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Wissenschaft
Eine neue Studie der ESMT Berlin und der Yale School of Management zeigt, dass Patente in unscharf abgegrenzten, sich überlappenden Kategorien deutlich häufiger zu bahnbrechenden Innovationen führen und langfristig größeren wirtschaftlichen Wert schaffen als solche in klar definierten Bereichen.
Bahnbrechende Erfindungen entstehen besonders dann, wenn Wissenskategorien verschwimmen. Das zeigt neue Forschung von Gianluca Carnabuci, Professor of Organizational Behavior an der ESMT Berlin, und Balázs Kovács, Professor an der Yale School of Management. Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass Patente in unscharf abgegrenzten Kategorien, also solche mit mehrdeutigen oder sich überschneidenden Grenzen, eher disruptive Technologien fördern als Patente mit scharfer Abgrenzung. Grundlage der Analyse sind 3,1 Millionen in den USA zwischen 1975 und 2013 erteilte Patente.
Die Forschenden nennen zwei Mechanismen, warum Kategorien mit geringer Trennschärfe Innovation begünstigen. Erstens die Ideenschöpfung bei Lesenden: Wer Patente in solchen Kategorien liest, trifft auf Wissen aus entfernten Feldern und wird zu ungewöhnlichen Kombinationen angeregt. Zweitens die Ideenpositionierung auf Verfasserseite. Erfinder können ihre Patente breiter rahmen und so Anschlussentwicklungen erleichtern.
„Innovationsführer gehen oft davon aus, dass klare Strukturen und scharf definierte Kategorien die Innovationsfähigkeit verbessern“, sagt Gianluca Carnabuci. „Unsere Studie zeigt das Gegenteil: Mehrdeutigkeit ist kein Hindernis, sondern ein Katalysator. Wenn Ideen nicht in enge Kategorien eingeordnet werden, entstehen eher Einsichten, die bestehendes Denken infrage stellen und Durchbrüche ermöglichen.“
Die Ergebnisse zeigen zudem, dass Patente in unscharfen Kategorien auch ökonomisch und technologisch wertvoller sind. Im Durchschnitt sind sie fast drei Millionen US-Dollar mehr wert als vergleichbare Patente in klar abgegrenzten Bereichen und behalten ihren Einfluss über längere Zeit.
Für Führungskräfte und Entscheidungsträger ergeben sich daraus weitreichende Konsequenzen. Starre Produktklassifikationen oder Portfoliostrukturen können Unternehmen ungewollt auf schrittweise Verbesserungen statt auf radikale Neuerungen ausrichten. Wer bewusst eine gewisse Unschärfe in der Organisation und Darstellung von Wissen zulässt, schafft bessere Bedingungen für die Entstehung bahnbrechender Ideen.
Die Studie „Catalyzing Categories: Category Contrast and the Creation of Groundbreaking Inventions“ ist im Journal Academy of Management erschienen, das Publikationen ausschließlich nach einem unabhängigen Peer-Review-Verfahren annimmt.
https://journals.aom.org/doi/abs/10.5465/amj.2023.1010?journalCode=amj
https://esmt.berlin/de/ueber-uns/presse/esmt-berlin-studie-unscharfe-patentkateg...
Gianluca Carnabuci, Professor of Organizational Behavior an der ESMT Berlin
Source: Annette Koroll
Copyright: ESMT Berlin
Patentwert nach Kategorie
Copyright: ESMT Berlin
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Economics / business administration
transregional, national
Research results
German
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