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10/14/2025 14:24

Chemische Munition und Räumungseffekte im Fokus

Ilka Thomsen Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

    14.10.2025/Kiel. Wie wirken sich Munitionsaltlasten auf die Ostsee aus? Welche Technologien können helfen, Altmunition sicher zu identifizieren? Und welche Effekte haben die ersten Räumungen auf die Umwelt? Diesen Fragen geht das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel mit drei aufeinander abgestimmten Forschungsausfahrten nach. Heute startet die zweite Expedition AL642 mit der ALKOR in die südliche Ostsee. Während der 14-tägigen Ausfahrt werden unter anderem neue Unterwasser-Technologien getestet. Besondere Schwerpunkte sind das Bornholm-Becken, wo verklappte chemische Munition kartiert wird, sowie ein Monitoring in der Lübecker Bucht nach den jüngsten Probebergungen im August.

    Hunderttausende Tonnen konventioneller und chemischer Munition liegen seit den Weltkriegen auf dem Meeresboden der Ostsee. Die Metallhüllen korrodieren nach Jahrzehnten im Salzwasser und setzen dabei giftige Stoffe frei. Um die Belastung der Ostsee mit Altmunition besser zu erfassen, unternimmt das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel drei weitere Forschungsausfahrten in den Jahren 2025 und 2026. Heute startet von Kiel aus die zweite Expedition mit dem Forschungsschiff ALKOR.

    Unterwassertechnologie weiterentwickeln

    Während der 14-tägigen Expedition wollen die Forschenden in drei Einsatzgebieten – Polen und Bornholmbecken, Lübecker Bucht sowie Kleiner Belt – untersuchen, welche ökologischen Folgen alte Munitionsbestände haben, wie sich neue Technologien im Einsatz bewähren und welche Effekte die ersten Proberäumungen auf die Umwelt zeigen.

    Dabei kommen autonome und ferngesteuerte Unterwasserroboter zum Einsatz, die akustisch den Meeresboden kartieren, hochauflösende Bilder und Videos liefern sowie Wasserproben nehmen können. An Bord können die Proben mit dem eigens entwickelten mobilen Analysegerät auf Sprengstoff-Rückstände wie TNT oder RDX untersucht werden. Ein Schwerpunkt der Fahrt liegt auf der Weiterentwicklung der Unterwasserfahrzeuge. Diese sollen künftig selbständig Objekte erkennen, klassifizieren und ihre Kartierungsstrategien in Echtzeit anpassen können.

    Fokus auf chemischer Munition in polnischen und dänischen Gewässern

    In der ersten Woche sind Beprobungen von polnischen Gewässern sowie des Bornholmbeckens geplant. Dort sind nach dem Krieg Chemiewaffen versenkt worden – wieviel davon noch auf dem Meeresboden liegt und in welchem Zustand die Kampfstoffe sind, ist wenig untersucht. „Wir wollen für diese Gebiete die Datengrundlage verbessern und herausfinden, wie stark die Meeresumwelt tatsächlich belastet ist“, sagt Fahrtleiter Prof. Dr. Jens Greinert, Meeresgeologe und Leiter der Arbeitsgruppe Deep Sea Monitoring am GEOMAR.

    Auswirkungen der Pilotbergungen evaluieren

    In der zweiten Woche konzentriert sich die Expedition auf die Lübecker Bucht, hier besonders auf den Bereich vor Boltenhagen. Dort ist im Sommer im Rahmen des deutschen Sofortprogramms verklappte Munition mithilfe von Tauchern geräumt worden. „Wir wollen uns angucken, wie es da unten jetzt aussieht“, sagt Greinert.

    Im Rahmen des Projekts CAMMera bereiten die Forschenden zudem exemplarische Untersuchungen an großen Raketensprengköpfen vor, die im Rahmen des neuen CAMMera Projektes gezielt geborgen werden sollen. „Das könnte die Umweltbelastung effektiv vermindern, weil die Konzentration der Schadstoffe in der Umgebung rasch sinkt. Eine für 2027 geplante Räumung wollen wir von wissenschaftlicher Seite vorbereiten“, so Greinert.

    Zum Ende der Fahrt geht es noch in dänische Gewässer im Kleinen Belt, wo ebenfalls größere Mengen chemischer Munition liegen, die bislang kaum systematisch untersucht wurden.

    Risiken verstehen, Lösungen vorbereiten

    Die Expeditionen unterstützen mehrere große Forschungsprojekte, darunter CONMAR, MuniRisk und MMinE-SwEEPER. Beteiligt sind Partnerinstitute aus Deutschland und Polen. Die Ergebnisse fließen in nationale und europäische Strategien zum Umgang mit Munitionsaltlasten ein.


    More information:

    https://muni-risk.eu/ (muni-risk.eu) MUNI-RISK — Mitigation of Risks Due to Submerged Munitions
    https://conmar-munition.eu/ (conmar-munition.eu) CONMAR (CONcepts for conventional Marine Munition Remediation)
    https://mminesweeper-munition.eu/ (mminesweeper-munition.eu) MMinE-SwEEPER (Marine Munition in Europe – Solutions with Economic and Ecological Profits for Efficient Remediation)
    https://www.geomar.de/news/article/chemische-munition-und-raeumungseffekte-im-fo... Bildmaterial


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology, Chemistry, Environment / ecology, Oceanology / climate
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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