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Wissenschaft
Vier Projekte werden an der Universität Jena mit einem Fellowship für Innovationen in der digitalen Hochschullehre ausgezeichnet.
Vier Projekte an der Friedrich-Schiller-Universität werden in diesem Jahr mit einem Fellowship für Innovationen in der digitalen Hochschullehre ausgezeichnet. Die von einer Fachjury ausgewählten Projekte ermöglichen es Hochschullehrenden, innovative neue Lehrformate auszuprobieren. Für jedes der Projekte reichen der Stifterverband und das Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur bis zu 50.000 Euro aus. Die Projekte sind im September gestartet und laufen bis Ende nächsten Jahres.
Interaktives Klausurentraining für Studierende
Wie können sich Jurastudierende besser auf die obligatorischen Klausuren im ersten Staatsexamen vorbereiten? Mit welchen Hilfsmitteln lässt sich die Falllösungskompetenz von Studierenden gezielt verbessern? Vor diesen Fragen stehen Prof. Dr. Anika Klafki und ihr Team von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät.
Ihre Antwort lautet »KlausI«. Dahinter verbirgt sich eine innovative KI, die ein personalisiertes, interaktives Klausurentraining anbietet. Wie Anika Klafki erläutert, schlägt die Künstliche Intelligenz den Studierenden Sachverhalte als Klausurthemen vor und gibt ihnen eine Rückmeldung auf ihre Falllösung. »KlausI soll den Studierenden Feedback zu Stil, Inhalt und Struktur sowie zum Argumentationsniveau ihrer Lösung geben«, sagt Anika Klafki.
Auch die Datensicherheit werde großgeschrieben. Weil das KI-Tool und die Datenbank auf Servern der Universität betrieben werden, sei das Tool unabhängig. Zudem sei das System zukunftssicher und ausbaufähig. Ein erstes Grundmodell haben Prof. Klafki und ihr Mitarbeiter Markus Gellrich bereits erstellt, im Rahmen des Fellowships soll das Werkzeug noch verfeinert werden. Die Rechtswissenschaftler kooperieren dabei eng mit dem Institut für Informatik der Universität Jena. Als Open-Source-Projekt bietet »KlausI« ein großes Transferpotenzial für andere juristische Fakultäten und Fachbereiche mit ähnlichen Klausuranforderungen.
Textverständnis und Sprachkompetenz in Latein im Fokus
Das Projekt von Tim Haubenreißer heißt »Übersetzen mit Programmanleitung. Digitale Dialoge zur Interpretation lateinisch-philosophischer Texte«. Das Ziel dieses webbasierten Werkzeugs ist es, die Sprachkompetenz der Studierenden zu verbessern.
»Es gehört zu den Voraussetzungen unseres Faches, lateinische Texte zu interpretieren und strukturell zu analysieren«, sagt Tim Haubenreißer, der als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie tätig ist. Das heißt, die Studierenden erhalten durch das neue Werkzeug keine Eins-zu-eins-Übersetzung der lateinischen Texte, sondern vielmehr Unterstützung, um sie zu eigenen Übersetzungen zu befähigen.
Zugleich soll das Webtool dem Lehrer aufzeigen, an welchen Stellen die Studierenden Probleme bei der Übersetzung haben, wo vielleicht noch Nachholbedarf besteht. Kompetent angewendet, könnte das neue System dazu beitragen, die Scheu vor den altsprachlichen Texten zu verringern, sagt Tim Haubenreißer. Ein weiterer Vorteil: Das System ließe sich relativ leicht für andere Sprachen nutzbar machen.
Hochschullehre über Fachgrenzen hinweg
Ein weiteres Fellowship erhalten Dr. Denise Schaller und Grit Böhme. Denise Schaller arbeitet als Fachärztin in der Klinik für Neurologie am Uniklinikum, Grit Böhme ist Diplom-Sozialpädagogin (M. A. Sonder- und Integrationspädagogik) sowie Ergotherapeutin und arbeitet als Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Ernst-Abbe-Hochschule Jena.
In ihrem Projekt »Videobasierte Erfahrungsräume für interprofessionelle Bildung« schlagen sie eine Brücke zwischen dem Studium der Medizin und der Ergotherapie. Im Zentrum steht dabei die Arbeit mit Menschen mit Behinderungen, sowohl körperlichen als auch geistigen Beeinträchtigungen. »Wir legen den Fokus auf die Belange behinderter Menschen, auf die Frage, wie ihnen Teilhabe ermöglicht werden kann«, sagt Denise Schaller.
Dabei gehe es beispielsweise um die Begleitung im Alltag, darum, die angehenden Ärztinnen und Ärzte ebenso wie die künftigen Ergotherapeuten für den richtigen Umgang mit behinderten Menschen zu sensibilisieren. In der Ausbildung wird ein Kurzfilm erstellt und die Teilnehmenden sollen befähigt werden, ihr eigenes Handeln zu reflektieren. Dabei dürfe das theoretische Hintergrundwissen nicht vernachlässigt werden, sagt Denise Schaller.
Simulationen und virtuelle Labore ergänzen das Grundlagenstudium
Um KI-gestützte Lernumgebungen für naturwissenschaftliche Laborpraktika zu entwickeln, wollen die Chemiker Prof. Dr. Christoph Steinbeck und Dr. Kevin Jablonka Simulationen, virtuelle Labore und maschinelles Lernen miteinander verknüpfen. »Wir wollen die Grundpraktika in der Chemie modernisieren«, sagt Prof. Steinbeck. Heißt konkret: Weg mit handgeschriebenen Laborbüchern, hin zu digitalen Aufzeichnungen.
Der Vorteil liege klar auf der Hand: Die Ergebnisse von Experimenten werden digital erfasst, sind maschinenlesbar und damit für weitere Nutzende einfach verfügbar. Zugleich können Browser-basierte virtuelle Labore Experimente mit Simulationen verbinden, wodurch ein sicheres und wiederholbares Explorieren erlaubt wird. Die von den Studierenden erhobenen Daten werden mit KI-gestützten Werkzeugen analysiert, was ein kritisches Verständnis der Möglichkeiten und Grenzen von Künstlicher Intelligenz fördert.
Christoph Steinbeck sagt, das geplante System sei nichts grundlegend Neues, in der Industrie seien Labor-Info-Management-Systeme seit Jahren Standard. Mit dem Projekt »KI-gestützte Lernumgebungen für naturwissenschaftliche Laborpraktika: Integration von Simulationen, virtuellen Laboren und maschinellem Lernen« könne dieser Standard für die Hochschullehre nutzbar gemacht werden.
Hintergrund
Das Programm »Fellowships für Innovationen in der digitalen Hochschullehre« ist Bestandteil der 2021 fortgeschriebenen »Thüringer Strategie zur Digitalisierung im Hochschulbereich«, die das Wissenschaftsministerium gemeinsam mit den Hochschulen entwickelt hat. Dafür stellt der Freistaat 2025 mehr als sieben Millionen Euro zur Verfügung. Das Fellowship-Programm ist eine Maßnahme aus dem Bereich »Digitale Hochschullehre«. Die Fellows erhalten die Möglichkeit, ihre digitalen Lehrkonzepte umzusetzen, egal ob es um die Finanzierung von Mitarbeiterstellen oder die technische Ausstattung geht. Außerdem bietet das Programm den Fellows Raum, sich auszutauschen und zu vernetzen.
Lehrveranstaltung an der Uni Jena (Symbolbild). Vier innovative neue Lehrformate an der Uni Jena wer ...
Source: Foto: Nicole Nerger/Uni Jena
Criteria of this press release:
Journalists, Students
interdisciplinary
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German
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