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Wissenschaft
Die Schering Stiftung vergibt 2025 erstmalig den Schering Young Investigator Award: Die Auszeichnung geht 2025 an die Biochemikerin und Bioinformatikerin Dr. Agnes Toth-Petroczy. Die Nachwuchswissenschaftlerin erhält die Auszeichnung für ihre wegweisenden Arbeiten zur Evolution, Vielfalt und Funktion von Proteinen – insbesondere solcher, die bisher weitgehend unverstanden sind.
Die Preisverleihung findet gemeinsam mit dem renommierten Ernst Schering Preis statt, der in 2025 an den Berliner Wissenschaftler Prof. Dr. Volker Haucke verliehen wird.
Proteine sind die zentralen Moleküle des Lebens. Obwohl das menschliche Genom rund 20 000 verschiedene Proteine codiert, existieren diese in unzähligen Varianten. Wie diese Vielfalt entsteht, wie Proteine ihre spezifischen Aufgaben im Körper übernehmen – und auch, was geschieht, wenn bei der Herstellung Fehler auftreten – das untersucht Agnes Toth-Petroczy, Forschungsgruppenleiterin am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik, mit einem neuartigen, interdisziplinären Ansatz.
Ein besonderer Fokus ihrer Forschung liegt auf intrinsisch ungeordneten Proteinen, also solchen, die keine feste Struktur haben und daher in der klassischen Biochemie schwer zu analysieren sind. Diese machen rund 30% der menschlichen Proteine aus und sind funktional kaum verstanden. Darüber hinaus untersucht sie phänotypische Mutationen, also Fehler, die während der Proteinherstellung in der Zelle entstehen (Transkriptions- oder Translationsfehler), die nicht im Erbgut verankert sind. Auch dies ist ein weites, bislang wenig erforschtes Feld mit großer Bedeutung für das Verständnis der Evolution von Proteinen und ihrer Rolle in verschiedenen Krankheitsbildern.
In aktuellen Projekten analysiert sie zudem die kollektive Organisation von Proteinen in biomolekularen Kondensaten, kleinen Tröpfchen im Zellinneren, in denen Proteine gezielt zusammenwirken. Ihre Forschung zeigt, wie solche „Treffpunkte“ entstehen, sich evolutionär verändert haben und welche Rolle dabei fehlerhafte Proteine spielen könnten.
Durch die Entwicklung innovativer computergestützter Modelle und Werkzeuge eröffnet sie systembiologische Untersuchungen zu bislang schwer zugänglichen Phänomenen, die sie dann sowohl in der akademischen Grundlagenforschung zum Verständnis der Evolution von Proteinen als auch in der Klinik anwendet.
„Mit Agnes Toth-Petroczy ehren wir eine außergewöhnlich kreative Wissenschaftlerin, die mit großer methodischer Tiefe und Weitsicht neue Wege geht, um bislang verborgene Dimensionen des Lebens auf molekularer Ebene zu erschließen“, würdigt Prof. Dr. Max Löhning, Vorsitzender des Stiftungsrates der Schering Stiftung, die Preisträgerin.
Mit der Einführung des Schering Young Investigator Award erneuert die Schering Stiftung ihre Tradition der Nachwuchsförderung für das 21. Jahrhundert. Der Preis tritt die Nachfolge des Friedmund Neumann Preises an und trägt mit seinem internationalen Namen der globalen Vernetzung der Wissenschaft Rechnung.
Der mit 10 000 Euro dotierte Young Investigator Award wird am 24. November 2025 im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften verliehen.
Über die Preisträgerin:
Agnes Toth-Petroczy studierte Chemie an der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest, Ungarn, wo sie sich auf Theorie und Computation spezialisierte und ein besonderes Interesse an intrinsisch ungeordneten Proteinen entwickelte. Sie promovierte in Lebenswissenschaften im Labor von Prof. Dan Tawfik am Weizmann Institute in Israel, wo sie die Prinzipien der Protein-Evolution erforschte. Mit einem EMBO-Postdoktorandenstipendium entwickelte sie in der Arbeitsgruppe von Debora Marks an der Harvard Medical School (USA) computergestützte Methoden zur Vorhersage der Strukturen ungeordneter Proteine. Anschließend wandte sie sich der translationalen Forschung zu und arbeitete als Instructor in Medicine an der Division of Genetics des Brigham and Women’s Hospital in Boston, wo sie zur Entschlüsselung von mehreren neuartigen Gen-Krankheits-Zusammenhängen beitrug. Seit 2018 leitet sie die Forschungsgruppe „Proteinplastizität und -evolution“ am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik und am Zentrum für Systembiologie Dresden. Sie ist Mitglied des von der DFG geförderten Exzellenzclusters Physics of Life an der TU Dresden, EMBO Young Investigator und Trägerin eines ERC Starting Grant.
Programm der Preisverleihung des Ernst Schering Preises und des Schering Young Investigator Awards
Montag, 24. November 2025
18:00 Uhr: Preisverleihung
Mit einem Vortrag von Dr. Agnes Toth-Petroczy: Disordered Proteins in Evolution and Disease
Ort: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Leibniz-Saal
Markgrafenstr. 38, 10117 Berlin
Teilnahme nur mit Anmeldung möglich.
Bitte melden Sie sich bis zum 3.11.2025 an unter www.scheringstiftung.de/Preisverleihung2025
Porträt Agnes Toth-Petroczy
Source: Katrin Boes
Copyright: Katrin Boes, MPI-CBG
Lab von Dr. Agnes Toth-Petroczy
Source: Katrin Boes
Copyright: Katrin Boes, MPI-CBG
Criteria of this press release:
Journalists
Biology, Chemistry
transregional, national
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German
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