheilkunde in eine Erwachsenenmedizin, in der sie plötzlich eigenständig Entscheidungen treffen müssen“, erklärt Professorin Dr. Dr. med. Dagmar Führer-Sakel, Vorsitzende der DGIM und Direktorin der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel am Universitätsklinikum Essen.
Gerade für junge Menschen, die an komplexen Krankheitsbildern wie etwa Mukoviszidose, Typ-1-Diabetes oder seltenen, oft angeborenen Erkrankungen mit mehreren typischen Symptomen leiden oder eine Organtransplantation erhalten haben, ist dieser Wechsel mit Risiken verbunden. „Werden Vorsorge und notwendige Therapien nicht konsequent fortgeführt, drohen bleibende Schäden, Komplikationen und eine erhöhte Langzeitsterblichkeit“, sagt Professorin Dr. med. Ursula Felderhoff-Müser, Präsidentin der DGKJ und Direktorin der Klinik für Kinderheilkunde I am Universitätsklinikum Essen.
Neue Krankheitsbilder in der Erwachsenenmedizin
Durch die medizinischen Fortschritte der letzten Jahrzehnte erreichen viele ehemals pädiatrische Patientinnen und Patienten heute das Erwachsenenalter. „Erkrankungen, die früher nur in der Kinderheilkunde relevant waren, betreffen damit auch Internistinnen und Internisten“, erläutert Professorin Dr. med. Britta Siegmund, Sprecherin der DGIM in der Arbeitsgruppe Transition, in der DGIM, DGKJ und die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN) gemeinsam Konzepte für Übergänge in der medizinischen Versorgung entwickeln.
„Viele junge Menschen, die im Kindesalter Krebs hatten, entwickeln im Laufe ihres Lebens internistische Komorbiditäten wie Herz- und Nierenprobleme sowie Störungen des Hormonhaushalts“, so die Expertin, die an der Berliner Charité die Medizinische Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie leitet. Diese Verlagerung erfordere ein vertieftes Wissen über Kinder- und Jugendkrankheiten in der Inneren Medizin sowie eng abgestimmte Übergänge.
Fehlende Strukturen und Standards
Trotz Modellprojekten und einer 2021 veröffentlichten Leitlinie hängt eine reibungslose Transition in Deutschland bislang stark vom Engagement einzelner Einrichtungen ab. „Es fehlt an flächendeckenden, verlässlichen Strukturen und klar definierten Verantwortlichkeiten“, betont Professor Dr. med. Lars Pape, Sprecher der DGKJ in der AG Transition, der auch die AWMF-S3 Leitlinie zu Transition koordiniert hat. Eine Integration spezieller Angebote, die Heranwachsende beim Wechsel von der Kinder- zur Erwachsenenmedizin unterstützen, in die Regelversorgung scheitere bislang auch daran, dass sie – abseits einiger Modellprojekte – nicht dauerhaft finanziert seien, bemängelt der Pädiater. Ohne geordnete Übergänge bestehe die Gefahr, dass junge Menschen nach dem Verlassen der pädiatrischen Versorgung nicht mehr angemessen internistisch betreut werden – oder erst nach einem langen Versorgungsabbruch wieder Anschluss finden.
Gemeinsam Verantwortung übernehmen
Mit dem gemeinsam herausgegebenen Schwerpunktheft, das parallel in Die Innere Medizin und der Monatsschrift Kinderheilkunde erschienen ist, möchten DGIM und DGKJ Ärztinnen und Ärzte für die Relevanz der Transition sensibilisieren. „Wir wollen Lösungen für die Brücke zwischen Kinder- und Erwachsenenmedizin aufzeigen“, sagt die DGKJ-Präsidentin Felderhoff-Müser. Das Schwerpunktheft beleuchtet unter anderem Transitionsprozesse bei Erkrankungen aus der Endokrinologie und Diabetologie, Nephrologie, Hämatologie und Onkologie, Pneumologie, Gastroenterologie, Hepatologie und Kardiologie.
„Nur wenn wir das Wissen aus Kinder- und Jugendmedizin auf der einen und Innerer Medizin auf der anderen Seite zusammenbringen, können wir Versorgungslücken verhindern und die langfristige Gesundheit dieser jungen Menschen sichern“, ergänzt die DGIM-Vorsitzende Professorin Führer-Sakel. „Deshalb werden wir jenseits der AG die Transition auch noch stärker in der Aus- und Weiterbildung bei unseren Jahrestagungen in den Blick nehmen“, so die Essener Internistin, die 2026 dem Internistenkongress als Präsidentin vorstehen wird.
Zum Schwerpunktheft in Die Innere Medizin: https://link.springer.com/article/10.1007/s00108-025-01929-x
Ihr Kontakt für Rückfragen:
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V.
Dr. Andreas Mehdorn
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-313
E-Mail: mehdorn@medizinkommunikation.org
Criteria of this press release:
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