idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Wie erforscht man eine Region, die für Besucher kaum zugänglich ist? Der Podcast „Remote Chay“ zeigt, wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit neuen Methoden Einblicke in eine abgesperrte Region Chinas gewinnen.
Die Region Xinjiang im Nordwesten Chinas hat in den vergangenen Jahren zumindest in westlichen Medien regelmäßig für Schlagzeilen gesorgt. Berichte von Menschenrechtsorganisationen sprechen von massiven Einschränkungen für die mehrheitlich muslimische uigurische Bevölkerung. Dazu zählen unter anderem strenge Kontrollen im Alltag, Einschränkungen bei der Ausübung von Kultur und Religion sowie Inhaftierungen in sogenannten Umerziehungslagern, aus denen viele Betroffene über Jahre nicht zurückkehren.
Für Forschende aus westlichen Ländern ist es praktisch unmöglich, Xinjiang direkt zu bereisen oder vor Ort Interviews mit der Bevölkerung zu führen. Staatliche Überwachung, restriktive Reisebestimmungen und Sicherheitskontrollen erschweren den Zugang massiv. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler trotzdem verlässliche Einblicke in die Region gewinnen können.
Antworten darauf liefert ein neuer Podcast, der ab sofort auf den gängigen Portalen und im Web abgerufen werden kann. In insgesamt zehn Folgen schildern Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Beispiel der chinesischen Region Xinjiang, wie Forschung möglich ist, wenn sie ein Gebiet nicht selbst bereisen können. Sie erläutern die Methode der „Remote Ethnography“ – also der Forschung aus der Ferne – und diskutieren mit Fachleuten darüber. Zusätzlich gehen sie auf die Frage ein, was sie überhaupt darüber sagen können, was in Xinjiang passiert.
Ein Projekt mit europäischer Förderung
Produziert hat den „Remote Chay Podcast“ das EU-geförderte Projekt „Remote Ethnography of the Xinjiang Uyghur Autonomous Region“ (kurz: Remote XUAR). Das Projekt wird geleitet von Professor Björn Alpermann, Lehrstuhl für Contemporary Chinese Studies der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU), und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Univerzita Palackého v Olomouci (Tschechien) und der Université libre de Bruxelles (Belgien).
Hier ist der Podcast zu finden
Alle Folgen des „Remote Chay Podcast“ sind kostenlos verfügbar – auf gängigen Podcast-Plattformen wie Spotify und Apple Podcasts sowie direkt über die Projekt-Website:
www.remote-xuar.com/podcast
Jede Folge behandelt einen eigenen Schwerpunkt:
Folge 1 – Einführung in „Remote Ethnography“
Die drei Gastgeber stellen das Projekt vor, erklären, was „Remote Ethnography“ bedeutet und wie diese Methode hilft, trotz Zugangsbeschränkungen zur Region Xinjiang zu forschen.
Folge 2 – Entwicklung der Uigurenforschung im 21. Jahrhundert
Ein Historiker und Anthropologe berichtet über die Entstehung und Entwicklung der Forschung zu Xinjiang und den Uiguren. Dabei geht es auch darum, wie neue Methoden wie „Remote Ethnography“ das Fach bereichern können.
Folge 3 – Moscheenzerstörungen in China aus der Ferne erforschen
Thema ist die staatliche Politik der „Sinisierung“ von Religionen in China seit 2016, die zum Umbau oder Abriss vieler Moscheen führte. Die Episode zeigt, wie solche Entwicklungen mithilfe von Ferndaten dokumentiert werden können.
Folge 4 – Digitale Ethnografie in Xinjiang
Im Mittelpunkt steht die Analyse von Blogs, Social-Media-Beiträgen und anderen Online-Quellen als ethnografisches Material. Diskutiert werden Chancen und Grenzen dieser digitalen Forschung sowie Fragen der Ethik und Zuverlässigkeit.
Folge 5 – Digitale Diskurse in China
Eine Expertin für internationale Beziehungen erklärt, wie sich Debatten im chinesischen Internet untersuchen lassen. Sie schildert ihre Erfahrungen mit Analysemethoden und die Schwierigkeiten bei der Auswertung digitaler Daten.
Folge 6 – Globale Perspektive auf Xinjiang
Zwei Forschende sprechen über die politischen Entwicklungen in Xinjiang seit den 2000er-Jahren: von den Unruhen in Ürümqi 2009 über den „Volkskrieg gegen den Terror“ ab 2014 bis hin zu Masseninternierungen seit 2017. Diese Ereignisse werden in größere Zusammenhänge wie Kolonialismus, Überwachung und weltweite Machtpolitik eingeordnet.
Folge 7 – Heikle Fragen stellen: Ethik und Methodik
Ein uigurischer Wissenschaftler teilt seine Erfahrungen beim Führen von Interviews zu sensiblen politischen Themen. Er reflektiert, wie seine Herkunft die Antworten der Gesprächspartner beeinflusste, und spricht über den Umgang mit traumatischen Erfahrungen der Befragten.
Folge 8 – Uigurische Kultur in der Diaspora
Diskutiert wird, wie uigurische Gemeinschaften im Ausland ihre Sprache, Kultur und Identität in Zeiten politischer Repression und Krise bewahren. Grundlage bildet ein Sammelband über die globale uigurische Diaspora.
Folge 9 – Forschung im Zeitalter globaler Überwachung
Die Episode thematisiert Menschenrechtsverletzungen in Xinjiang, Zwangsarbeit und die Rolle internationaler Unternehmen. Zudem geht es um die weltweite Unterdrückung uigurischer Stimmen, auch durch Überwachung und Einschüchterung im Ausland.
Folge 10 – Rückblick und Ausblick
Die Projektleiter ziehen Bilanz: Welche Erkenntnisse hat die Methode der „Remote Ethnography“ gebracht und wie verändert sie die Uigurenforschung? Die Episode fasst die Erfahrungen aus den bisherigen Gesprächen zusammen.
Criteria of this press release:
Journalists, all interested persons
Language / literature, Politics, Religion, Social studies
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Transfer of Science or Research
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).