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Wissenschaft
Eine neue Studie des CHE legt konkrete Vorschläge für das Hochschulmanagement und die Wissenschafts- und Hochschulforschung, kurz WiHo-Forschung vor, die den Wissenstransfer zwischen den Bereichen verbessern sollen. Bislang erfolgt der Austausch von Knowhow nur unzureichend. Um hier erfolgreicher zu sein, sollten die beteiligten Akteure neue Wege gehen, so ein zentrales Fazit der CHE Untersuchung. Hierzu gehören u. a. engere Kooperationsbeziehungen, zielgruppenspezifisch aufbereitete Informationsformate vor allem auf Social Media sowie mehr Orientierungsmöglichkeiten in der Vielfalt vorhandener Informationskanäle.
Mangel an Zeit und Zugangsmöglichkeiten
Die Ergebnisse des TransForM-Forschungsprojekts zeigen: Hochschulmanager*innen schätzen wissenschaftliche Evidenz grundsätzlich sehr – mehr als 60 Prozent halten Forschungsergebnisse für ihre Arbeit für sehr oder überwiegend wichtig. Dennoch nutzt mehr als die Hälfte diese Informationen höchstens einmal pro Monat, ein erheblicher Teil sogar gar nicht. Ein Hauptgrund ist Zeitmangel. Zugleich fehlt es auch an Orientierung darüber, in welchen Kanälen welche praxisbezogenen Informationen aus der Wissenschafts- und Hochschulforschung zu finden sind. Auch die WiHo-Forschenden klagen über fehlende Zeitressourcen für die Durchführung von Transferaktivitäten. Hinzu kommt, dass sie die Scientific Community als ihre Hauptzielgruppe ansehen. Das Ergebnis: WiHo-Forschung und Hochschulmanagement laufen zu oft nebeneinanderher, statt voneinander zu profitieren.
„Beim Transfer geht es nicht nur um den Austausch von Wissen, sondern auch von Ideen und Anregungen. Hochschulmanagement und WiHo-Forschung sollten sich gegenseitig stärker wahrnehmen und den Kontakt zueinander suchen. Dazu braucht es u. a. Begegnungen bei Veranstaltungen online oder in Präsenz sowie einfache und niedrigschwellige Zugänge zu Wissen. Verstärkt sollten dazu zielgruppenorientierte Formate zum Einsatz kommen, sonst bleiben viele wertvolle Erkenntnisse ungenutzt“, erklärt Sigrun Nickel, Leiterin Hochschulforschung beim CHE.
Kürzere Formate, mehr Social Media und Online-Tools
Vor diesem Hintergrund empfiehlt das CHE den WiHo-Forschenden u. a., bei der Verbreitung ihrer wissenschaftlichen Ergebnisse den Fokus mehr auf das Hochschulmanagement als Zielgruppe zu richten. Dabei sollte unterschieden werden zwischen Hochschulleitungen und Personen im mittleren Hochschulmanagement, die z. T. unterschiedliche Informationsbedürfnisse haben. Die Aufbereitung sollte in Formaten erfolgen, die der Arbeitsrealität von Hochschulmanager*innen entsprechen. Geeignet sind etwa kurze News, Artikel in praxisorientierten Zeitschriften oder kuratierte Newsletter mit Neuigkeiten aus der WiHo-Forschung spezifisch für Hochschulmanager*innen. Darüber hinaus wird auch die Entwicklung von Online-Tools als hilfreich erachtet, welche Möglichkeiten zur zielgerichteten Recherche von Erkenntnissen der WiHo-Forschung zu praxisrelevanten Themen bieten.
Auch im Einsatz von Social Media sehen die Wissenschaftler*innen des CHE noch großes Entwicklungspotenzial für den Transfer von Erkenntnissen der WiHo-Forschung. Während bereits mehr als ein Viertel der Hochschulmanager*innen Business-Netzwerke wie LinkedIn nutzt, ist das Engagement der Forscher*innen in diesem Kanal mit rund 11 Prozent deutlich geringer.
Anreize und Freiräume für Transferaktivitäten schaffen
Darüber hinaus empfehlen die Autor*innen der Publikation, sowohl in der WiHo-Forschung als auch im Hochschulmanagement mehr Anreize und Freiräume für den gegenseitigen Wissenstransfer zu schaffen. Für die WiHo-Forschung sind hier vor allem Drittmittelgeber wie das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) angesprochen. Sie sollten diesen Transfer noch expliziter in ihren Ausschreibungen für Förderprojekte berücksichtigen. Auf Seiten des Hochschulmanagements adressiert diese Empfehlung besonders die Leitungskräfte. Diese sollten im Rahmen einer evidenzorientierten Arbeitsweise die Berücksichtigung von Erkenntnissen aus der WiHo-Forschung fördern.
„Die WiHo-Forschung bietet viele wichtige Erkenntnisse für die Weiterentwicklung unserer Hochschulen. Wenn es uns gelingt, diese Ergebnisse verständlich und praxisnah aufzubereiten, können sie eine enorme Wirkung entfalten“, betont Sigrun Nickel. „Bleiben wir jedoch bei den bisherigen Kanälen und Formaten, droht eine dauerhafte Kommunikationslücke. Dann bleibt die Forschung im Elfenbeinturm und das Hochschulmanagement verzichtet auf Wissen, das dringend gebraucht wird.“
Über die Publikation
Die Publikation „Verbesserung des Wissenstransfers zwischen Hochschulforschung und Hochschulmanagement – Empirische Erkenntnisse und Empfehlungen“ (CHE Impulse Nr. 21) bündelt die Ergebnisse des dreijährigen Forschungsprojekts TransForM. Autor*innen sind Sigrun Nickel, Nicolas Reum, Cort-Denis Hachmeister, Saskia Ulrich und Frank Ziegele. Die Veröffentlichung ist die dritte und letzte Teilstudie des vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) geförderten Forschungsprojektes „Transfer von Erkenntnissen aus der Hochschul- und Wissenschaftsforschung in das Management von Hochschulen“ – kurz TransForM.
Über das CHE:
Das CHE ist ein führender Think Tank für die Hochschullandschaft mit mehr als 30 Jahren Erfahrung. Im deutschen Hochschulsystem ist der Ansatz des CHE einzigartig: Es kombiniert empirische Evidenz, Lösungsentwicklung und Umsetzung unter einem Dach. Der Sitz der gemeinnützigen Einrichtung ist in Gütersloh. Gesellschafter sind die Bertelsmann Stiftung und die Hochschulrektorenkonferenz.
Dr. Sigrun Nickel
Leiterin Hochschulforschung
CHE Centrum für Hochschulentwicklung
Tel. 05241 9761-23
E-Mail sigrun.nickel@che.de
Dr. Nicolas Reum
Senior Projektmanager
CHE Centrum für Hochschulentwicklung
Tel. 05241 9761-61
E-Mail nicolas.reum@che.de
Nickel, Sigrun; Reum, Nicolas; Hachmeister, Cort-Denis; Ulrich, Saskia; Ziegele, Frank: Verbesserung des Wissenstransfers zwischen Hochschulforschung und Hochschulmanagement - Empirische Erkenntnisse und Empfehlungen, CHE Impulse Nr. 21, CHE, Gütersloh, 2025, 47 Seiten, ISBN 978-3-911128-20-9
https://www.che.de/download/empfehlungen-wiho-forschung/ - Link zur Publikation
Criteria of this press release:
Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars
interdisciplinary
transregional, national
Research results, Transfer of Science or Research
German
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