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08/14/2025 10:31

Die richtige Ordnung im Reich der Pflanzen

Stephan Laudien Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Dr. Marc Appelhans ist neuer Professor für Integrative Taxonomie der Pflanzen der Universität Jena und steht als Direktor dem Botanischen Garten vor. Gute Voraussetzungen, um in Thüringen fest verwurzelt zu sein, möchte man meinen. Doch der wissenschaftliche Fokus von Appelhans gilt vor allem der Pflanzenwelt Südostasiens und des Pazifikraumes, speziell den Zitrusgewächsen, von denen es weltweit etwa 1.600 Arten gibt. „Absolute Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen, da längst noch nicht alle Arten wissenschaftlich erfasst und beschrieben wurden“, sagt Appelhans. Die Forschungslücken Stück für Stück zu schließen, ist eine der Aufgaben des 45-jährigen Botanikers.

    Während er als Pflanzensystematiker die Verwandtschaftsbeziehungen der Pflanzen erforscht, geht es zugleich um die Evolution der Pflanzen, ihre zeitliche und räumliche Verbreitung. Das Handwerkszeug für die Forschung: vor allem die DNA-Sequenzierung und der Vergleich von Genen. Neben eigenen Sammelreisen stützt er sich vor allem auf die Sammlungen des Botanischen Gartens und des „Herbarium Haussknecht“ der Universität Jena. Das Herbarium gehört mit geschätzt 3 bis 3,5 Millionen getrockneten Pflanzen zu den Top 20 weltweit und ist laut Appelhans eine wahre Schatzkammer, in der botanische Sammlungen aus über 200 Jahren und von der ganzen Welt zusammenkommen. Durch den Zusammenschluss mit der „Senckenberg Gesellschaft“ ist das dezentral organisierte Herbarium Senckenbergianum mit Standorten in Jena, Frankfurt, Görlitz, Weimar und Wilhelmshafen das achtgrößte Herbarium der Welt und das größte Herbarium Deutschlands.

    Die „Geburtsurkunde“ einer neuen Pflanze ausstellen

    „Es ist schon etwas Besonderes, eine Pflanze als Erster zu beschreiben und ihr einen Namen geben zu dürfen“, sagt Marc Appelhans. Er selbst hat bereits fünf Arten beschrieben und Typus-Belege festgelegt, die man als Geburtsurkunde einer bislang nicht wissenschaftlich beschriebenen Art bezeichnen könnte. Die erste Beschreibung galt der Art „Melicope balgooyi“, mit deren Namen eine Würdigung des niederländischen Botanikers Max van Balgooy (1932–2021) einhergeht. Obwohl Prof. Appelhans bereits auf vielen Expeditionen war, heißt das nicht, dass er die „neuen“ Pflanzen entdeckt hat. Manche dieser Pflanzen lagern jahrelang unerkannt in einer wissenschaftlichen Sammlung. Für die Erstbeschreibung und Benennung einer Art gibt es Regeln, die alle sieben Jahre während des Internationalen Botanischen Kongresses angepasst werden. So ist beispielsweise erst seit 2011 die Artbeschreibung, also der Steckbrief der Pflanze, auch in Englisch möglich. Früher war Latein dafür der Standard. Seit 2024 dürfen diskriminierende Namen geändert werden. Bislang galt der älteste Artname als bindend.

    Die „Grüne Schule“ im Botanischen Garten wiederbeleben

    Marc Appelhans stammt aus Winterberg im Sauerland und studierte Biologie in Marburg. Obwohl er seine Zukunft zunächst eher in einem Biotech-Labor sah, erwachte während des Studiums das Fernweh und das Interesse an der Flora ferner Gegenden: „Ich wollte unbedingt einmal in den tropischen Regenwald“, sagt er. Exkursionen nach Namibia und Argentinien, später zum Beispiel nach Kuba, Jamaika, Hawaii, China und Papua-Neuguinea festigten das wissenschaftliche Interesse an tropischen Gewächsen. Zur Promotion ging es ins niederländische Leiden, wo es auch ein großes Herbarium gibt. Die nächste Station war die Smithsonian Institution in Washington D.C. (USA). Nach einem Jahr in den USA wechselte Marc Appelhans an die Universität Göttingen, wo er u. a. das Herbarium wissenschaftlich betreute.

    Als Direktor des Botanischen Gartens in Jena hat sich Prof. Appelhans vorgenommen, den Garten zukunftsfähig zu machen, sprich die nächsten zehn Jahre zu konzipieren. Er würde gern die Idee einer „Grünen Schule“ wiederbeleben, Lehrer und Schüler für die Pflanzenwelt begeistern. Eine Symbiose aus Forschungsstätte und Lernort schwebe ihm vor, sagt er.
    Marc Appelhans ist verheiratet und hat eine dreijährige Tochter. Mit ihr gärtnert und bastelt er in der Freizeit, außerdem arbeitet er als Ausgleich zum Alltag gerne handwerklich mit Holz und baut dabei z. B. eigene Gitarren oder ein Puppenhaus für seine Tochter. Seine Lieblingspflanze ist übrigens der Diptam, auch Brennender Busch genannt. Eine von zwei Zitrusgewächsen, die in Deutschland vorkommen.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Marc Appelhans
    Institut für Biodiversität, Ökologie und Evolution der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Philosophenweg 16, 07743 Jena
    Telefon: 03641 / 949260
    E-Mail: marc.appelhans@uni-jena.de


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    Der Botaniker Prof. Dr. Marc Appelhans ist neuer Direktor des Botanischen Gartens der Universität Jena.
    Der Botaniker Prof. Dr. Marc Appelhans ist neuer Direktor des Botanischen Gartens der Universität Je ...
    Source: (Foto: Nicole Nerger/Uni Jena)


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology
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    Personnel announcements
    German


     

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