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Wissenschaft
Berlin/Hamburg, 25.09.2025: Mit einem Besucherrekord endete Mittwochabend der 24. Deut-sche Kongress für Versorgungsforschung (DKVF) am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Mehr als 1.100 Versorgungsforschende und Interessierte nahmen an der Veranstaltung des Deutschen Netzwerks Versorgungsforschung (DNVF) teil, die in diesem Jahr unter dem Leitthema „Zukunftskompetenz für ein resilientes Gesundheitssystem“ stand. In dem hochkarätigen Kongressprogramm, das gemeinsam durch renommierte Zukunftsforscher:innen und Versorgungsforscher:innen gestaltet wurde, wurden an drei Tagen mehr als 800 wissenschaftliche Beiträge diskutiert.
Ziel des diesjährigen DKVF war es, neue Denkansätze und Perspektiven für die Gesundheitsversorgung der Zukunft in Deutschland zu diskutieren und Lösungen dafür aufzuzeigen, wie ein zukunfts-kompetentes und resilientes Gesundheitssystem gestaltet werden kann – zum Nutzen von Patientinnen und Patienten. „Dies ist in jeder Hinsicht gelungen“, stellt Kongresspräsident Prof. Dr. Horst Christian Vollmar, Vorstandsmitglied im DNVF und Leiter der Abteilung für Allgemeinmedizin an der Ruhr-Universität Bochum, fest und führt weiter aus: „Folgende Botschaften nehme ich mit: 1) Wir brauchen positive Visionen / Szenarien, wie unsere Gesundheitsversorgung in Zukunft aussehen soll und Wege, wie wir dorthin gelangen können (German Hope statt German Angst!). 2) Zukunftskompetenz – also die Fähigkeit, sich positive Zukünfte überhaupt vorstellen zu können, sollte auf allen Ebenen ausgebaut werden. 3) Resilienz gegenüber Herausforderungen wie dem Klimawandel wird ein Dauerthema bleiben. 4) Wir müssen lernen, die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die wir erarbeiten, so zu erklären, dass sie allgemeinverständlich sind und ihre Notwendigkeit klar wird. 5) In den Positivszenarien, die u.a. auf dem Patient:innentag erarbeitet wurden, liegt der Hauptfokus nicht auf der Technologie, sondern auf positiven Beziehungen. Wie passend, dass dies Thema auf dem Kongress im nächsten Jahr sein wird.“
Nina Warken, Bundesministerin für Gesundheit, hatte bereits in ihrem Grußwort im DKVF-Programmheft darauf hingewiesen, dass der Deutsche Kongress für Versorgungsforschung eine herausragende Plattform sei, um neue Entwicklungen, Herausforderungen und Chancen unserer Zeit interdisziplinär zu durchleuchten. Mit Blick auf grundlegende Reformen betonte sie, wie wichtig es sei, evidente Wissensgrundlagen heranziehen zu können und dass dabei der Innovationsfonds ein wichtiges Instrument sei.
Das Symposium zum Innovationsfonds am zweiten Kongresstag war für den Vorstandsvorsitzenden des DNVF, Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann, geschäftsführender Direktor des Instituts für Community Medicine der Universitätsmedizin Greifswald, eines der Highlights des diesjährigen DKVF. Er hob her-vor: „Im Innovationsfonds entwickeln wir Lösungen für drängende Versorgungsprobleme und zeigen die Wirksamkeit in der Praxis. Versorgungsforschende und Ärzt:innen, Pflegefachkräfte und Heilberufler:innen, die vor Ort die Versorgung der Patient:innen verantworten, arbeiten eng zusammen. Der Austausch auf Augenhöhe ist wichtig, damit gute Forschungsergebnisse die Versorgung in der Praxis wirklich verbessern. Wir haben Beispiele vorgestellt, wo dies bereits gelungen ist und mit Vertreter:innen des Innovationsausschuss und des Bundesgesundheitsministeriums diskutiert, wie der Transfer aus dem Innovationsfonds weiter verbessert werden kann.“ Sein Fazit zum DKVF 2025: „Versorgungsforschung liefert evidenzbasierte Handlungsempfehlungen.“
„Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf gehört zu den größten und attraktivsten Orten in Deutschland, an denen innovative Versorgungsforschung seit Jahrzehnten fest etabliert ist“, betont Prof. Dr. med. Dr. phil. Martin Härter, Direktor des Instituts und der Poliklinik für Medizinische Psychologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, DNVF-Hauptgeschäftsführer und Leiter des lokalen Programmkomitees des diesjährigen DKVF. „Wir sind daher sehr glücklich, dass der Kongress einen Rekordbesuch von interessierten Teilnehmenden, insbesondere Nachwuchswissenschaftler:innen, und zahlreichen Patient:innen verbuchen konnte. Thema und Ort haben dies ermöglicht, die Zukunft kann beginnen!“
Breit gefächertes Programm
Zu den Highlights des wissenschaftlichen Programms zählten die drei Plenarsitzungen des Kongresses, die vielfältige Perspektiven auf zentrale Zukunftsthemen der Versorgung boten. In der ersten Plenarsitzung wurde die Fähigkeit, von der Zukunft zu lernen, in den Fokus gerückt. Zunächst erläuterte Prof. Dr. Antje Bierwisch vom Management Center Innsbruck (MCI) das Konzept der „Futures Literacy“ und betonte dabei, dass die UNESCO Futures Literacy als Schlüsselkompetenz des 21. Jahrhunderts bezeichnet. Anschließend stellte Michaela Evers-Wölk vom Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) in Berlin das “Resilienzradar“ vor. Ziel dabei ist es, Frühwarnsysteme für zukünftige Gesundheitskrisen zu entwickeln und gesellschaftliche Resilienz zu stärken. So ergab eine Analyse der systemischen Risiken der Infrastruktur eine mittlere Gefährdungslage mit Tendenz zur Verschärfung. Die zweite Plenarsitzung griff zwei besonders wirkmächtige Einflussfaktoren auf: Demografie und Digitalisierung. Prof. Dr. Malaz A. Boustani, Geriater aus Indianapolis, stellte Versorgungsmodelle vor, die eine evidenzbasierte und werteorientierte Versorgung älterer Menschen er-möglichen. Dr. Sandra Bobersky vom Zentrum für Künstliche Intelligenz, Medizininformatik und Datenwissenschaften (ZKIMED) der Knappschaft Kliniken Universitätsklinikum Bochum beleuchtete, welche Bedeutung eine valide Datengrundlage für den Einsatz von KI in der Gesundheitsversorgung hat. Die dritte Plenarsitzung befasste sich mit den gesundheitlichen Herausforderungen durch den Klimawandel und der Stärkung der Resilienz unseres Gesundheitswesens. Prof. Dr. Petra Thürmann vom Helios Klinikum Wuppertal und der Universität Witten/Herdecke zeigte in ihrem Vortrag, wie Gesundheitswesen und Gesellschaft optimal auf künftige Gesundheitskrisen vorbereitet werden können. Dr. Claudia Konnopka vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf thematisierte die zunehmende Intensität von Extremwetterereignissen wie extremer Hitze und Kälte im Kontext des Klimawandels und deren Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung.
Zahlreiche Auszeichnungen und Preise vergeben
Im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung am 22. September 2025 wurde der Wilfried-Lorenz-Versorgungsforschungspreis verliehen. Der Preis dient der Weiterentwicklung der Versorgungsforschung in Deutschland. Er wird in Erinnerung an das Ehrenmitglied des DNVF, Prof. Dr. Wilfried Lorenz (1939-2014), verliehen. In Anwesenheit von Margit Lorenz, der Ehefrau von Wilfried Lorenz, und ihres Sohns Jörg Lorenz ging die Auszeichnung dieses Jahr an zwei Preisträger, an Jona Frasch und sein Team vom UKE für die Studie „Effects of Extreme Temperature on the Morbidity, Mortality and Case Severity in German Emergency Care“ und an das Team von Dr. Christian Schlett, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, für die Studie „Wirksamkeit eines ärztlich eingeführten Webportals zu Rücken-schmerzen: Eine clusterrandomisierte kontrollierte Studie“.
Bereits zum zweiten Mal wurde der „Versorgungspreis Kinder und Jugendliche“ vergeben – gemein-sam vom Deutschen Netzwerk Versorgungsforschung und der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Ausgezeichnet wurden die Projekte „Pädiatrie und Frühe Hilfen: Evaluation einer komplexen Intervention zur sektoren-übergreifenden Versorgung psychosozial belasteter Familien (PATH)“ und „VersKiK – Versorgung, Versorgungsbedarf und Bedürfnisse von Personen nach einer Krebserkrankung im Kindes- oder Jugendalter“. Beim vergnüglichen Science Slam präsentierten sieben Teilnehmende ihre Forschungsarbeiten auf sehr unterhaltsame Weise und erhielten tosenden Applaus. Dessen Lautstärke – gemessen mit einem Applausometer – entschied: Gewinnerin des begehrten Preises wurde Marie Speckmann von der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg für ihren Vortrag „Schule, Schotter & Stürze“. Darüber hinaus wurden drei Posterpreise verliehen.
Ausblick auf den 25. Deutschen Kongress für Versorgungsforschung 2026 in Köln
Das DKVF-Leitthema 2026 lautet „Menschen. Beziehungen. Organisationen. 25 Jahre gemeinsame Versorgungsforschung.“. Zum ersten Mal übernimmt ein Team von zwei Kongresspräsidentinnen die Leitung des DKVF. Im Rahmen der Abschlussveranstaltung erfolgte die Staffelübergabe des diesjährigen Kongresspräsidenten, Prof. Dr. Horst Christian Vollmar an die beiden Kongresspräsidentinnen des 25. DKVF, Prof. Dr. Lena Ansmann, Lehrstuhl für Medizinsoziologie, und Prof. Dr. Nicole Ernstmann, Lehrstuhl für Versorgungsforschung, Medizinische Fakultät der Universität zu Köln, IMVR – Institut für Medizinische Soziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft. Der DKVF 2026 findet 25 Jahre nach dem Gründungskongress erneut in Köln statt.
Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung
Der gemeinnützige Verein „Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e.V.“ (DNVF) wurde 2006 in Berlin gegründet. Das DNVF steht als interdisziplinäres Netzwerk allen Institutionen und Arbeitsgruppen offen, die mit der Sicherung der Gesundheits- und Krankenversorgung unter wissenschaftlichen, praktischen oder gesundheitspolitischen Gesichtspunkten befasst sind. Das DNVF hat es sich zum Ziel gesetzt, die an der Versorgungsforschung im Gesundheitswesen beteiligten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zu vernetzen, Wissenschaft und Versorgungspraxis zusammenzuführen sowie die Versorgungsforschung insgesamt zu unterstützen und voranzubringen. Darüber hinaus fördert das DNVF den wissenschaftlichen Nachwuchs, beispielsweise durch die Bildung interdisziplinärer Arbeits-gruppen zu fächerübergreifenden Themen der Versorgungsforschung.
www.dnvf.de/
Pressekontakt
Almut Gebhard
i.A. Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e.V.
Tel. +49 (0)30 - 6120 1081
Mobil +49 (0)174 3017754
Email ag@almutgebhard.de
https://www.dkvf.de/de/ - Infos zum Kongress
https://www.dkvf.de/de/programmuebersicht.html - Infos zum Programm
https://www.dkvf.de/de/programm/plenarsprecher-innen.html - Infos zu Key Note Speakern
https://www.dkvf.de/de/presse.html - Presseinformationen
24. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung endete am 24.09.2025
Criteria of this press release:
Journalists
Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Science policy, Scientific conferences
German
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