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09/16/2004 00:00

Ultraschall kann Amniozentese einsparen

Dipl. Biol. Barbara Ritzert Pressearbeit
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    "Dank neuer Ultraschalltechniken können wir vielen Frauen über 35 eine Fruchtwasseruntersuchung ersparen", erklärt Professor Ulrich Gembruch vom Universitätsklinikum Bonn auf dem 55. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe in Hamburg.

    Fast jede fünfte Mutter in Deutschland ist über 35 Jahre alt. Und mit dem Alter der Mutter steigt das Risiko für Chromosomenstörungen des Kindes. Eine von 50 Frauen ist betroffen. Darum unterziehen sich viele Schwangere in diesem Alter einer Fruchtwasseruntersuchung. Aber auch eine von 500 jüngeren Müttern muss mit einer solchen Störung rechnen.

    In den letzten Jahren haben Pränatalmediziner eine Methode entwickelt, die älteren Müttern eine Fruchtwasseruntersuchung ersparen kann. "Diese empfehlen wir nur noch bei verdächtigem Ultraschallbefund", erklärt Professor Ulrich Gembruch vom Universitätsklinikum Bonn. Dank einer Kombination aus vier verschiedenen Ultraschall- und Blutmessungen können Ärzte beispielsweise eine Trisomie 21 mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit ausschließen. Das bestätigen britische Großstudien, die Frauenärzte und -ärztinnen auf dem 55. Gynäkologenkongress in Hamburg diskutieren.

    Der Risikofaktor "Alter" zählt nicht mehr alleine.

    Die Fetal Medicine Foundation in London entwickelte ein Computerprogramm, welches das durch das Alter der Mutter bedingte Fehlbildungsrisiko des Kindes mit der Messung der sogenannten Nackentransparenz kombiniert. Bei diesem diagnostischen Verfahren messen die Ärzte per Ultraschall die Flüssigkeitsansammlung im Nackenbereich des Ungeborenen. Musste eine 38-jährige Mutter nach der ursprünglichen Risikoberechnung nur auf der Grundlage ihres Alters mit einem Fehlbildungsrisiko von 1: 104 rechnen, reduziert sich dieses bei einer "idealen" Nackentransparenz von 1,8 Millimeter auf 1:607.

    Ultraschall und Blutwerte.

    Schon im ersten Schwangerschaftsdrittel, zwischen der 11. und 14. Schwangerschaftswoche, können Frauenärzte im Ultraschall die Nackentransparenz des Ungeborenen prüfen. Überschreitet die Flüssigkeitsansammlung einen kritischen Wert, können sie das Down-Syndrom mit etwa 75-prozentiger Wahrscheinlichkeit vorhersagen. Die Messung liefert darüber hinaus auch Hinweise auf andere Veränderungen, beispielsweise Herzfehler.
    Die zur Zeit genaueste Risikoermittlung ist die Beurteilung von Nackentransparenz, Nasenknochen und biochemischer Marker aus dem Blut der Mutter, resümiert Gembruch. (Untersuchen die Ärzte zusätzlich noch den Nasenknochen, steigert dies die Entdeckungsrate einer Trisomie 21 um etwa zwanzig Prozent.)

    In einer Fallkontrollstudie errechneten britische Forscher per Computerprogramm die Wahrscheinlichkeit, mit der sie eine Trisomie 21 entdecken könnten, wenn sie die Nackentransparenz messen, die Ausprägung des Nasenknochens beurteilen und bestimmte Blutwerte der Mutter ermitteln. Zu diesen Blutwerten gehören das so genannte freie ß-HCG (Humanes Choriongonadotropin), ein Schwangerschaftshormon, sowie PAPP-A (Pregnancy Associated Plasma Protein A), ein nur in der Schwangerschaft vorhandenes Eiweiß. Die Forscher errechneten eine Zuverlässigkeit von 91 Prozent. Bei dieser Berechnung berücksichtigten sie eine sogenannte Falsch-Positivrate von 0,5 Prozent, das heißt, ein Kind von zweihundert würde als fehlgebildet eingestuft, obwohl es gesund ist. Nimmt man fünf Prozent falsch positive Diagnosen in Kauf, würden sogar 97 von 100 Trisomien entdeckt. Eine Fruchtwasseruntersuchung würde sich in diesen Fällen anschließen, um den Verdacht zu bestätigen oder zu widerlegen.

    Keine Kassenleistung.

    Bislang müssen werdende Mütter allerdings sowohl die Untersuchung der Nackentransparenz wie auch die des Nasenknochens selbst bezahlen. Die Untersuchung der Nackentransparenz sowie die Hormonbestimmung im Blut kostet, je nach Praxis, etwa 100 bis 200 Euro. Bei Frauen über 35 Jahren oder mit entsprechender familiärer Vorgeschichte übernimmt die Kasse die Kosten ausschließlich für eine Fruchtwasseruntersuchung - obwohl diese um ein Vielfaches höher sind als die Ultraschall- und Blutuntersuchungen. Das könnte sich in Zukunft ändern, mutmaßt Gembruch. "Diese invasive Methode empfehlen wir erst, wenn der Ultraschallbefund verdächtig ist", betont er. Denn ganz harmlos ist der Stich in die Fruchtblase nicht. Bei einer von hundert Untersuchungen treten Komplikationen wie Entzünduungen, Verletzungen des Kindes oder Fehlgeburten auf.

    Viele Schwangere ziehen schon jetzt die Nackentransparenzmessung der Amniozentese vor. Diese Untersuchung wird aber vermutlich nicht in die Mutterschaftsrichtlinien aufgenommen, so Gembruch. Diese Richtlinien, so einige Experten, müssen dem Wohl des Kindes dienen. Eine generelle Einführung der neuen Ultraschalltechniken im Sinne einer Screeninguntersuchung ist nicht vorgesehen.

    Pressestelle: ProScience Communications - Die Agentur für Wissenschaftskommunikation GmbH -
    Barbara Ritzert · Valerie Neher
    Andechser Weg 17 · 82343 Pöcking; Fon: 08157/ 9397-0 · Fax: 08157/ 9397-97 ritzert@proscience-com.de
    während der Tagung: Congress-Centrum Hamburg · Saal 18 · Fon: 040/808037-5351


    More information:

    http://www.dggg.de


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research results, Scientific conferences
    German


     

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