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Wissenschaft
Die Schering Stiftung zeichnet Volker Haucke mit dem Ernst Schering Preis 2025 aus. Volker Haucke erhält den Ernst Schering Preis 2025 für seine bahnbrechenden Entdeckungen über die Funktion von Signallipiden, welche die zelluläre Antwort auf interne oder externe Signale wie Botenstoffe, Hormone oder Nährstoffe steuern. Da Fehlfunktionen der Lipidsignalübertragung mit zahlreichen menschlichen Krankheiten in Verbindung stehen, hat seine Forschung weitreichende biomedizinische Auswirkungen mit größter klinischer Bedeutung, von Schlaganfall über Neurodegeneration bis hin zu Krebs.
Der Ernst Schering Preis 2025 wird an Prof. Dr. Volker Haucke verliehen, Direktor am Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) und Professor an der Freien Universität Berlin. Mit seinen bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet der Zellbiologie und Neurowissenschaften hat Haucke grundlegende Prinzipien der zellulären Signalverarbeitung – insbesondere in Nervenzellen – entschlüsselt.
Im Mittelpunkt seiner Forschung steht die Rolle von Membranlipiden, sogenannten Phosphoinositiden, die als molekulare Schalter den Transport von Botenstoffen und Zellbestandteilen steuern. Seine Arbeiten zum Vesikeltransport und zur neuronalen Signalübertragung gelten als wegweisend und haben unser Verständnis von Kommunikation im Gehirn wesentlich geprägt.
Für Volker Haucke ist klar: Biomedizinischer Fortschritt braucht systemisches Denken. „Wer biomedizinischen Fortschritt will, darf sich nicht mit einfachen Kausalketten zufriedengeben“, so Haucke. Statt dem klassischen Ansatz ein Gen – eine Krankheit – eine Therapie verfolgt er einen systembiologischen Blick auf Krankheitsmechanismen. Denn unterschiedliche Krankheiten – ob neurodegenerativ, metabolisch oder entzündlich – können auf denselben zellulären Störungen beruhen, selbst wenn sie durch unterschiedliche Gene ausgelöst werden. „Wenn wir diese gemeinsamen Mechanismen verstehen“, erklärt Haucke, „könnten bereits zugelassene Medikamente auch bei anderen Krankheiten wirksam sein – schneller, zielgerichteter und mit geringerem Risiko.“ Besonders in der Neurowissenschaft eröffnet dieser Ansatz neue Perspektiven auf komplexe Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson oder seltene genetische Störungen.
Auch in der praktischen Umsetzung seiner Forschung setzt Haucke Maßstäbe: So entwickelte sein Team neuartige Wirkstoffe, die gezielt in zentrale Prozesse wie Zellteilung und Blutgerinnung eingreifen – mit Potenzial für die Krebs- und Gefäßmedizin.
Neben seiner exzellenten wissenschaftlichen Arbeit ist Haucke ein engagierter Mentor. Viele seiner ehemaligen Doktorand*innen und Postdocs haben heute Professuren weltweit inne. Er steht für moderne Wissenschaftskultur und Nachhaltigkeit – sein Labor war das erste zertifizierte „Green Lab“ in Deutschland.
„Prof. Volker Haucke hat mit seinen Entdeckungen nicht nur unser Verständnis zellulärer Mechanismen revolutioniert, sondern auch den Weg für neue Therapieansätze in der Medizin geebnet“, würdigt Prof. Max Löhning, Vorsitzender des Stiftungsrats. „Er ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie Grundlagenforschung gesellschaftliche Wirkung entfalten kann.“
Eine international besetzte Jury wählte Professor Haucke unter einer Vielzahl hervorragender Nominierungen für diesen mit 50.000 Euro dotierten Preis aus. Prof. Dr. Detlev Ganten, Gründungsdirektor der Virchow Foundation hat Prof. Haucke nominiert: „Unter den vielen wichtigen Forschungsergebnisse von Volker Haucke faszinieren mich ganz besonders seine Ergebnisse zu der Frage: Was macht das Gehirn zum Denkorgan? Die 100 Milliarden Nervenzellen im menschlichen Gehirn haben jede einzelne 7.000 Kontakte (Synapsen) zu weit entfernten anderen Nervenzellen. Dieses weitverzweigte Netzwerk von Synapsen im Gehirn entsteht durch von Volker Haucke entdeckte Signallipide, die intelligentes vernetztes Denken erst möglich machen.“
Der Ernst Schering Preis wird jährlich von der Schering Stiftung verliehen und zeichnet Wissenschaftler*innen weltweit aus, deren bahnbrechende Forschungsarbeit neue inspirierende Modelle oder grundlegende Wissensveränderungen im Bereich der Biomedizin hervorgebracht hat. Zu den bisherigen Preisträger*innen gehören u.a. die Nobelpreisträger*innen Christiane Nüsslein‑Volhard, David MacMillan, Carolyn Bertozzi und Svante Pääbo.
Dr. Jörg Maxton-Küchenmeister, Geschäftsführender Vorstand der Schering Stiftung, betont: „Prof. Volker Haucke hat mit seinen bahnbrechenden Arbeiten zur Lipid-Signalgebung unser Verständnis zentraler Zellprozesse grundlegend verändert und neue Wege zur Behandlung schwerer Erkrankungen wie Krebs oder neurodegenerativen Krankheiten eröffnet. Darüber hinaus verdient gerade auch sein Engagement für nachhaltiges Arbeiten im Forschungslabor besondere Anerkennung.“
Zur Person
Volker Haucke promovierte 1997 mit summa cum laude an der Universität Basel, Schweiz. Nach einem Postdoc-Studium in Yale gründete er sein eigenes Labor an der Universität Göttingen. Seit 2012 ist Volker Haucke Direktor am Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP), ordentlicher Professor für Molekulare Pharmakologie an der FU Berlin und Mitglied des Exzellenzclusters NeuroCure. Der Forschungsschwerpunkt seines Labors liegt in der Entschlüsselung der molekularen Mechanismen der Endozytose und der endolysosomalen Membrandynamik und ihrer Rolle im Nervensystem und bei neurologischen Erkrankungen unter Verwendung biochemischer und zellbiologischer Ansätze, der Elektrophysiologie, der chemischen Biologie, der Superauflösungs- und Elektronenmikroskopie sowie der Genetik.
Prof. Haucke ist gewähltes Mitglied der Europäischen Organisation für Molekularbiologie (EMBO), der Academia Europaea (AE), der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW). Von 2023 bis 2025 war er Präsident, seither ist er 2. Vizepräsident der Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie (GBM). Er hat u.a. 2017 den Avanti Award in Lipids der American Society for Biochemistry and Molecular Biology (ASBMB), 2020 den Feldberg-Preis für Forschung in Physiologie und Pharmakologie und 2025 den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der DFG erhalten.
Programm
Montag, 24. November 2025
17:00 Uhr: Ernst Schering Prize Lecture, Prof. Dr. Volker Haucke, Lipidkontrolle der Membrandynamik in Gesundheit und Krankheit
Anschließend: Preisverleihung
Mit einem Gespräch zwischen dem Preisträger Prof. Dr. Volker Haucke und Prof. Dr. Detlev Ganten
Ort: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Leibniz-Saal
Markgrafenstr. 38, 10117 Berlin
Teilnahme nur mit Anmeldung möglich. Bitte melden Sie sich bis zum 03.11.2025 an unter www.scheringstiftung.de/Preisverleihung2025
Weitere Informationen
Diese Presseinformation sowie Bildmaterial zum Preisträger Volker Haucke finden Sie unter https://scheringstiftung.de/de/presse/.
Pressekontakt:
Lucia Miarka
Schering Stiftung
Unter den Linden 32-34
10117 Berlin
Tel. 030-20 62 29-67
miarka@scheringstiftung.de
Prof. Haucke
Source: David Ausserhofer
Copyright: David Ausserhofer
Prof. Haucke im Labor
Source: David Ausserhofer
Copyright: David Ausserhofer
Criteria of this press release:
Journalists, all interested persons
Biology, Environment / ecology, Medicine
transregional, national
Contests / awards
German
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