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10/02/2025 08:00

Gezielte Hausarztplanung kann Versorgung in den Regionen bis 2040 sichern

Hendrik Baumann Pressestelle
Bertelsmann Stiftung

    Insbesondere in Kleinstädten und ländlichen Regionen wird es bis zum Jahr 2040 weniger
    Hausärztinnen und Hausärzte geben, als nötig wären. Das geht aus Berechnungen des
    BARMER Instituts für Gesundheitssystemforschung und der Bertelsmann Stiftung hervor. Für eine flächendeckende Versorgung braucht es bessere Digitalisierung der Prozesse in Hausarztpraxen, mehr Übertragung hausärztlicher Aufgaben auf therapeutische und pflegerische Berufe sowie eine gezielte Steuerung, um nachrückende Hausärztinnen und Hausärzte für die betroffenen Regionen zu gewinnen

    Berlin/Gütersloh, 2. Oktober 2025. Viele Hausärztinnen und Hausärzte wollen in den kommenden Jahren ihre Arbeitszeit reduzieren oder das Berufsfeld ganz verlassen. Dazu kommen diejenigen, die regulär in den Ruhestand gehen. In Verbindung mit dem demografischen Wandel und dem steigenden Bedarf an Gesundheitsleistungen führt das dazu, dass die hausärztliche Versorgung in Westdeutschland bis zum Jahr 2040 ähnlich angespannt sein wird, wie heute bereits in den östlichen Bundesländern. Insbesondere für den ländlichen Raum und Kleinstädte gibt es ein Risiko für Unterversorgung. Das geht aus der gemeinsamen Studie des BARMER Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) und der Bertelsmann Stiftung unter dem Dach der Gesundheitsplattform "Health Transformation Hub“ hervor.

    "Eine ausreichende Versorgung mit Hausärztinnen und Hausärzten ist wichtig für jede einzelne Kommune. Besonders im ländlichen Raum stärkt das die Zukunftsfähigkeit einer Region und damit auch das Vertrauen in die Demokratie. Deshalb muss es gelingen, die Bedarfslücken zu schließen“, sagt Brigitte Mohn, Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung.

    Hausärztliche Versorgungsdichte auf bundesweit vergleichbares Niveau bringen

    Auch wenn bei den Hausärztinnen und Hausärzten ein Rückgang erwartet wird, muss das in der Gesamtheit nicht zwingend zu einer Unterversorgung führen. Um in einzelnen Regionen eine ohne weitere Reformen drohende Unterversorgung zu verhindern, würde es ausreichen, wenn in diesen Regionen in den kommenden 15 Jahren insgesamt 40 der nachrückenden Hausärztinnen und Hausärzte pro Jahr zusätzlich tätig werden. Eine Unterversorgung liegt vor, wenn der Sollwert der geplanten Hausarztsitze in einer Region um mehr als 25 Prozent unterschritten wird. Der Sollwert besagt, wie viele Sitze in einer Region für eine ausreichende Versorgung der Patientinnen und Patienten vorgesehen sind. Um bundesweit eine hausärztliche Versorgung auf vergleichbar hohem Niveau zu gewährleisten, müssten jährlich rund 160 Hausärztinnen und -ärzte, und damit zehn Prozent des Nachwuchses, gezielt für künftig schlechter versorgte Regionen gewonnen werden. In diesem Fall wäre die hausärztliche Versorgungsdichte in Deutschland überall auf vergleichbarem Niveau.

    "Es herrscht Handlungsbedarf. Eine begrenzte, zielgerichtete Tätigkeit eines Teils der künftigen Medizinerinnen und Medizinern in bestimmten Regionen würde dazu beitragen, eine Unterversorgung effektiv zu verhindern“, sagt Prof. Dr. med. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER. Zusammen mit einer deutlich konsequenteren Übertragung ausgewählter Aufgaben auf nichtärztliche Assistenzberufe bestehe die Chance, Versorgung effizient und nah am Patienten zu gestalten.

    Anreize für Ansiedlungen schaffen und Versorgungssystem insgesamt weiterentwickeln

    Um die Versorgung in den betroffenen Regionen zu sichern, braucht es gute Bedingungen, damit neu ausgebildete Hausärztinnen und -ärzte sich dort niederlassen. Darüber hinaus aber gilt es, schon länger diskutierte Lösungsansätze für eine Weiterentwicklung des Versorgungssystems umzusetzen. Hierzu zählen vor allem Gesundheitszentren mit Leistungen verschiedener Anbieter unter einem Dach, eine bessere Digitalisierung der Prozesse in Hausarztpraxen sowie eine stärkere Arbeitsteilung mit Angehörigen therapeutischer und pflegerischer Berufe – darunter Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -pfleger oder nicht ärztliche Praxisassistentinnen und -assistenten. Diese könnten, bei entsprechender Qualifizierung, bestimmte Aufgaben übernehmen, die bislang den Hausärztinnen und -ärzten vorbehalten sind.

    In den Berechnungen zur hausärztlichen Versorgung haben die Expertinnen und Experten des bifg erstmals kleinräumige demografische und arbeitsmarktbezogene Aspekte modelliert. Wie das Verhältnis aus Angebot und Bedarf an hausärztlicher Versorgung regional heute und in Zukunft ausfällt, verdeutlicht die Prognose von BARMER und Bertelsmann Stiftung in interaktiven Grafiken auf der Homepage des bifg. Diese basieren unter anderem auf einer repräsentativen Befragung der Bertelsmann Stiftung unter rund 3.700 Hausärztinnen und -ärzten, unter anderem zu ihren Zukunftsplänen, Arbeitszeitwünschen und dem Bedarf an Entlastung. Aus den Befragungsergebnissen, der Bevölkerungsvorausberechnung der Bertelsmann Stiftung auf Gemeindeebene und Informationen des Bundesarztregisters hat das bifg eine regionale Angebots- und Bedarfsprojektion bis zum Jahr 2040 erstellt. Die interaktiven Grafiken sowie eine Beschreibung der Methodik können unter https://www.bifg.de/versorgungskompass/ambulante-versorgung abgerufen werden.

    Ansprechpartner:

    BARMER:
    Athanasios Drougias, Telefon: 0800 333 004 99 1401
    E-Mail: presse@barmer.de

    Bertelsmann Stiftung:
    Jan Böcken, Telefon: 0 52 41 81 81 462
    E-Mail: jan.boecken@bertelsmann-stiftung.de

    Johannes Leinert, Telefon: 0 52 41 81 81 123
    E-Mail: johannes.leinert@bertelsmann-stiftung.de

    Zusatzinformationen:
    Der Health Transformation Hub (HTH) ist eine Plattform für Akteure des Gesundheitssystems, die die Gesundheitsversorgung in Deutschland durch aktives Handeln verbessern wollen – und können. Gemeinsam werden praxisnahe Lösungen entwickelt und in die Umsetzung gebracht. Der HTH ist eine Kooperation der Bertelsmann Stiftung und ihrer hundertprozentigen Tochtergesellschaft BSt Gesundheit gGmbH.

    Über die Bertelsmann Stiftung: Menschen bewegen. Zukunft gestalten.
    Die Bertelsmann Stiftung setzt sich dafür ein, dass alle an der Gesellschaft teilhaben können – politisch, wirtschaftlich und kulturell. Unsere Programme: Bildung und Next Generation, Demokratie und Zusammenhalt, Digitalisierung und Gemeinwohl, Europas Zukunft, Gesundheit, Nachhaltige Soziale Marktwirtschaft. Dabei stellen wir die Menschen in den Mittelpunkt. Denn die Menschen sind es, die die Welt bewegen, verändern und besser machen können. Dafür erschließen wir Wissen, vermitteln Kompetenzen und erarbeiten Lösungen. Die gemeinnützige Bertelsmann Stiftung wurde 1977 von Reinhard Mohn gegründet.


    More information:

    https://www.bertelsmann-stiftung.de
    https://www.healthtransformationhub.de
    https://www.bifg.de/versorgungskompass/ambulante-versorgung abgerufen werden


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    Criteria of this press release:
    Journalists
    Medicine, Social studies
    transregional, national
    Research results
    German


     

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